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24h Le Mans: Analyse des Langstrecken-Klassikers 2021

Kolumne von Oliver Müller
Die fünf Hypercars bei den 24h Le Mans 2021 - alle fünf lagen am Ende auf den ersten fünf Plätzen

Die fünf Hypercars bei den 24h Le Mans 2021 - alle fünf lagen am Ende auf den ersten fünf Plätzen

SPEEDWEEK.com blickt zurück auf die 24h Le Mans 2021. Dabei fuhr Toyota zu einem starken Doppelsieg. In der LMP2-Klasse gab es noch in der letzten Runde ein Drama. Das ist die Rückschau auf den Klassiker an der Sarthe.

Die 89. Ausgabe der 24h von Le Mans ist zu Ende und Toyota konnte einen Doppelsieg feiern. Der GR010 Hybrid von Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López stricht die Sieges-Lorbeeren ein. Endlich hat es für dieses Trio also auch mal an der Sarthe geklappt. Schon in der Vergangenheit waren sie oft nah dran am Triumph, doch immer kam etwas dazwischen – nicht so dieses Jahr.

Im letzten Renndrittel musste Toyota bei beiden Fahrzeugen mit einem technischen Problem fertig werden. Wie zuletzt schon in Monza konnte die komplette Sprit-Ladung nicht abgerufen werden. Das führte einerseits zu kürzeren Stints und auch zu Mehrarbeit für die Piloten. Sie mussten während der Fahrt ständig verschiedene Knöpfe drücken. So konnte das Problem umfahren werden. Wäre diese unkonventionelle Lösung während des Rennens nicht von den Toyota-Ingenieuren erarbeitet worden, hätte eine langwierige Reparatur angestanden – und der Sieg wäre dahin gewesen.

Auch Glickenhaus konnte beeindrucken. Das kleine Privatteam gab 2021 sein Debüt in Le Mans. Beide 007 LMH liefen fast ohne Probleme durch und beendeten das Rennen auf den Plätzen vier und fünf – vor allen LMP2. So etwas ist selbst großen Herstellern in Le Mans beim ersten Einsatz nicht gelungen.

Insgesamt zeigte sich die Hypercar-Klasse stark. Viele Stimmen haben vor dem Rennen auf eine Ausfallorgie getippt und einen LMP2-Sieg vorhergesagt. Doch alle fünf Hypercars lagen auf den ersten fünf Plätzen. Die neue Fahrzeug-Klasse hat also funktioniert.

Auch in Bezug auf die Rundenzeiten lagen die Hypercars im Fenster. Die Klasse wurde so entworfen, dass sie im Rennen ungefähr Rundenzeiten von 3:30 Minuten schafft. Dieser Wert wurde mit einer Leistung von 500 kW errechnet. Um die Hypercars jedoch von den LMP2 fernzuhalten, gab es 2021 etwas mehr Leistung: 515 kW beim Toyota und 520 kW beim Glickenhaus. Dies soll rund anderthalb Sekunden ausgemacht haben. Die schnellste Toyota-Rennrunde lag bei 3:27,607 Minuten durch Brendon Hartley. Glickenhaus kam auf 3:29,427 Minuten (Romain Dumas). Das passte also auch.

Ein unglaubliches Rennende erlebte die LMP2-Klasse. Auf dem Weg zum sicheren Sieg strandete der Oreca vom Team WRT mit Ye Yifei am Steuer durch ein Problem an der Gaspedalsensorik. So kam es zu einem Sieg der Teamkollegen Robin Frijns, Ferdinand Habsburg und Charles Milesi. Doch auch dieser Triumph hing am seidenen Faden.

Denn am siegreichen Fahrzeug ging die Wagenhebeanlage kaputt. Somit wurden zum Rennende hin bei den Stopps nur jeweils die Reifen auf einer Achse gewechselt. Das brachte natürlich große Nachteile in Bezug auf die Performance auf der Strecke. Tatsächlich lag der Vorsprung auf den zweitplatzierten Oreca von Jota am Ende bei nur 0,727 Sekunden. Das sind die Geschichten, die Le Mans seit jeher schreibt.

Die Darbietung von WRT war dennoch beeindruckend. Der Rennstall aus Belgien gab das Le-Mans-Debüt. Mit Teams wie Jota oder United Autosports ist die LMP2-Klasse grundsätzlich stark besetzt. Doch WRT kam mit einer Doppelführung aus der Nacht und hatte den Doppelsieg schon auf der Schippe. Nach grandiosen Leistungen im GT3-Sport hat das Team auch in der LMP2 performt. So kann man sich natürlich für ein Werksprogramm in der neuen LMDh-Klasse empfehlen.

In der GTE-Pro-Kategorie fuhr Ferrari zu einem verdienten Sieg. Der 488 GTE Evo von Alessandro Pier Guidi, James Calado und Côme Ledogar hatte fast das ganze Rennen vorne gelegen und den Null-Fehler-Job geboten. Pier Guidi und Ledogar schwimmen gerade auf einer regelrechten Welle des Erfolges. Anfang des Monats gewannen sie noch die 24h von Spa-Francorchamps in der GT3-Variante des Ferrari.

In den belgischen Ardennen saß Nicklas Nielsen als dritter Pilot mit im Cockpit. Auch der Däne konnte in Le Mans jubeln. Gemeinsam mit François Perrodo und Alessio Rovera gewann er die GTE-Am-Klasse an der Sarthe in einem weiteren Ferrari. Alles in allem ist der August somit ein richtig starker Monat für die Marke aus Maranello.

Eine Zielankunft erlebte in Le Mans auch der Oreca 07 der Association SRT41. Das Fahrzeug startete in einer eigenen Kategorie. Die Piloten Takuma Aoki und Nigel Bailly sind bekanntlich gehandicapt. Der Oreca, der zusätzlich auch von Matthieu Lahaye gefahren wurde, schaffte final 334 Runden – also nur 29 weniger als die LMP2-Sieger. Bedenkt man, dass die Fahrerwechsel zeitaufwendig in der Box erledigt werden mussten, ist diese Leistung mehr als bemerkenswert.

Bleibt nun der Blick auf die nächstjährige Ausgabe der 24h Le Mans, die für den 11./12. Juni 2022 terminiert wurde. Toyota wird auch dann wieder Favorit sein. Doch mit alldem Gelernten wird auch Glickenhaus einen weiteren Schritt nach vorne machen und könnte vielleicht auch um den Rennsieg mitfahren. Sollte tatsächlich auch schon Peugeot für den Start in Le Mans bereit sein, so kann wieder ein echter (und vor allem spannender) Klassiker erwartet werden.

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