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Starke Besetzung bei der Zentral Europa Rallye

Von Toni Hoffmann
Komplette Rallye-Weltspitze inklusive des achtmaligen Champions Sébastien Ogier kommt zur neuen Veranstaltung im Dreiländereck Deutschland–Österreich–Tschechien, dem vorletzten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft.

Titelentscheidungen in der WRC-Fahrerwertung und der Kategorie WRC2 möglich.

Alle Infos zu den Highlights der Starterliste unter http://www.centraleuropeanrally.eu. Reichlich Zündstoff bietet die Nennliste der Zentral Europa Rallye (26. bis 29. Oktober 2023). Beim neuen Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft in Zentral-Europa gehen 68 Teams an den Start. Die Weltelite der Rallyepiloten kämpft im Dreiländereck Deutschland–Österreich–Tschechien um die Weichenstellungen in der Fahrer-WM, aber auch andere sportliche Entscheidungen könnten bereits fallen. Es dürfte damit eine äußerst spannende Angelegenheit werden, wenn die 68 Teams auf die 18 Wertungsprüfungen starten.

An der Spitze stehen die Werksmannschaften von Toyota, Hyundai und Ford (M-Sport), die den Gesamtsieg beim zwölften Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) unter sich ausmachen werden. Das Gros bildet die Kategorie WRC2 mit 32 Teilnehmern. Die Besatzungen kommen aus 23 Nationen, die Co-Gastgeber Deutschland und Tschechien stellen die größten Kontingente. Die weiteste Anreise zum WM-Lauf zwischen Prag und Passau haben Teams aus Japan, Paraguay und Taiwan.

Toyota Gazoo Racing, seit der zurückliegenden Rallye Chile bereits als Marken-Weltmeister feststehend, tritt mit Titelverteidiger Kalle Rovanperä und Beifahrer Jonne Halttunen (beide Finnland), Elfyn Evans/Scott Martin aus Großbritannien sowie dem japanisch-irischen Duo Takamoto Katsuta/Aaron Johnston an. Einen vierten Toyota GR Yaris pilotiert der achtmalige Weltmeister Sébastien Ogier, dem sein französischer Landsmann Vincent Landais das «Gebetbuch» vorliest.

Das Hyundai Shell Mobis World Rally Team schickt drei Hyundai i20 Rally1 für die Teams Thierry Neuville/Martijn Wydaeghe aus Belgien sowie die Finnen Esapekka Lappi/Janne Ferm und Teemu Suninen/Mikko Markkula ins Rennen. Und das M-Sport Ford World Rally Team bereitet drei Ford Puma Rally1 für die Esten Ott Tänak/Martin Järveoja sowie Pierre-Louis Loubet/Nicola Gilsoul (Frankreich/Belgien) und Grégoire Munster/Louis Louka (Luxemburg/Belgien) vor.

Alle Fahrzeuge der Werksteams (Klasse RC1) verfügen über einen hochmodernen Hybrid-Antrieb. Dieser kombiniert einen 1,6-Liter-Turbobenziner (rund 380 PS) mit einem Elektromotor, der kurzzeitig zusätzliche 135 PS zur Verfügung stellt oder etwa bei Ortsdurchfahrten eigenständig genutzt werden kann. Der Allradantrieb und das sequenziell geschaltete Sechsganggetriebe funktionieren rein mechanisch, elektronische Fahrhilfen sind verboten.

Toyota-internes Titel-Duell

Um den Fahrertitel duellieren sich die beiden Toyota-Werkspiloten Kalle Rovanperä und Elfyn Evans. Rovanperä, in der zurückliegenden Saison im Alter von 22 Jahren jüngster Weltmeister aller Zeiten, führt bei zwei noch ausstehenden Rallyes die Gesamtwertung aktuell mit 31 Punkten Vorsprung an. Bei pro WM-Lauf maximal zu erzielenden 30 Zählern wird der Finne seine Tabellenführung auf jeden Fall bis zum Saisonfinale in Japan (16. bis 19. November 2023) behalten. Rechnerisch kann er sich aber auch bereits bei der Zentral Europa Rallye seinen zweiten Titel sichern.

«Ich mag neue Rallyes und neue Herausforderungen. Angesichts meiner Tabellenführung kann ich bei der Zentral Europa Rallye etwas mehr Risiko gehen und auf Sieg fahren, das kommt mir natürlich entgegen. Eine konzentrierte Streckenbesichtigung ist die Basis zum Erfolg. Ich bin echt gespannt, was uns erwartet», blickt Rovanperä voraus. Teamkollege Evans setzt auf seine Asphalt-Qualitäten. «Dass wir den letzten Asphaltlauf in Kroatien gewonnen haben, zeigt, dass man uns auf dem Zettel haben muss», ist der Waliser optimistisch. «Das Dreiländerkonzept finde ich spannend. Ich hoffe auf einen guten Mix zwischen schmalen, kurvenreichen und schnellen Pisten.»

