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Skoda feiert «120 Jahre Motorsport» mit 2 WRC2-Titeln

Von Thorsten Horn
Manfred Hiemer und Armin Schwarz

Manfred Hiemer und Armin Schwarz

Der neuerliche Gewinn der WRC2 war für Skoda die Krönung der sportlichen Aktivitäten 2021 und passte hervorragend zum Jubiläum «120 Jahre Skoda Motorsport». Die Liste an Erfolgen ist freilich um einiges länger.

Nachdem der Norweger Andreas Mikkelsen und sein Stammbeifahrer Ola Floene den Titel in der WRC2 schon beim vorletzten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 2021 eingefahren hatten, sicherten beim Finale, der ACI Rallye Monza, die Skoda-Besatzungen Nikolay Gryazin und Konstantin Aleksandrov aus Russland sowie Enrico Brazzoli und Manuel Fenoli aus Italien ihrer Mannschaft Movisport die Teamweltmeisterschaft in der gleichen Kategorie. Das von Skoda direkt unterstützte Team Toksport WRT, für das neben Mikkelsen und Floene bzw. beim Finale der britische Beifahrer Phil Hall, auch der Bolivianer Marco Bulacia und der Argentinier Marcelo der Ohannesian auf Punktejagd waren, landete mit nur einem Punkt Rückstand auf dem zweiten Rang.

Der 1895 in Jungbunzlau (Mlada Boleslav) gegründete Fahrrad-Hersteller und Skoda-Vorläufer Laurin & Klement betätigt sich seit 1901 im internationalen Motorsport. Die damals im nordöstlichsten Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie beheimatete Firma beteiligte sich in jenem Jahr mit einem Einzylinder-Motorrad der Marke L&K, konstruiert von den Unternehmensgründern Vaclav Laurin und Vaclav Klement, am Städterennen von Paris nach Berlin über rund 1200 Kilometer. Der Werksfahrer Narcis Podsednicek erreichte das Ziel in der deutschen Hauptstadt erst um 3 Uhr morgens als Erster aus dem Feld der Motorradfahrer, doch da zu diesem Zeitpunkt die offizielle Zeitmessung am Ziel bereits geschlossen war, wurde Podsednicek nicht gewertet, blieb allerdings der moralische Sieger.

Nur vier Jahre später schwenkte L&K auf die Produktion von Automobilen um und machte sich fortan auch im Rennsport einen Namen. Im Jahr 1908 gelang es, im englischen Brooklands einen Geschwindigkeitsrekord in einem Laurin & Klement FCS aufzustellen. Angetrieben von einem Vierzylinder-Motor mit rund 100 PS Leistung erreichte der offene Wagen eine Geschwindigkeit von 118,72 km/h.

Ab 1910 gewann das drei Fahrzeuge starke L&K-Werksteam fünf Jahre in Folge eine Goldmedaille bei der berüchtigten Alpenfahrt und 1912 stand erstmals ein Fahrzeug von L&K auf der Teilnehmerliste der Rallye Monte Carlo.

Im Jahr 1925 stieg dann der in Pilsen ansässige Industriekonzern Skoda bei Laurin & Klement als strategischer Partner ein und übernahm die Firma schließlich. Der erste größere Erfolg von Skoda im Motorsport datiert auf den Januar 1936, als ein Skoda Popular Sport bei der fast 4000 Kilometer langen Rallye Monte Carlo den zweiten Platz in seiner Kategorie belegte. Ein Jahr später wiederholte ein Skoda Rapid diesen Erfolg.

1948 feierte das Serienmodell Skoda 1101 beim 24h-Rennen in Spa-Francorchamps einen Dreifachsieg in seiner Klasse. Am 24h-Rennen in Le Mans nahm 1950 ein Skoda Sport, ein zweisitziger Rennwagen auf Basis des Skoda 1101, teil.

1953 erreichte der Skoda Supersport dank Motor mit Kompressor-Aufladung eine Geschwindigkeit von 197,8 km/h und war damit seinerzeit das schnellste tschechische Auto. Offene Sportwagen auf Basis des Serienmodells Skoda 1101 errangen danach zahlreiche Siege bei Rundstreckenrennen in Osteuropa.

