Valentino Rossi sucht das Glück

Die artenreichste Oldtimer-Rallye Richtung München

Von Toni Hoffmann
Von Köln nach Speyer: Wunderschöne Landschaften mit spannenden Aufgaben, es waren 483 herausfordernde Kilometer bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem Weg von Köln nach Speyer.

Die Teilnehmer der ‚artenreichsten‘ Oldtimer-Rallye, dem rollenden Automobilmuseum des Revival 2022 der Olympia-Rallye’72, lockten erneut viele Fans an die Strecken. Wie damals geht es von Kiel nach München, die vierte Tagesetappe führte von Köln aus durch die Vulkaneifel über die Strecken des Eifel Rallye Festivals nach Daun ans Gemündener Maar.

Nach der Espressopause ging es durch die Weinberge ins Moseltal und durch den Hunsrück bis zur Mittagspause ins TRIWO-Testcenter auf dem Flughafen Pferdsfeld. Weiter durch den Hunsrück und entlang der Glan führte die Strecke dann nach Kaiserslautern. Auf dem Stiftsplatz inmitten der Stadt umrahmten die Organisatoren den Kaffestopp mit einer Ausstellung von Rallye-Oldies. Acht Teilnehmer und Organisatoren von 1972 stellten sich den Fragen des Moderators, sie konnten so manche Episode aus ihren Erinnerungen berichten. Über die legendären Prüfungen im Pfälzer Wald wie Waldleiningen führte die Strecke dann ins Etappenziel zum Technik-Museum in Speyer. Mehrere Hundert Fans verfolgten dort die abschließende Prüfung. Am Abend gab es eine weitere Ehrung für Walter Röhrl, im Beisein von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler trug er sich in das goldene Buch der Stadt Speyer ein.

Erinnerungen von «Doc» Rehles

Unter den ‚Ehemaligen‘ auf dem Stiftsplatz in Kaiserslautern war auch Werner Rehles aus Idar-Oberstein. Er fuhr damals Service für die Startnummer 360, seine Freunde Tilo und Henning Wünsch vom Sportfahrerteam Hunsrück aus Idar-Oberstein (STH) im Fiat 127. Von Kiel nach München folgte er in vier Tagen und Nächten in einem R4 dem Tross. «Die beiden Brüder fuhren als 66. der 147 angekommenen Teams über die Zielrampe. Im Auto hatte ich außer etwas Werkzeug eigentlich nur die vier Reifen für die Schotterprüfungen. Bei der einzigen Pause in Groß-Gerau schliefen wir zu dritt in der Studentenbude von Henning in Mainz. Auf den Verbindungsetappen habe ich mich oft von Raststätte zu Raststätte gekämpft, um mit etwas Wasser im Gesicht wieder fit zu werden.» Rehles ergänzte: «Ich bin fasziniert, dass es gelungen ist, dieses Revival auf die Beine zu stellen.»

Der 83jährige Dieter Steitz war Zeitnehmer auf der WP Heldenstein im Pfälzer Wald. Er brachte sein Organisationsschild und das originale Plakat von 1972 mit auf den Stiftsplatz. «Das war damals die größte Rallye überhaupt, für uns alle war es etwas Besonderes, dabei sein zu dürfen. Es ist fantastisch, was jetzt zur Erinnerung hier aufgeboten wird. Ich habe heute schon viele Bekannte aus der damaligen Zeit getroffen.»

Die Brüder Juha und Vesa Mikkola nehmen in Erinnerung an ihren Vater, der verstorbenen Rallye-Legende Hannu Mikkola, am Festival teil. Sie pilotieren jenen Audi Quattro, der für ihren Vater vorgesehen war. «Es ist so fantastisch, neben der Erinnerung an Papa lernen wir auf diese Art die wunderschönen Landschaften in Deutschland kennen. Heute sind wir teilweise hinter Walter hergefahren und bekamen etwas von dem Ruhm ab, der eigentlich ihm zugedacht war. Wir haben uns wie kleine Stars gefühlt. Es ist gigantisch, was der Veranstalter hier mit diesem Revival geschaffen hat.»

Das sagten die Teams:

Ralf Klaus / Knut Möller, RCK Hannover, Austin-Healey 3000 MK III, Baujahr 1965, Klasse 1

«Die Strecken sind super, ich wusste nicht, dass es in Deutschland so tolle Ecken gibt. Ein einmaliges Erlebnis. Wir erleben hier für uns neue Aufgaben, vor allem in der Orientierung. Da lernst du bei jeder WP dazu.»

Christian Madey / Britta-Christin Rehberg, Fast N‘ Loud, Leyland Innocenti Mini Cooper 1300, Baujahr 1972, Klasse 1

«Wir stehen zwar mit dem Mini in den Listen, der hat uns aber am Dienstag nach der Kaffeepause die Mitarbeit aufgekündigt. Ein Freund hat dann unseren Porsche aus München hochgebracht, so dass wir weiterfahren konnten. Die Strecken sind super, die Prüfungen sehr kernig, so anspruchsvoll haben wir das noch nicht erlebt.»

