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M-Sport trotz Zeitproblem für Sardinien vorbereitet

Von Toni Hoffmann
Alle drei Fiesta World Rally Cars von M-Sport legten auf dem Weg von der Türkei zum sechsten Saisonlauf nach Sardinien einen Service-Stopp im britischen Cumbria ein, Sardinien ist gutes Schotterpflaster für den Fiesta.

Vor der WM-Rallye Italien am kommenden Wochenende hat M-Sport Ford die erste schwierige Herausforderung bereits bravourös gemeistert: Alle drei Fiesta World Rally Cars und der vom Team eingesetzte WRC2-Renner, die auf dem in Köln produzierten Erfolgskleinwagen basieren, treffen in Kürze in Alghero an der Nordwestküste Sardiniens ein. Dem voraus ging ein anstrengender Wettlauf gegen die Zeit: Ende September, also vor kaum mehr als acht Tagen, waren die Turbo-Allradler noch bei der Rallye Türkei im Einsatz. Und da diese als bereits zweite Schotter-Veranstaltung in kürzester Zeit hintereinander auf dem Programm stand, mussten alle Fahrzeuge zur Generalüberholung zurück nach Dovenby Hall, dem Workshop von M-Sport im nordenglischen Distrikt Cumbria. Dort waren nach dem Eintreffen der Rallye-Autos bis zu deren neuerlicher Abreise in Richtung des 2.222 Kilometer entfernten Service-Parks auf der Mittelmeerinsel am vergangenen Samstagmorgen die Lichter kaum noch ausgegangen.

Tatsächlich kehrte zum Beispiel der Fiesta WRC von Teemu Suninen, der nach dem Ausrutscher bei der Shake-Down genannten Testsession vor der WM-Rallye Estland eine tiefgreifendere Rundumüberholung benötigte, erst am Mittwoch aus der Lackiererei zurück und musste anschließend komplett wieder aufgebaut werden. Doch Rallye-Mechaniker wären eben nicht Rallye-Mechaniker, würden sie sich vor solchen Mammutaufgaben fürchten.

2019: Bestes WM-Ergebnis für Suninen

Neben dem 26-jährigen Suninen, der auf Sardinien im Vorjahr mit Rang zwei sein bislang bestes Karriere-Ergebnis in der WRC-Topkategorie eingefahren hat und dabei seinen ersten WM-Lauf-Gesamtsieg nur knapp verpasste, greift wieder sein finnischer Landsmann Esapekka Lappi ins Steuer des über 380 PS starken Fiesta WRC. Das dritte World Rally Car von M-Sport pilotiert das 23 Jahre junge britische Nachwuchstalent Gus Greensmith. Als Speerspitze des Teams in der WRC2-Klasse tritt Adrien Fourmaux mit dem Fiesta Rally2 an. Der Franzose reist als Sieger der Rally Legend in San Marino an, die er am vergangenen Wochenende mit einem Ford Fiesta WRC gewonnen hat.

Die Rallye Sardinen/Italien führt über 16 Schotterprüfungen mit einer Distanz von 238,84 Kilometern. Los geht es am Freitag ab 7:50 Uhr morgens mit zwei Wertungsprüfungen (WP), darunter die 21,78 Kilometer lange «Erula – Tula». Sie werden jeweils zweimal befahren. Hand an die Autos dürfen die Techniker erst in der Mittagspause im Service-Park in Alghero legen. Auch am Samstagmorgen stehen vier Prüfungen am Stück ohne Reparaturstopp im Zeitplan. Höhepunkt am Sonntag ist die sogenannte Power-Stage. Sie startet um 12:18 Uhr und äutet das Finale ein. Die fünf schnellsten Fahrer auf dieser WP werden mit bis zu fünf Zusatzpunkten belohnt.

