Valentino Rossi sucht das Glück

«Super-Seb» Loeb feiert seinen 50. Geburtstag

Von Toni Hoffmann
Mon Dieu, der Automobilsport-Tausendsassa und die Rallyelegende Sébastien Loeb feiert am Montag, 26. Februar, seinen 50. Geburtstag und ist immer umtriebig viel aktiv.
Ein kurzer Rückblick:

Donnerstag, 18. Oktober 2001, im Hafen der korsischen Hauptstadt Ajaccio bildete sich vor dem Start der Rallye Korsika ein Pulk mit Menschen, vorwiegend Teenies, um den Werks-Citroën Saxo S1600 mit dem damaligen Sunnyboy Sébastien Loeb aus dem Elsass, damals schon mit dem Monegassen Daniel Elena auf dem «heißen» Beifahrersitz. Beide waren nach drei Klassensiegen mit klarem Kurs auf den Titel in der 1600er Weltmeisterschaft. Keine Frage, nach zwei weiteren Siegen auf Korsika und Großbritannien holte der damals 27-Jährige den S1600-Titel. Es war meine erste von vielen Begegnungen mit Loeb.

Am 30. November 2001 traf der Autor Loeb auf der Motorshow Essen wieder. Dort stand er, fast schon wie Häufchen Elend, ganz allein am Citroën-Stand, ohne große Beachtung durch die Besucher, die damals nicht wussten, welch ein Mann dort stand, ein Mann, der kurze Zeit später Superlative und Rekorde sammelte wie andere vielleicht Briefmarken. Ein Superlativ jagte den nächsten, ein Rekord folgte dem nächsten. Das Wunder «Loeb» nahm Ende 2001 seinen Lauf.

Die unheimliche Ära des Monsieur Loeb

In Guy Fréquelin, dem damaligen Sportchef bei Citroën, hatte der im elsässischen Haguenau geborene Loeb einen Mentor, Förderer und Freund. Der setzte ihn beim italienischen WM-Lauf Anfang Oktober 2001 in San Remo statt in den Saxo S1600 zum ersten Mal in den Werks-Citroën Xsara WRC. Und der Allrad- und WRC-Novize trumpfte auf den engen Bergstraßen der ligurischen Seealpen auf, als gäbe es kein Morgen. Bei seiner WRC-Jungfernfahrt gewann er vier von 20 Asphaltprüfungen und musste sich letztlich um 11,4 Sekunden dem Sieger Gilles aus dem nahen Nizza im Peugeot 206 WRC geschlagen geben. Er ließ aber die bereits etablierten WM-Stars wie Didier Auriol, Carlos Sainz, Marcus Grönholm, François Delecour, Petter Solberg und Colin McRae hinter sich.

Für Fréquelin war aber das erst der Anfang der triumphalen Loeb-Ära. Er verpflichtete ihn 2002 für neun von 14 WM-Rallyes im offiziellen Citroën Xsara WRC. Die Rallye Monte Carlo hätte für ihn ein perfekter Saisonauftakt sein können. Er war im Ziel zwar der schnellste Pilot und Leader, doch wegen des von Teamchef Fréquelin verboten angeordneten Reifenwechsels warf ihn die Zeitstrafe zurück auf den zweiten Platz hinter dem Mitsubishi-Piloten Tommi Mäkinen.

Auf seinen ersten WM-Sieg musste er daher bis zur WM-Premiere der Rallye Deutschland im August 2002 in Trier warten. Doch auch um diesen Sieg musste er bangen, weil er auf dem abschließenden Rundkurs in St. Wendel wegen eines Fahrfehlers kurz die falsche Richtung nahm. Doch die Offiziellen ließen Gnade vor Recht walten und verzichteten auf eine mögliche Disqualifikation. Loeb durfte somit seinen ersten von insgesamt 80 Rekordsiegen behalten.

Die Ära Loeb nahm ihren Superlativ-Lauf. Insgesamt zehn Mal gewann Loeb wegen der Nähe seiner elsässischen Heimat sein «Heimpiel» in Südwestdeutschland. Sieben Mal war er der Sieger in Monte Carlo und in Spanien. Neun Mal holte er als Rekord die WM-Krone in der Fahrerwertung. 2004 setzte er gleich zwei Bestmarken. Als erster Nicht-Skandinavier gewann er die Rallye Schweden. Er egalisierte den Rekord von Didier Auriol als er ebenfalls in einer Saison sechs Rallyes in Folge gewann und sechs Mal Zweiter wurde. Er gewann in dem Jahr seinen ersten von neun WM-Titel. Den hätte er sich schon 2003 in Großbritannien sichern können. 2003 lag beim Finale einen Punkt vor Petter Solberg. Doch auf Geheiß von oben und nach dem Ausfall des Teamkollegen Carlos Sainz hielt er sich wegen des Titelgewinns der Herstellerwertung für Citroën zurück und überließ dem Subaru-Piloten Petter Solberg Sieg und um einen Zähler den Titel.

2004 setzte er noch einen drauf. Bei der Rallye Korsika gewann alle zwölf Prüfungen. Damit war er und ist er der einzige Pilot, der bei einer Rallye alle Prüfungen gewann. 2005 kam der nächste Meilenstein. Er gewann zehn der 15 Rallyes, zwölf Mal schaffte er einen Podiumsplatz und dreizehn Mal fuhr er in die Punkteränge. Und es gab es in der Türkei einen besonderen Sieg. Loeb erreichte das Ziel auf drei Rädern am Citroën Xsara WRC, ohne das rechte Hinterrad. Danach schrieb die FIA die FIA die Zielankunft mit allen vier intakten Rädern vor. Seinen letzten der 80 Siege errang 2022 bei seiner Premiere im Ford Puma Rally1 in Monte Carlo zusammen mit seiner neuen Beifahrerin Isabelle Galmiche. Mit 47 Jahren war er zudem der bis dahin der älteste WRC-Sieger bei der Rallye Carlo.