Hans-Jürgen Kirschbaum / Hartmut Sohn, Ecurie-Aix-la-Chapelle / MSC Hermannsdenkmal, BMW 700, Baujahr 1961, Klasse 1

«Es ist der Wahnsinn, heute sind wir durch den schönsten Teil Deutschlands gefahren. Die Weinberge an der Mosel, einfach nur toll. Und dazu noch Zuschauer ohne Ende an den Strecken.»

Karl-Heinz Wenzel / Susanne Heiler, MC Hassloch, VW 1303 S Salzburg, Baujahr 1973, Klasse 2

«Bei den vielen Fans entlang der Strecke kommst du mit dem Winken nicht mehr nach. Es ist toll die vielen Rallyeklassiker im Pfälzer Wald fast vor unserer Haustür nochmal fahren zu dürfen. Das ist sehr emotional. Heute war natürlich ein harter und langer Tag aber egal wie es auf den Prüfungen läuft, München ist das Ziel.»

Dr. Fritz Lehensteiner / Rainald Seitelberger, MIG Linz, Audi Quattro A 2 Gr. B, Baujahr 1984, Klasse 2

«Zum Schluss haben wir uns nochmal ordentlich verfranzt. Vielleicht auch, weil wir nach dem langen Tag etwas müde und unkonzentriert waren. Für uns als Österreicher ist das eine wunderbare Art Deutschland mit all den großartigen Ecken zu erkunden. Als Präsident der IGMS Salzburgring kann ich einschätzen, welch enormer organisatorischer Aufwand zur Umsetzung dieser Veranstaltung erforderlich ist.»

Volker Scheck / Yves Chantraine, Zebulon Classic Rallye Team, Lancia Delta Integrale, Baujahr 1991, Klasse 2

«Wie war der Tag: lang, anstrengend aber schön. Diese Begeisterung selbst in den kleinsten Ortschaften zu erleben ist etwas ganz Besonderes. Da winken alt und jung nebeneinander.»

Helmut Fischer / Gerda Fischer, 0, VW 1302, Baujahr 1971, Klasse 3

«Die Strecken sind sehr schön, die Prüfungen sehr anspruchsvoll. Waldleiningen war ein Traum, nur die Orientierungsetappen, die mögen wir nicht so.»

Dirk Gärtner / Sebastian von Rüdgisch-Ballas, Porsche 911 RSR, Baujahr 1973, Klasse 4

«Uns macht es schon seit Sonntag riesigen Spaß. Am Montag hat unser Porsche vor Wolfsburg geschwächelt, aber mit der Hilfe von Freunden und anderen Teilnehmern passt es jetzt wieder. Wir wollen unbedingt nach München, begleitet von diesen unzähligen Fans entlangder Strecken.»

Hermann Schütz / Rolf Hamprecht, Hamprecht Opel Olympia Team, Opel Olympia - 51, Baujahr 1952, Klasse 3

«Der Tag war trotz der Länge und der Hitze sehr angenehm, wir sind aber auch froh,  jetzt im Ziel zu sein. Am Dienstag war in Braunschweig an unserem ‚Olympia‘ auf einmal die Bremse weg. Mit Hilfe des ADAC konnten wir das Problem lokalisieren und das Auto wieder fahrbereit machen. Dann begann die Telefonkette: Ein Bekannter aus Paderborn, anerkannter Spezialist für den 51er Olympia, kannte jemanden in Hildesheim. Der wiederum kannte jemand in Flensburg der dann nach Kiel fuhr und dort die Ersatzteile bei einem Spezialhändler abholte und zu uns brachte. Wir konnten reparieren und sind jetzt weiter auf dem Weg nach München.»

So geht es weiter:

Tag 6 (Samstag, 13.08.2022) – 317 km – 9 WPs
Regensburg – Konzell – Grün – Plattling – Pilsting – Landshut – München

www.olympiarallye72.com.

Zeitplan – Samstag, 13. August 2022 (jeweils 1. Fahrzeug):

Regensburg – München (320 km)

07:01: Regensburg Jahn-Stadion
07:13: Tegernheim
07:40: Wiesent
07:46: Wörth an der Donau
08:08: Wiesenfelden
08:11: WP 43
08:19: Zinzenzell
08:31: WP 44
08:32: Loitzendorf
08:49: Landorf
08:55: Konzell
09:15: WP 45
09:51: WP 46
09:51: Schwarzach
10:36: Metten
10:48: Deggendorf
10.51: Fischerdorf
11:04: Plattling
11:06: WP 47
12:26: WP 48
12:52: Pilsting
14:05: Kampfrain
14:21: Landshut
14:42: Landshut-Ellernmühle
14:46: WP 49
15:01: WP 50
15:14: Inzkofen
15:34: Marzling
16:22: München-Freiman

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