1959 stellte Skoda den Octavia TS vor, der in der Klasse der Tourenwagen bis 1300 ccm Hubraum von Erfolg zu Erfolg fuhr. 1961 gewann das finnische Duo Esko Keinänen und Rainer Eklund bei der Rallye Monte Carlo seine Klasse und belegte außerdem einen sensationellen sechsten Platz in der Gesamtwertung. Auch in den Jahren 1962 und 1963 gewannen Crews im Skoda Octavia TS jeweils ihre Hubraumklasse.

In den 1960er-Jahren schrieb der 1000 MB für Skoda als erstes Modell mit Hinterradantrieb und Heckmotor das nächste Kapitel in der Motorsportgeschichte der Marke.

Mit dem Nachfolger Skoda 130 RS feierte vor allem der norwegische Rallyefahrer John Haugland große Erfolge. Das Fahrzeug, das wegen seines technischen Grundkonzepts den liebevollen Spitznamen «Porsche des Ostens» erhielt, gewann seine Klasse bei der Rallye Monte Carlo 1977 ebenso wie bei der Akropolis-Rallye in den Jahren 1978, 1979 und 1981. Mit dem 130 RS sicherte sich Skoda außerdem auf der Straße 1981 den Herstellertitel in der Tourenwagen-Europameisterschaft.

Das Nachfolgemodell Skoda 130 LR erzielte in den Jahren 1985 und 1986 Klassensiege bei der RAC-Rallye, dem britischen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft.

Die Rallye Monte Carlo im Jahr 1991 markiert für Skoda den Beginn der jüngeren Motorsportgeschichte. Im Favorit 136 L gewannen Pavel Sibera und Petr Gross von 1991 bis 1994 vier Jahre in Folge ihre Klasse. Im Jahr 1994 sicherten sich die Tschechen in der Rallye-WM außerdem den Titel im F2-Cup für Fahrzeuge mit Motoren unter zwei Litern Hubraum und einer angetriebenen Achse.

1996 ließ das neue Skoda Felicia Kit-Car die Konkurrenz in seiner Klasse bei der Rallye Monte Carlo hinter sich. Das siegreiche Team bildeten einmal mehr Pavel Sibera und Petr Gross.

Mit dem schwedischen Profi Stig Blomqvist am Steuer fuhr das Skoda Felicia Kit-Car zudem auf einen beachtlichen dritten Gesamtrang bei der RAC-Rallye.

Im Januar 1997 konnten Emil Triner/Julius Gal den Klassensieg bei der Rallye Monte Carlo wiederholen.

Mit dem 1999 vorgestellten Skoda Octavia WRC stieg das Werksteam erstmals in die höchste Klasse der FIA Rallye-Weltmeisterschaft ein. Das 300 PS starke Allradfahrzeug mit Turbomotor war das erste sogenannte World Rally Car der Marke. Mit diesem war 2001 ein sehr erfolgreiches Jahr für die Marke mit dem auf einem Pfeil befindlichen Vogelkopf als Logo. Die deutschen Werksfahrer Armin Schwarz/Manfred Hiemer sicherte sich zum Saisonauftakt einen vierten Gesamtrang bei der Rallye Monte Carlo. Wenige Wochen später folgte beim härtesten WM-Lauf, der Safari-Rallye in Kenia, der größte Erfolg der Marke in der Rallye-WM, als die beiden auf den dritten Gesamtrang fuhren. Zudem war der Skoda Octavia WRC auch in zahlreichen nationalen Meisterschaften erfolgreich.

Von 2003 bis 2007 sorgte das Nachfolgemodell Skoda Fabia WRC für die nächsten Erfolge der tschechischen Marke. 2005 nahm der legendäre Colin McRae beim WM-Lauf in Australien sogar Kurs auf Rang 2, bevor ihn ein Missgeschick beim Service vorzeitig stoppte.

