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Christian Geistdörfer: «Das Zehnfache verdient»

Von Thorsten Horn
Christian Geistdörfer (70) hat viel zu erzählen

Christian Geistdörfer (70) hat viel zu erzählen

Im August Horch Museum Zwickau ließ Christian Geistdörfer längst vergangene Rallye-Zeiten wieder lebendig werden. Beinahe interessanter waren seine Ausführungen zu seinem späteren Berufsleben.

Nachdem der Vortragsabend von Christian Geistdörfer im August Horch Museum Zwickau im November 2022 ein voller Erfolg war, folgte am Abend des 23. November die Neuauflage. Der zweifache Rallye-Weltmeister als Beifahrer des großen Walter Röhrl in den Jahren 1980 (auf Fiat 131 Abarth) und 1982 (Opel Ascona 400) war erneut in die westsächsische Autostadt gekommen, um diesmal wieder aus dem Nähkästchen seines bewegten und bewegenden Lebens zu plaudern.

Auf Grund der noch laufenden Vorbereitungen des zweiten Teils der Sonderausstellung «Windschnittig – Aerodynamik und Automobil», die am 1. Dezember eröffnet wird, musste diesmal auf einen kleineren Saal des Horch-Museums ausgewichen werden. Das hatte wiederum zur Folge, dass man nur für 200 Fans Platz hatte und der Vortragsabend bereits im Vorverkauf ausverkauft war.

Zu Beginn des ersten Teils des unterhaltsamen Abends wurde ein zirka 30-minütiger Film mit Sequenzen aus den Rallye-Glanzzeiten der 1970er- und 1980er-Jahre des einzigartigen (Rallye-)Filmemachers Helmut Deimel gezeigt, an den Christian Geistdörfer so manche Episode aus der aktiven Zeit anfügte. Mit diesen stieg er im Jahr 1983 ein, denn über sein Leben und seine aktive Karriere bis 1982 hatte er bereits vor Jahresfrist gesprochen.

Das Jahr 1983 war für ihn ein besonderes, denn erstens wurde ein Tag nach seinem 30. Geburtstag, am 2. Februar, sein Sohn geboren. Zweitens war 1983 sportlich ein Jahr mit besonderen Herausforderungen, da das kongeniale Duo Röhrl/Geistdörfer mit dem Lancia 037 der Gruppe B ein auf dem Papier unterlegenes Auto und vor allem auf Grund extremer Leichtbauweise einen Boliden mit null Knautschzone hatte.

Zudem stellte Audi mit dem Allrad-getriebenen Quattro gerade die komplette Entwicklung auf den Kopf. Röhrl/Geistdörfer waren von Lancia nur für sechs Rallye-WM-Läufe verpflichtet worden und trotzdem war es für sie eine der erfolgreichsten Saisons. «Wir haben drei Mal gewonnen, wurden wegen der Stallorder auf Korsika und bei der San Remo zwei Mal Zweite sowie einmal Dritte», blickte der inzwischen 70-Jährige mit gemischten Gefühlen auf dieses Jahr zurück.

Des Weiteren kramte Geistdörfer noch einmal aus, dass auch er, und zwar aus erster Hand, Walter Röhrl als den besten Asphalt-Fahrer betrachtet, es dem «Langen» aber nie vergönnt war, die reine Asphalt-Rallye auf Korsika zu gewinnen. 1983 aus besagtem Grund. Am Ende wurden sie Vizeweltmeister und verabschiedeten sich danach zu Audi.

Da sich die Ingolstädter ab 1988 in den USA sowie in Europa nur noch auf der Rundstrecke engagierten, endete Geistdörfers Zusammenarbeit mit Röhrl. «Eigentlich hatte ich danach schon einen gut dotierten Job im Sportmarketing bei Hugo Boss in der Tasche, doch dann wollte Hannu Mikkola, dass ich mit ihm im Mazda 323 Turbo fahre. Da habe ich das das Zehnfache von dem verdient, was ich bei Hugo Boss bekommen hätte. So war ich noch bis 1990 aktiv.»

Nach einer Pause gab Geistdörfer im zweiten Teil interessante Einblicke in sein Berufsleben im Anschluss an seine aktive Karriere. Und dieses war ebenfalls sehr intensiv und erfolgreich. Er gründete die deutsche Firma Prodrive, nicht zu verwechseln mit jener in Großbritannien, mit der er zunächst in drei Bereichen arbeitete. So hat er anfangs professionelle und Firmen-Golf-Turniere organisiert, Fahrsicherheitstrainingsprogramme für Autohersteller entwickelt und umgesetzt sowie einige der ersten Rennsimulatoren in Deutschland auf den Markt gebracht. Später arbeitete Geistdörfer zum Beispiel im Sport-Sponsoring, -Marketing und -Management für Unternehmen, unter anderem in der Formel 1.

Infolge seiner Beratertätigkeit in Nigeria, um dort eine große internationale und vor allem prestigeträchtige Sport-Großveranstaltung zu konzipieren und zu betreuen, was letztlich scheiterte, brachte er auch so manchen Industriepartner in das afrikanische Land und kennt dieses selbst recht gut. So ist es nicht verwunderlich, wenn er beim selbstgewählten Thema «Bewältigung der Klimakrise» vom Weltretter-Staat Deutschland aus, schnell einen erhöhten Puls bekommt – mit seiner Meinung hält er auch dabei nicht hinterm Berg.

Am Ende des offiziellen Teils wurde der Buchverkauf mit Signier- und Fotomöglichkeit mit ihm, wieder an einem wunderschönen Audi Sport Quattro S1 aus seiner erfolgreichsten Zeit, fortgesetzt.

Zur angekündigten Vorstellung eines seiner Bücher, jenes mit dem Titel «Unsere 4 Monte Siege», kam es aus Zeitgründen nicht, dennoch gingen die Werke weg wie warme Semmeln.


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