Rechnerisch noch Chancen auf Gesamtrang zwei haben auch Hyundai-Speerspitze Thierry Neuville und Ford-Pilot Ott Tänak, der gerade in Chile seinen zweiten Saisonsieg erzielte. «Das Besondere an der Zentral Europa Rallye ist, dass die WM so gut wie entschieden ist und nahezu alle Werksfahrer auf Sieg fahren werden. Es könnte je nach Wetterlage also auch einige sehr spezielle Entscheidungen bei der Reifenwahl geben. Keine Frage: Das wird eine ganz besonders spannende Rallye», ist sich Neuville sicher. «Grundsätzlich finde ich es gut, wenn nicht immer die gleichen Rallyes und Strecken auf dem Programm stehen», begrüßt Tänak den deutsch-österreichisch-tschechischen Neuling im WM-Kalender.

Höhere Mathematik in der WRC2

Noch offen ist die Titelentscheidung in der Kategorie WRC2. In dieser zweiten Liga der Rallye-WM werden seriennahe Fahrzeuge mit 1,6-Liter-Turbobenziner (rund 295 PS) und mechanischem Allradantrieb eingesetzt. Alle Meisterschaftskandidaten haben ihre Nennung zur Zentral Europa Rallye abgegeben. Tabellenführer ist der Norweger Andreas Mikkelsen, der im Škoda des in der Nähe des Nürburgrings beheimateten Teams Toksport WRT antritt. Ihm gefährlich werden können noch sein britischer Toksport-Teamkollege Gus Greensmith und der französische Citroën-Pilot Yohan Rossel aus dem Team PH Sport.

Mikkelsen könnte sich bei der Zentral Europa Rallye vorzeitig zum zweiten Mal die Krone des WRC2-Champions aufsetzen. Der aktuelle Tabellenstand gibt über seine Chancen nur unzureichend Auskunft. In der WRC2 werden nämlich nur die besten sechs Ergebnisse von maximal sieben Rallyes gewertet. Mikkelsen hat sich seinen aktuell knappen Vorsprung auf Rossel (vier Punkte) und Greensmith (neun Punkte) bei fünf Rallyes erarbeitet. Seine beiden Verfolger absolvierten bereits jeweils sechs WM-Läufe. Falls nötig, könnte also Mikkelsen als Einziger aus diesem Trio auch noch beim Finale in Japan punkten.

Zu den Topfahrern in der WRC2 zählen außerdem der frisch gekürte österreichische Staatsmeister Simon Wagner (Škoda), der tschechische Lokalheld Erik Cais (Škoda), die Finnen Emil Lindholm (Hyundai) und Sami Pajari (Škoda), die Polen Kajetan Kajetanowicz und Miko Marczyk (beide Škoda), Adrien Fourmaux (Ford) und Nicolas Ciamin (Škoda) aus Frankreich sowie der unter neutraler Flagge startende Nikolay Gryazin (Škoda).

Gryazin und Kajetanowicz machen sich außerdem Hoffnungen auf den Titel in der Sub-Kategorie WRC2 Challenge, in der aktuell Pajari führt. In der Team-Wertung der WRC2 fällt die Entscheidung wohl zwischen Toksport (Škoda) und M-Sport Ford.

Armin Kremer mit Titelchancen im WRC Masters Cup

Die deutschen Farben vertritt bei der Zentral Europa Rallye unter anderem der ehemalige Rallye-Europameister Armin Kremer. Mit Tochter Ella als Beifahrerin macht der Unternehmer aus Mecklenburg-Vorpommern im Škoda des Teams Baumschlager Rallye+Racing Jagd auf den Titel im WRC Masters Cup, der Fahrern im Alter von über 50 Jahren vorbehalten ist. «Ich habe zwar vor rund 20 Jahren einmal die Rallye Šumava in Tschechien gewonnen. Aber die Zentral Europa Rallye ist komplett neu für mich, das macht den Reiz aus. Mit einem Klassensieg wäre ich zurück im Rennen um den WRC Masters Cup», beschreibt Kremer seine Ambitionen. Rechnerische Chancen auf diesen Titel hat auch der Österreicher Johannes Keferböck (Škoda). Tabellenführer Alexander Villanueva (Škoda) aus Spanien ist dagegen nicht am Start.

Markenvielfalt in den Klassen

Den Rest des Starterfeldes bilden Teams, die Fahrzeuge der Klassen RC3 (rund 260 PS, Allrad) und RC4 (rund 215 PS, Vorderradantrieb) sowie rallyetaugliche Sportwagen der Klasse RGT einsetzen. Die Bandbreite reicht hier von Porsche 911 GT3 , Alpine A110 und Abarth 124 Rally über Renault Clio und Ford Fiesta bis zu Peugeot 208 und Opel Corsa. Ergänzt wird das WM-Feld durch rund ein Dutzend Teilnehmer des ADAC Opel Electric Rally Cup. Der Markenpokal bestreitet auf ausgesuchten Wertungsprüfungen der Zentral Europa Rallye sein Saisonfinale. Die komplette Nennliste ist auf der offiziellen Homepage centraleuropeanrally.eu verfügbar. (CER)

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