«Zu allererst muss ich unseren Mitarbeitern in Dovenby Hall danken», betont M-Sport-Teamchef Richard Millener. «Sie haben sich voll hereingekniet, damit alle Rallye-Autos rechtzeitig für den WM-Lauf auf Sardinien fertig werden. Ohne ihren Einsatz ständen wir in Alghero mit leeren Händen da! Bei dieser Rallye Italien haben wir in den vergangenen Jahren stets sehr gut abgeschnitten. Ich hoffe, das setzt sich auch 2020 fort. Die Veranstaltung findet etwas später statt als sonst üblich. Als dies zuletzt der Fall war, haben wir einige Überraschungen erlebt - zum Beispiel, dass mit Ott Tänak und Evgeny Novikov unsere beiden damaligen Juniorfahrer auf dem Podium standen. In dieser Jahreszeit könnte das Wetter für Abwechslung sorgen. Zugleich müssen sich unsere Ingenieure Gedanken machen, wie wir unsere Fiesta WRC und ihre Reifen auf die langen Morgenschleifen ohne Service-Stopp schicken. Uns und den Fans steht eine spannende WM-Rallye bevor. Wenn wir etwas mehr Glück haben als zuletzt, können wir mit allen Fahrern und Autos gute Resultate erzielen.»

Der 29-jährige Esapekka Lappi und sein Copilot Janne Ferm blicken gerne auf ihre bisher sechs Einsätze bei der Rallye Sardinien zurück: Auf der Mittelmeerinsel sicherte sich das finnische Duo 2017 erstmals eine Wertungsprüfungs-Bestzeit auf WM-Ebene. 2018 standen beide auf dem Podium.

«Die Rallye findet etwas später im Jahr statt als üblich, das könnte einen Unterschied ausmachen», erläutert Lappi. «Die Temperaturen fallen etwas weniger heiß aus, Wetterkapriolen sind aber nicht ausgeschlossen. Bei dieser Veranstaltung konntest du noch nie einfach nur Vollgas fahren, sondern musstest dir das Material clever einteilen. Dies trifft auf die bevorstehende Ausgabe erst recht zu, denn jeweils zwei Passagen über die Prüfungen am Samstag- und Sonntagmorgen verlangen in puncto Abstimmung und Reifenstrategie nach Kompromissen. Da wartet eine schwierige Aufgabe auf uns. Aber wir sind fest gewillt, ein gutes Ergebnis einzufahren - bei dieser Rallye haben wir beste Chancen, dass uns dies gelingt.»

Auch Teemu Suninen freut sich auf den italienischen WM-Lauf: Auf Sardinien konnte der Finne 2015 die WRC3- und 2016 die WRC2-Wertung gewinnen. Im vergangenen Jahr teilte er sich erstmals das Cockpit mit seinem erfahrenen Landsmann Jarmo Lehtinen - beide schrammten nur um 13,7 Sekunden am Gesamtsieg vorbei.

«Für mich ist es auf Sardinien immer gut gelaufen», bestätigt der 26-Jährige. «Darum freue ich mich auf diese Veranstaltung auch so sehr. Hier hat mir Jarmo 2019 erstmals den Aufschrieb vorgebetet, dabei sprang mit Rang zwei sofort das bisher beste Resultat meiner WM-Karriere heraus. Dass wir rund um Alghero jetzt im Herbst an den Start gehen, macht die Sache aber etwas komplizierter. Trotzdem setze ich darauf, dass wir unsere Schnelligkeit wieder unter Beweis stellen können. Dabei müssen wir voll konzentriert sein und bereits bei der Streckenbesichtigung mit einem perfekten Aufschrieb die Grundlage legen - da kommt es auf jeden Stein auf oder neben der Strecken an. Hoffentlich bleiben wir von Schäden verschont: Ohne Servicepause am Morgen müssten Jarmo und ich das Auto allein mit Bordmitteln selbst reparieren.»

Die beiden jungen Briten Gus Greensmith / Elliott Edmondson reisen ohne große Erfahrungen nach Sardinien: Bislang haben sie den Schotterlauf erst ein Mal bestritten. Dafür treten sie nach Rang fünf bei der Rallye Türkei, ihrem bislang besten Karriere-Ergebnis, mit starkem Rückenwind an.

«Mit nur einem Start auf Sardinien muss ich bei diesem WM-Lauf noch viel lernen», weiß der Rallye-Youngster aus Manchester. «Aber ich mag die Insel und auch die Wertungsprüfungen gefallen mir sehr. Sie sind zwar nicht ganz so grob wie die Pisten in der Türkei, deswegen aber noch lange nicht topfeben. Um den Erfolg der vorherigen Veranstaltung zu wiederholen, müssen wir unsere bestmögliche Performance abrufen. Teemu hat im Vorjahr bewiesen, was mit dem Fiesta WRC bei diesem Event möglich ist. Je mehr Wettbewerbskilometer ich am Steuer dieses World Rally Car bekomme, desto konstanter schnell kann ich fahren.»

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