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Wayne Gardner: Motorrad-Weltmeister im BMW M3

Kolumne von Friedbert Holz
Wayne Gardner und Eckhard Schimpf in Hockenheim 1992

Wayne Gardner und Eckhard Schimpf in Hockenheim 1992

​Immer wieder glänzen Zweiradartisten auch auf vier Rädern. Dass sich ein Motorrad-Weltmeister aber unter die Tourenwagen-Spezialisten der DTM wagt, das ist dann doch eher selten.

Im Motorsport von zwei auf vier Räder umzusteigen, haben schon einige mit Erfolg geschafft: Erst der selige John Surtees, später Mike Hailwood oder Johnny Cecotto, ganz aktuell Valentino Rossi – und eben Wayne Gardner aus Australien, 1987 Motorrad-Weltmeister der 500 ccm-Klasse auf Honda.

Eigentlich hatte er nach 18 Grand-Prix-Siegen und einem schweren Unfall in Suzuka ganz mit dem Motorsport aufhören wollen. Doch im Alter von 32 erschien ihm das noch zu früh, er suchte nach einem neuen Betätigungsfeld, «denn ich will nicht auf der Bahre meine Karriere beenden».

Dass er schließlich 1992 DTM-Luft schnupperte, hatte er seinen beiden Kumpels Steve Soper und Armin Hahne zu verdanken, die ihn aus dem gemeinsamen Wohnort Monte Carlo kannten und ihm Tourenwagen-Rennen empfahlen.

Gesagt, getan: Durch deren enge Kontakte zum BMW-Team Linder und zu Sponsor Jägermeister fädelten Hahne und Eckhard Schimpf aus dem Haus des Likörherstellers letztlich einen Deal für Wayne Gardner ein.

«Mich faszinierte die Idee, ihm beim Einstieg in den Tourenwagen-Sport zu helfen», erinnert sich Schimpf heute. «Zuerst aber sollte Wayne den für ihn ungewohnten BMW M3 testen, wir waren dazu im August 1992 in Hockenheim, an einem glühend heißen Tag. Ein Auto stand für Armin Hahne bereit, das zweite für Gardner. Der Zweirad-Akrobat aus Australien war auf Anhieb schnell, wenn auch nicht ganz so flink wie Hahne, aber er agierte wie früher äußerst beherzt.»

Und so ließ er es beim Großen Preis der Tourenwagen auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings gleich richtig krachen: Schon im Qualifikationsrennen wurde er als fünftbester BMW-Fahrer auf Rang 6 gewertet, im ersten Lauf sah er als 14. die Zielflagge.

Im zweiten Durchgang aber stoppte ihn ein Unfall schon in der zweiten Runde. Das entmutigte aber den «wilden Hund» aus Down Under, der sein Markenzeichen auf der Fahrertür trug, keinesfalls. Und so trat er auch beim DTM-Finale in Hockenheim nochmals im orangefarbenen M3 an, kam im ersten Lauf auf Platz 16.

Spaß machte ihm, dem Draufgänger, das Fahren eines Renntourenwagens schon, auch wenn er Armin Hahne einmal gestand, dass besonders schnelle Kurven ihn noch sehr fordern würden: «Es ist schwierig für mich, dort das Limit auszuloten.»

Im DTM-Fahrerlager hatte er sich in kurzer Zeit schon viel Respekt eingehandelt, die Sympathien der Zuschauer an der Strecke hatte er sowieso. «Doch leider», so Eckhard Schimpf im Rückblick, «konnte er für 1993 kein Auto bekommen. Die Münchner Marke zog sich zum Ende der Saison 1992 aus der DTM zurück, und Norbert Haug von Mercedes war selbst für 800.000 Mark Jägermeister-Mitgift nicht zu gewinnen.»

Daher orientierte sich der schnelle Australier neu. Er ging zurück in seine Heimat und stieg mit einem Holden Commodore in die dortige V8-Supercar-Serie ein.

Auch erste Erfolge waren ihm beschert, so gewann er 1993 das Rennen im Rahmenprogramm des Australien-GP der Formel 1 und wurde Dritter beim legendären 1000-Kilometer-Rennen von Bathurst.

Von 1996 bis 2001 war er zudem für Toyota in der japanischen Tourenwagen-Meisterschaft unterwegs, wagte sogar einen Sprung zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 1988 qualifizierte er sich hier zusammen mit Philippe Gache und Didier de Radigues auf einem Riley & Scott-Sportwagen, fiel allerdings nach 155 Runden aus.

Nur noch selten steigt der mittlerweile 64-Jährige in ein Rennauto oder auf ein schnelles Motorrad, dafür ist sein Sohn Remy in die Fußspuren des Vaters gestiegen und fährt auch Zweirad-Rennen, trat 2022 erstmals sogar in der MotoGP an.

Wayne Gardner indes musste sich gegen heftige Kritik wehren, als er 2010 das Motorradrennen auf der Isle of Man verbieten lassen wollte, weil viel zu gefährlich, wie er meint.

Im Tourenwagen jedenfalls hatte er sich immer relativ sicher gefühlt und beschrieb den Unterschied zum Motorradfahren einmal so: «Wenn ich mich im Auto mal drehe, sitze ich immer noch fest und mit Gurten gesichert. Wenn mir das aber mit einem Motorrad passiert, liege ich ganz schnell mit meinem Gesicht auf dem Asphalt.»

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