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24h Le Mans 2022: Vorschau auf die Hypercar-Klasse

Von Oliver Müller
Underdog: Der Glickenhaus 007 LMH bei den 24h Le Mans

Underdog: Der Glickenhaus 007 LMH bei den 24h Le Mans

Bei den 24 Stunden von Le Mans haben die Hypercars seit 2021 die Spitze des Feldes übernommen. Toyota, Glickenhaus und Alpine sind 2022 in der Klasse aktiv. Das ist eine Vorschau auf die neue Königsklasse von Le Mans.

Um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans fahren seit 2021 nicht mehr die LMP1, sondern die Hypercars. Den neuen Autos liegen andere technische Parameter zugrunde, was ein Rennprogramm im Vergleich zu den Vorgängern rund 80 Prozent kostengünstiger machen soll. Mit zwei Toyota GR010 Hybrid, zwei Glickenhaus 007 LMH und einem Alpine A480 (ein adaptierter alter Oreca-LMP1) sind 2022 jedoch lediglich fünf Boliden am Start. Die Klasse wird aber weiter wachsen. Ab dem WEC-Rennen in Monza kommt Peugeot mit dem 9X8 hinzu. Ferrari will ab 2023 mit einem Hypercar dabei sein. Außerdem sind im nächsten Jahr auch die LMDh-Fahrzeuge, wie der neue Porsche, in der Hypercar-Klasse zugelassen.

Bei Toyota gab es über den Winter einen Fahrerwechsel. Anstatt Kazuki Nakajima fährt nun Ryo Hirakawa zusammen mit Sébastien Buemi und Brendon Hartley im Fahrzeug #8. Den Schwesterwagen #7 pilotieren weiterhin Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López. Der japanische Hersteller hat auch die letztjährige Ausgabe der 24h von Le Mans mit dem Toyota GR010 Hybrid gewonnen und war im Mai 2022 auch beim WEC-Rennen in Spa-Francorchamps erfolgreich. Nicht nur das macht Toyota auch zum großen Favoriten auf die anstehenden 24h Le Mans.

Zwar gab es bei den GR010 Hybrid in der ersten Saison 2021 und auch zuletzt in Spa immer noch das eine oder andere technische Problem, doch diese sollten vor Le Mans nun gelöst worden sein. Toyota ist seit 2018 nach langer Durststrecke ungeschlagen in Le Mans. Beim fünften Sieg in Folge können sich die Japaner eigentlich nur selbst schlagen - oder anders herum ausgedrückt: Alles Andere als ein Toyota-Triumph wäre eine faustdicke Überraschung. Es entscheidet das Rennglück (bzw. auch potenzielle Crashes mit Fahrzeugen aus den kleineren Klassen), welches der beiden Fahrzeuge am Ende ganz oben steht. Tendenziell leicht favorisiert dürfte das Trio Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López sein, das 2021 in Le Mans gewonnen hat und auch amtierender Weltmeister der WEC ist.

Der Alpine A480 von André Negrão, Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxivière ist kein echtes Le Mans Hypercar (LMH), sondern ein Oreca-LMP1, der zu LMP1-Zeiten als Rebellion R13 in der FIA WEC unterwegs war. Somit hat das Fahrzeug auch eine komplett andere Einstufung bei der Balance of Performance (BoP) bekommen. Dies wird vor allem am Gewicht deutlich. Während Glickenhaus mit 1.030 kg und Toyota mit 1.070 kg unterwegs ist, kommt der französische Bolide nur auf 952 kg - jedoch fährt der Alpine auch mit rund 100 PS weniger Leistung als die Konkurrenz.

Ein elementarer Nachteil des Alpine ist der zu kleine Tank. Bauartbedingt kann Alpine weniger Benzin als die beiden Konkurrenten aufnehmen. Somit wird erwartet, dass der A480 jeweils eine Runde früher zum Service kommen muss als Toyota und Glickenhaus. Der große Vorteil des Alpine ist jedoch die Standfestigkeit. Das Fahrzeug hat als Rebellion R13 seit 2018 an den 24h von Le Mans teilgenommen und ist somit für die Ausdauer gerüstet. Falls Toyota das Rennen entgleiten sollte, so stünde Alpine parat, um den Sieg mitzunehmen.

Die große Unbekannte ist wie 2021 Glickenhaus. Die Fahrzeuge des amerikanischen Enthusiasten Jim Glickenhaus werden von Luís Felipe Derani, Romain Dumas und Olivier Pla bzw. von Ryan Briscoe, Franck Mailleux und Richard Westbrook pilotiert. Dank BoP sind die beiden 007 LMH sicherlich auf einem Rundenzeiten-Niveau wie Alpine und Toyota. 2021 kamen beide Glickenhaus über die Distanz und belegten die Plätze vier und fünf, dennoch ist bei Privatteams jedoch immer die Zuverlässigkeit ein großes Thema. Außerdem bleibt abzuwarten, wie sich die beiden Glickenhaus bei feuchten/nassen Streckenbedingungen schlagen. Hier lag man in der Vergangenheit stets ein wenig im Hintertreffen.

Bei insgesamt nur fünf Fahrzeugen in der Hypercar-Klasse sollte auch nicht komplett außer Acht gelassen werden, dass 2022 vielleicht sogar ein LMP2 die 24h von Le Mans gewinnt. 27 Exemplare sind in der kleinen Prototypen-Klasse mit dabei. Sollten tatsächlich alle Hypercars in Probleme geraten, so könnten die LMP2 vielleicht sogar den ganz großen Triumph auf der Langstrecke holen.

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