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Ford peilt ersten Schottersieg 2012 an

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala und Petter Solberg sind vom Potenzial des Ford Fiesta RS WRC auf Schotter überzeugt und erzielten bei Tests diese Woche nochmals Verbesserungen.

Bei der Rallye Portugal, vierter Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 2012, peilen die Werksfahrer des Ford World Rally Teams den ersten Schotter-Sieg der Saison an. Beim vorigen Lauf in Mexiko gewannen Jari-Matti Latvala und Petter Solberg die Hälfte aller Wertungsprüfungen – der Ford Fiesta RS WRC ist auf losem Untergrund also absolut siegfähig.

Die Rallye Portugal (29. März bis 1. April) gilt als die technisch schwierigste Schotterveranstaltung des Jahres. Der Mix aus engen Strassen, blind genommenen Kuppen und zahllosen Steinen am Streckenrand lässt keinen Raum für Fehler. Diese klassischen Herausforderungen der Rallye Portugal haben die Veranstalter dieses Jahr noch gewürzt mit neuen, unbekannten Pisten, drei nächtlichen Wertungsprüfungen (WP) und einer um rund 13 Prozent längeren WP-Distanz gegenüber dem Vorjahr.

Seit dem Beginn der Rallye-Weltmeisterschaft 1973 gehörte die Rallye Portugal zu den Fixpunkten jeder Saison. Bis 2002 wurde der Klassiker in der Region um Porto im Norden des Landes ausgetragen – inklusive der legendären WP «Fafe». 2007 kehrte der Event in den WM-Kalender zurück und wird seitdem in der Ferienregion Algarve an der Südküste ausgetragen. Auch am neuen Standort entwickelte sich der portugiesische Lauf schnell zu einem der beliebtesten des Kalenders.

Die vierte Runde der diesjährigen Rallye-WM spielt sich rund um Faro ab, überwiegend im Bergland nördlich der Stadt. Die Streckenführung kombiniert schnelle, flüssige Passagen mit technisch anspruchsvollen Abschnitten auf harten, verschleissintensiven Schotterwegen. Die Startzeremonie und eine erste Zuschauerprüfung finden am Donnerstagnachmittag in der Hauptstadt Lissabon statt. Danach machen sich die Fahrer auf in den Süden – wobei sie zwischendurch allerdings gleich mal drei nächtliche Wertungsprüfungen von durchschnittlich zwölf Kilometern Länge zu bewältigen haben. Alle drei Nacht-WP finden in relativ offenem Gelände statt. Die Veranstalter hoffen, dass dadurch die unvermeidlichen Staubfahnen hinter jedem Auto nicht so lange in der Luft hängenbleiben …

«Wir haben uns diese Woche bei Tests in der Dunkelheit auf die nächtlichen WP
vorbereitet», erklärt Schweden-Sieger Jari-Matti Latvala. «Ich bin am Mittwoch 48 Kilometer im Dunkeln gefahren und glaube, dass ich für diesen wichtigen Auftakt zur Rallye jetzt gut gerüstet bin. Der Staub könnte die Sache je nach Wetterlage etwas erschweren. Der Drei-Minuten-Abstand zwischen den Startern wird möglicherweise nicht ausreichen, um wieder völlig freie Sicht zu haben. Die Distanz bewegt sich am Limit, vielleicht denken die Veranstalter ja noch über Intervalle von vier Minuten nach.»

Die möglichen Sichtbehinderungen bezieht Latvala auch in seine taktischen Überlegungen mit ein: «Es ist schwer zu sagen, für welche Startposition wir uns entscheiden werden. Als Erster hast du freie Sicht, dafür triffst du auf Unmengen von losem Schotter. Vielleicht sollten wir das Risiko eingehen und uns für einen späten Startplatz entscheiden. Dann wären die losen Steine schon abgeräumt. Wichtig ist erst mal, dass wir im Qualifying gut abschneiden, um überhaupt die Wahl zu haben. Dann liegt vieles in unserer eigenen Hand.»

Zur Streckenführung meint der Finne, der zwei Tage nach dem Zieleinlauf 27 Jahre alt wird: «Es ist schwierig, in den Rhythmus der portugiesischen Strassen zu kommen. Es gibt auf der Freitags-Etappe einige neue Prüfungen. Wir müssen uns voll konzentrieren, wenn wir im Training dort unseren neuen Aufschrieb erstellen.» Bei vier Starts in Portugal erzielte Latvala im Vorjahr als Dritter sein bestes Ergebnis. Wie schätzt er seine Chancen in diesem Jahr ein? «In Mexiko lief der Fiesta fantastisch. Der Ausfall war natürlich sehr ärgerlich und erhöht den Druck auf uns. Aber andererseits gibt uns das Tempo, das wir fahren konnten, viel Selbstbewusstsein für Portugal und die folgenden vier Schotterrunden.»

Teamkollege Petter Solberg erzielte bei seinem ersten Start an der Algarve als Zweiter sein bisher bestes Portugal-Ergebnis. «Eine gute Rallye, und ich bin hungrig auf einen Spitzenplatz», erklärt der 37-jährige Norweger. «Ich liege auf Platz drei in der Weltmeisterschaft, und der Test in dieser Woche verlief positiv – beides gibt mir ein gutes Gefühl für Portugal. Beim Test bin ich 220 Kilometer gefahren und habe weitere Verbesserungen an der Abstimmung gefunden. Wir wissen seit Mexiko, dass der Fiesta RS WRC auf Schotter richtig schnell ist. Jetzt hoffe ich, dass die Verbesserungen sich in Ergebnissen niederschlagen. Die Rallye ist sehr lang, und ich möchte sie erst mal ruhiger angehen als in Mexiko. Dort unterliefen mir zu Beginn einige Fehler. Das soll nicht noch mal passieren, also werde ich nicht zu früh zu viel versuchen. Es gibt genügend Strecke, auf der ich zuschlagen kann – das muss nicht auf den ersten 40 Kilometern passieren.»

Die Rallye Portugal führt über eine Gesamtdistanz von 1564,26 Kilometern mit 22 Wertungsprüfungen von zusammen 434,77 Kilometern Länge. Die Berge der Serra do Caldeirão oberhalb der Algarve-Küste sind bekanntes Territorium, die Prüfungen selbst sind jedoch zu einem Viertel komplett neu in der WM, gegenüber 2011 wurden rund 36 Prozent der Strecken verändert. Der Service-Park ist am Estádio Algarve in Faro stationiert, das 2004 für die Fussball-Europameisterschaft neu gebaut wurde.

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