Mit dem Ausstieg von Citroën 2019 aus der Rallye-Weltmeisterschaft endete auch die erfolgreichste Zusammenarbeit zwischen Team und Fahrer. Von den 102 Rekordsiegen von Citroën steuerte allein Loeb 79 bei. Loeb heuerte als Überraschung 2019 und 2020 in Teilzeit bei Hyundai an, mit dem dritten Platz 2019 in Chile als bestes Ergebnis. Bis Malcolm Wilson von M-Sport für 2022 der Coup mit der Verpflichtung von Loeb für ein Kurzprogramm gelang, das allerdings nur diesen einen Sieg, den 80. von Loeb in Monte Carlo brachte.

Loeb ist durch und durch Automobilsportler. 2005 trat Loeb erstmals zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans an. Im Rennen teilte er sich mit seinen Teamkollegen Éric Hélary und Soheil Ayari das Cockpit eines Pescarolo C60 Hybrid von Pescarolo Sport. Der Pescarolo mit 5-Liter-V10-Saugmotor von Judd war als einer der härtesten Konkurrenten der Audi R8 ins Rennen gestartet. Loebs Fahrzeug fiel jedoch zunächst wegen eines Reifenschadens zurück und wurde nach einem Unfall viereinhalb Stunden vor Rennende endgültig aus dem Rennen geworfen. 2006 startete Loeb erneut im Pescarolo C60 Hybrid in Le Mans, nun an der Seite von Éric Hélary und Franck Montagny. Er erzielte mit seinen Kollegen den zweiten Platz und hatte vier Runden Rückstand auf den siegreichen Audi R10 TDI. Jeweils am Jahresende 2008 und 2009 absolvierte er zwar Testfahrten mit dem Peugeot 908 HDi FAP, eine Rennteilnahme mit dem Fahrzeug kam aber noch nicht zustande.

Natürlich liebäugelte er auch mit der Formel 1. Er absolvierte zwar einige Testfahrten, doch zu einem echten Einsatz kam es nicht, wenn sich auch ein solcher 2009 beim Saisonfinale im Toro Rosso STR4 in Abu Dhabi anbahnte. Doch die FIA verweigerte ihm die erforderliche Superlizenz.

Nach dem Ausstieg von Citroën aus der Rallye-WM startete 2014 und 2015 Loeb zusammen mit Citroën im C-Elysée in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft, die er jeweils als Dritter hinter seinen Teamkollegen José Maria Lopez und Yvan Muller auf dem dritten Endplatz abschloss.

2016 folgte im Peugeot 208 des schwedischen Hansen-Teams ein Intermezzo in der RallyCross-Weltmeisterschaft. 2203 musste er in dieser Meisterschaft einen schweren Dämpfer einstecken. Die beiden Lancia seines Teams von Guerlain Chicherit brannten im britischen Lydden Hill aus. Die FIA-Untersuchungen laufen immer noch. 2022 gewann er zusammen mit Cristina Gutiérez im Team von Lewis Hamilton die Extreme E.

Und dann gab es für ihn noch die Rallye Dakar, bei der in diesem Jahr zum achten Mal startete. Eigentlich wollte er im Prodrive Hunter den Marathon-Klassiker nach vier Podien endlich gewinnen. Doch etliches Pech wie Aufhängungsschäden und die mangelnde Unterstützung durch den Teamkollegen Nasser Al-Attiyah ließen ihn nicht über den dritten Platz hinauskommen. 2025 startet er dort für Dacia. 2021 musste sich Loeb nach 20 Jahren von seinem Beifahrer Daniel Elena auf Befehl von Prodrive trennen.

Dass der Autosport-Tausendsassa fast schon unheimlich so erfolgreich ist, kann auch an seiner früheren erfolgreichen Karriere als Kunstturner liegen, weswegen er die rechte Einstellung zu seinem Körper hat. Der Hobby-Hubschrauberpilot hat schon länger sein eigenes Team «Loeb Motorsport», mit dem er im Rallyesport Talente zu fördern versucht. Er selbst wurde früh von der Nachwuchsförderung des Französischen Automobilsportverbands (FFSA) unterstützt.

Loeb ist schon lange Wahlschweizer und wohnt mit seiner Lebensgefährtin Lauréne Godey, mit der er öfter an Rallyes teilnimmt, in Bougy-Villars am Genfersee. Von 2005 bis 2019 war er mit Séverine Mény-Loeb, ebenfalls Beifahrerin, verheiratet. Mit ihr zusammen hat er die Tochter Valentine. Am 10. September 2005 fuhren er und Séverine im rot-blauen Citroën Xsara WRC in Toul, der Geburtsstadt von Séverine, am Dom zur Trauung vor.

Die Liste von Sébastien Loeb ist angesichts der unzähligen Erfolge sehr lang, er wird auch gerne als der beste Automobilsportler aller Zeiten eingestuft.

Merci Sébastien. Wir freuen uns weiter über deine Erfolge, die noch kommen, speziell bei der Rallye Dakar.

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