Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Wegen Corona: Kommt Hybrid später?

Von Christian Schön
Rallyesport ohne Zuschauer? Kaum machbar

Rallyesport ohne Zuschauer? Kaum machbar

COVID-19 gefährdet auch die Umsetzung des 2022er WRC-Reglements

Die Formel 1 und die US-amerikanische NASCAR haben bereits reagiert. Beide Serien haben ursprünglich für 2021 geplante Änderungen des Technikreglements auf 2022 verschoben. Der Grund in beiden Fällen: natürlich Corona.

Reise- und Arbeitsbeschränkungen haben vorgesehene Zeitpläne auf nicht absehbare Zeit über den Haufen geworfen. Von den – von Tag zu Tag größer werdenden – finanziellen Problemen vieler Beteiligter ganz zu schweigen.

In der Rallye-WM ist ein neues Technikreglement für die Topklasse der World Rally Cars (WRC) zwar ohnehin erst für 2022 vorgesehen. Doch auch dieses Datum für den Start von Hybrid-Technologie und vereinfachtem Chassis erscheint langsam als sehr optimistisch.

Zwar steht mit der deutschen Firma Compact Dynamics der Zulieferer des einheitlichen Hybrid-Systems inzwischen fest. Doch damit fangen die Probleme erst an.

«Nicht alles lässt sich über Video-Konferenzen klären», sagt beispielsweise Tom Fowler, Technikchef bei Toyota. Aber an gegenseitige Besuche und Meetings in größerem Rahmen ist momentan ebenso wenig zu denken wie an Testfahrten.

Realistisch betrachtet: Das könnte noch Monate lang so bleiben.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, oft weniger diplomatisch als seine Kollegen mit Regierungsverantwortung, rechnet mit einer Wiederaufnahme internationaler Reisen erst, wenn ein Impfstoff gegen COVID-19 im Handel ist. Denn selbst wenn einzelne Staaten ihre nationale Wirtschaft schon vorher wieder anlaufen lassen, dürften weitreichende Kontaktbeschränkungen zunächst weiter bestehen. Vor allem jene über Landesgrenzen hinaus.

Diese Regeln werden besonders lange für die Bereiche des täglichen Lebens gelten, die nicht systemrelevant sind. Und bei aller Liebe, Motorsport fällt leider nicht in diese Kategorie.

Die Fußballorganisationen denken bereits darüber nach, wann Spiele ohne Zuschauer möglich sein könnten. Ihnen ist klar, dass vollbesetzte Stadien wohl so lange auf dem Index stehen werden, bis die berühmt-berüchtigte Herden-Immunität erreicht ist. Dieser Wert, der ein Krankheitserreger an der weiteren Ausbreitung hindert, beträgt bei Corona 60 bis 70 Prozent.

Alleine in der Europäischen Union müssten über 300 Millionen Menschen Immunität durch Überstehen einer COVID-19-Erkrankung oder Impfung erreicht haben. Man muss kein Atomwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass dies nicht innerhalb von ein paar Wochen passieren wird.

Und das ist erst die EU. In einem weltweiten Sport wie der Rallye-WM, in dem Fahrer, Teampersonal und auch Berichterstatter aus aller Herren Länder kommen, ist die Problematik noch deutlich komplexer.

Rundstreckenrennen vor leeren Zuschauertribünen sind zumindest denkbar, egal ob Formel 1, DTM oder Le Mans. Für Rallyes ist eine solche Lösung utopisch. Rallyesport dürfte die letzte Automobilsport-Disziplin sein, bei der zur Tagesordnung übergegangen wird.

Derzeit arbeiten alle Beteiligten – mit Corona-bedingten Einschränkungen – wie geplant auf die Einführung des neuen WRC-Reglements in der Saison 2022 hin. Bleibt zu hoffen, dass die «Krise» in den Griff zu kriegen ist, bevor die finanziellen Auswirkungen für die in der Rallye-WM engagierten Automobilhersteller zu dramatisch werden. Dann könnte bei manchen Marken Motorsport generell kein Thema mehr sein.

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