Ab 2009 eroberte der Skoda Fabia Super 2000 die Rallyeszene im Sturm. In den Jahren 2012 und 2013 gewann der Allradler mit Zweiliter-Saugmotor mit Kevin Abbring/Lara Vanneste (NL/B) bzw. Sepp Wiegand/Frank Christian (D) seine Klasse bei der Rallye Monte Carlo. Zudem errang man mit diesem Fahrzeug in der Rallye-Europameisterschaft drei Titel in Folge: 2012 mit den Finnen Juho Hänninen/Mikko Markkula, 2013 mit den Tschechen Jan Kopecky/Pavel Dresler und 2014 mit Esapekka Lappi/Janne Ferm, ebenfalls aus dem Land der 1000 Seen.

Nach dem Gewinn der Intercontinental Rally Championship (IRC) 2010 holte Juho Hänninen den Titel in der S-WRC-Kategorie der Rallye-WM 2011. Danach wurden Andreas Mikkelsen und Ola Floene (N) 2012 und 2013 IRC-Champions.

Der Titel in der FIA Asien-Pazifik-Rallye-Meisterschaft (APRC) ging drei Jahre in Folge (2012 bis 2014) an Teams in einem Skoda Fabia Super 2000.

Insgesamt wurden mit dem Fabia Super 2000 weltweit 50 nationale und internationale Titel eingefahren, womit er das erfolgreichste Kapitel in der Motorsportgeschichte der Tschechen schrieb – bis ihn der Skoda Fabia R5 ablöste.

Der von einem 1,6-Liter-Turbomotor angetriebene Flitzer knüpfte auf Anhieb an die Erfolge seines Vorgängers an. Mit dem verbesserten Skoda Fabia R5 evo gewannen die Werksfahrer von Skoda Motorsport Esapekka Lappi (FIN, 2016), Pontus Tidemand (S, 2017), Jan Kopecky (CZ, 2018) und Kalle Rovanperä (FIN, 2019) die WRC2- beziehungsweise WRC2 Pro-Kategorie vier Mal in Folge. 2019 holten die Franzosen Pierre-Louis Loubet und Vincent Landais mit dem R5 evo den Titel in der WRC2-Privatfahrer-Kategorie.

Von 2015 bis 2019 gewann Skoda zudem fünf Jahre in Folge den Herstellertitel in den Kategorien WRC2 bzw. WRC2 Pro. Gleichzeitig feierten die Tschechen mehrere Titel in der Rallye-Europameisterschaft (ERC), der Asien-Pazifik-Rallye-Meisterschaft (APRC), der Rallyemeisterschaft Südamerika (CODASUR) und der Rallyemeisterschaft Afrika (ARC). Darüber hinaus fuhren Privatfahrer mit dem R5 bzw. R5 evo ebenfalls zahlreiche nationale Meistertitel ein.

Ab 2020 wurde aus dem Skoda Fabia R5 evo der Fabia Rally2 evo, der damit dem zu diesem Zeitpunkt von der FIA neu geordneten Klassensystem entsprach. Gleichzeitig änderte Skoda Motorsport seine Strategie in der Rallye-WM. Der Fokus richtete sich nicht mehr auf das eigene Werksteam, sondern auf die Unterstützung privater Teams. Wiederum mit Erfolg. So wurde zum Beispiel die deutsche Mannschaft Toksport WRT in der WRC2 Team-Champion. Unter den 14 Titeln und Trophäen, die Skoda-Kunden 2020 holten, sticht einer für die tschechische Marke ganz besonders heraus: Barry McKenna und James Fulton aus Irland gewannen die ARA National Championship Trophy in den USA und damit den ersten Titel dieser Art für Skoda in Nordamerika.

Wie eingangs beschrieben, war auch die Rallye-WM-Saison 2021 eine sehr erfolgreiche für Skoda. Diese begann bezeichnenderweise mit dem WRC2-Sieg für Andreas Mikkelsen/Ola Floene bei der Rallye Monte Carlo und endete schließlich mit dem Fahrer- bzw. auch dem Co-Piloten-Titel für die beiden.


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