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Die neue Rallye-WM – der grosse Wurf?

Kolumne von Toni Hoffmann
Mikko Hirvonen und Ford führen in der WM

Mikko Hirvonen und Ford führen in der WM

Die Rallye-Weltmeisterschaft mit der neuen WRC-Generation ist gerade zwei Rallyes alt. Ist die neue Rallye-WM nun besser?

Die Rallye-Weltmeisterschaft ist im Aufschwung. Daran gibt es keinen Zweifel. Es gibt mehrere Beispiele hierfür. Da ist einmal das gestiegene Interesse der Automobilindustrie. Mit der BMW-Tochter Mini kommt via Prodrive Anfang Mai beim italienischen WM-Lauf der dritte Hersteller. Volkswagen wird 2012 teilweise und ab 2013 komplett in die Königsklasse einsteigen. Alles deutet auf das WM-Comeback der Wolfsburger hin.

Das nächste Beispiel – die Hersteller-Wertung. Ab Portugal sind in dieser Wertung elf Teams, bewusst Teams und nicht Automobilmarken wie es früher einmal war, eingeschrieben, wenn auch nur mit drei verschiedenen Automobilmarken. Dennoch – noch nie waren in dieser Kategorie noch nie so viele Teams gemeldet.

Die Voraussetzung hierfür hat das neue Reglement geschaffen, mit dem neuen, so genannten «Weltmotor», dem 1,6-Liter-Turbo-Aggregat, das nun auch für kleinere und damit kompaktere Fahrzeuge wie eben Citroën DS3, Ford Fiesta oder auch Mini geschaffen ist. Hinzu kommen das sequentielle Getriebe mit der «alten» Stockschaltung und ohne Schaltwippe am Lenkrad und der Verzicht auf das Mitteldifferenzial beim Allradantrieb oder anderen elektronischen oder hydraulischen Hilfen, nur um einiges zu nennen.

Das neue Technische Reglement fordert wieder mehr die Fahrerleistung, wie es auch eigentlich sein sollte. Und es hat bisher eine grössere Chancengleichheit geschaffen, wie es auf jeden Fall der Saisonauftakt in Schweden gezeigt hat. Chancengleichheit, auch für die privaten Teams, aber auch deswegen, weil jeder bei Null angefangen hat.

War es aber auch wirklich das berühmte «Gelbe vom Ei»? Eigentlich bilden die beiden bisher absolvierten Rallyes in Schweden und in Mexiko wegen ihres speziellen Charakters noch nicht die richtige Aussagekraft. Schweden war eine echte Winter-Rallye. Mexiko war zwar eine fast ganz «normale» Schotter-Rallye, aber nur fast, weil die Rallye selbst auf über 2.000 Meter Höhe ausgetragen wurde und damit ein Leistungsverlust von bis zu 20 % entstand.

Dennoch, beide Rallyes sagen schon etwas die Wettbewerbsfähigkeit der beiden neuen Fahrzeuge Citroën DS3 WRC und Ford Fiesta RS WRC. Holen wir als erstes Beispiel die Ausgangssituation vor der Finaletappe in Schweden. Dort lagen die fünf ersten Teams innerhalb von nur 16 Sekunden zusammen, drei Fiesta, zwei DS3. Und zwei von ihnen waren mit Mads Östberg und Petter Solberg mehr oder weniger private Teams, die gute Siegeschancen hatten. Gerade Östberg gab in seinem Nachbarland Schweden eine Super-Vorstellung ab, speziell als Leader und damit als Schneepflug auf der zweiten Etappe, wo er nur 7,4 Sekunden auf den späteren Sieger Mikko Hirvonen verlor. Auch die Leistung von P. G. Andersson in einem echten privaten Ford Fiesta RS WRC darf nicht vergessen werden. Hätte er sich keinen Reifenschaden eingefangen, wäre für ihn am Ende sogar das Podium in Reichweite gewesen. Sébastien Loeb ging im schwedischen Schnee nicht nur wegen seiner Rolle als Räummaschine unter, zwei Reifenschäden warfen ihn letztlich ganz aus dem Siegerkreis. Ford feierte in Schweden mit dem Dreifach-Triumph einen perfekten Saisonauftakt. Der Sieg von Ford mit seinen Skandinaviern war nur eine Formsache.

Die nächste Bewährungsprobe, die erste zudem auf Schotter, war Mexiko. Dort regierte Loeb bei den letzten vier WM-Ausgaben, damit war er auch diesmal der klare Favorit. Citroën legte eine bessere Schotter-Performance an den Tag als Ford. Und einer zeigte dort die Zähne, das war Sébastien Ogier. Bis zur sechsten Entscheidung dominierte das Zwei-Zacken-Team mit dem Dreier-Kader Ogier-Loeb-P. Solberg, der dann wegen eines Elektrikproblems weit zurückgeworfen wurde. Ogier und Loeb schrieben auch diesmal die Mexiko-Story mit guten und schlechten Zeiten. Gut bis zum Sonntagmorgen, dann kam für Ogier das Schlechte. Als Leader musste er seinen DS3 mit einem Aufhängungsschaden abstellen und Loeb dessen fünften Mexiko-Sieg überlassen. Und Mikko Hirvonen erbte ohne grössere Eigenleistung den zweiten Platz, mit dem er seine WM-Führung noch ausbauen konnte.

Da die Bedingungen in Mexiko aber einen besseren Vergleich als das diesmal tiefer verschneite Schweden ermöglichen, schauen wir einmal auf die Zeiten der vierten Prüfung «El Cubiliete», mit 18,87 km so lang wie 2010. Sébastien notierte 2010 im Citroën C4 WRC dort 11:49,9 Minuten, in diesem Jahr schaffte er diese im Citroën DS3 WRC in nur 11:41,1 Minuten, war damit sogar 8,8 Sekunden schneller als im Vorjahr. Ansonsten lagen die Zeiten bei den gleich langen Prüfungen Mexikos fast auf dem gleichen Niveau wie 2010.

Fazit: An Schnelligkeit haben die neuen WRC-Fahrzeuge nichts eingebüsst. Es darf damit eine wirklich spannende Saison erwartet werden. Beide Automarken haben bisher gewonnen. Der nächste Lauf Ende März in Portugal verspricht einen nicht vorhersehbaren Ausgang. Und auch Mini hat, da Citroën und Ford ja auch ganz von vorne anfangen mussten, eine gute Einsteigerchance. Aussenseiter ist Mini nur bedingt, weil Citroën und Ford bis zum Mini-Einstieg Erfahrungen aus bis dann vier absolvierten Läufen gesammelt haben, ansonsten wäre die Ausgangslage wohl gleich. Bleibt zu hoffen, dass sich nun auch etwas in der Vermarktung und in der TV-Berichterstattung unter dem neuen Promoter Vladimir Antonov bewegt.

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