Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Das australische Super-Finale

Von Toni Hoffmann
Dani Sordo führt dank der Taktik der Titelrivalen.

Dani Sordo führt dank der Taktik der Titelrivalen.

Hochspannung pur vor dem Finale des drittletzten WM-Laufes in Australien – die letzte Australien-Etappe wird der dramatischste Schlussspurt einer WM-Rallye.

Bei dieser Ausgangssituation vor dem Schlusstag des drittletzten WM-Laufes «down under» wäre den eingefleischten Rallye-Fans geraten, diese Nacht vor dem PC-Monitor zu verbringen. Spannender als jetzt nach der zweiten Australien-Etappe kann das Finale einer Rallye fast nicht mehr sein. Da zählt nicht mehr jede Sekunde, sonder jede Zehntelsekunde, die vielleicht letztlich für die Titelvergabe beim WM-Finale in Wales (23. – 25. Oktober) entscheidend sein kann.

Dank taktischer Spiele der beiden Titelrivalen Mikko Hirvonnen und Sébastien Loeb hat Dani Sordo als Spitzenreiter die Samstag-Etappe der Rallye Australien beendet. Am Ende der zweiten Etappe des drittletzten WM-Laufes hat sich die Situation drastisch verschärft, denn beide Titelanwärter erreichten am Samstag mit dem gleichen Rückstand von nur einer Zehntelsekunde auf Sordo das Ziel in der ostaustralischen Stadt Kingscliff. Hirvonens Ford-Teamkollege Jari-Matti Latvala, der die erste Etappe gewonnen hatte, erreichte nach einem Reifenschaden mit einem Rückstand von 44,4 Sekunden den vierten Platz.

Da aber die beiden letzten Zuschauer-Prüfungen laut des Reglements der Rallye Australien nicht für die Startreihenfolge für den nächsten Tag herangezogen werden, sondern hierfür die Wertung nach der 23. Prüfung gilt, muss Hirvonen, weil er dort noch vorne lag, als erstes Fahrzeug auf die Schotterpisten und die ungewünschte Kehrmaschine für seine Verfolger Sordo, Loeb, Latvala und Ogier spielen.

«Das wird morgen ein sehr schwerer Tag», sagte Hirvonen. «Ich hatte nicht geplant, als erstes Fahrzeug auf die Pisten zu starten. Aber nun ist es wie ist. Ich muss alles tun, was ich tun kann. Die Situation auf der WP 23 war schon etwas vertrackt. Ich konnte gegen die Citroën nicht viel tun, weil diese dort hinter mehr waren, daher hatte ich so stark gepusht wie ich konnte. So ist nun einmal passiert. Es ist aber noch nichts vorbei. Morgen ist ein langer Tag. Da kann noch viel passieren.»

Nach der vorletzten Samstagentscheidung lag Hirvonen noch neun Zehntelsekunden vor Sordo und 1,8 Sekunden vor dem Titelverteidiger Loeb vorne. Der 52malige Rekordsieger Loeb, der zwischenzeitlich kurz in Führung lag, griff bereits auf der drittletzten Entscheidung in die Trickkiste. Er ließ sich dort bewusst auf den dritten Rang zurückfallen, um nicht in der Zeit raubenden Position des ersten Fahrzeugs auf die Schotterpisten starten zu müssen. «Ich musste das tun. Früher, als wir in die zweite und dritte Etappe in umgekehrter Startreihenfolge gestartet sind, war das hundert Mal besser. Da brauchte man keine Taktik. Aber in meiner Situation hätte ich keine Chance gehabt, wenn ich wieder einmal hätte die Kehrmaschine für meine Verfolger spielen müssen. Hier ist so eng, da zählt jede Sekunde», begründete Loeb seine Taktik.

Die Spannung dehnt sich auch auf die nächsten Plätze aus. Der entthronte Junioren-Weltmeister und Citroën-Junior Sébastien Ogier, der nach einem Ausritt auf der 22. Entscheidung auf den fünften Platz zurückfiel, ist um nur 1,8 Sekunden in direkter Schlagdistanz zu Latvala. Noch prickelnder ist die Situation um den sechsten Platz. Diesen konnte Henning Solberg gerade noch um nur acht Zehntelsekunden vor seinem Stobart-Ford-Teamkollegen Matthew Wilson verteidigen.

Beim zweitletzten Lauf zur Produktionswagen-WM (PWRC) blieb der Titelanwärter Armindo Araujo im Mitsubishi auf dem fünften PRWC-Rang hängen. Für eine vorzeitige Titelentscheidung braucht der Tabellenführer aber mindestens den vierten Rang, sofern der Berufung des in Griechenland disqualifizierten Nasser Al-Attiyah nicht stattgegeben wird. In der Gruppe der seriennahen Fahrzeuge führte Hayden Paddon 13,3 Sekunden vor seinem Markenkollegen und frisch gekürten Junioren-Weltmeister Martin Prokop.

Stand nach 2 von 3 Etappen, 25 von 35 Prüfungen (= 220,24 von 344,72 km) 1.192 von 1.733 Gesamtkilometern
1. Dani Sordo/Marc Marti (E), Citroën C4 WRC, + 1:52:28,1 h.
2. Sébastien Loeb/Daniel Elena (F/MC), Citroën C4 WRC, + 0,1 sec.
3. Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen (FIN), Ford Focus WRC, + 0,1
4. Jari-Matti Latvala/Miikka Antilla (FIN), Ford Focus WRC, + 44,4
5. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F), Citroën C4 WRC, + 46,2
6. Henning Solberg/Cato Menkerud (N), Ford Focus WRC, + 2:32,4 min.
7. Matthew Wilson/Scott Martin (GB), Ford Focus WRC, + 2:43,2
8. Federico Villagra/Jorge Perez Companc (RA), Ford Focus WRC, + 3:59,8
9. Hayden Paddon/John Kennrad (NZ), Mitsubishi Lancer (N), + 9:16,0
10. Martin Prokop/Jan Tomanek (CZ), Mitsubishi Lancer (N), + 9:29,3

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht in der Printausgabe Nr. 38 am Dienstag, 8. September, am Kiosk.

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