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Die ADAC GT Masters-Ladys im Doppelinterview

Von Felix Schmucker
Mikaela Åhlin-Kottulinsky (re.) und Rahel Frey

Mikaela Åhlin-Kottulinsky (re.) und Rahel Frey

Mikaela Åhlin-Kottulinsky und Rahel Frey stellen den femininen Anteil in der aktuellen Saison des ADAC GT Masters. Beide fahren in einem Audi R8 LMS – jedoch in unterschiedlichen Team und mit verschiedenen Teamkollegen.

Unter den mehr als 60 Teilnehmern im ADAC GT Masters 2016 befinden sich mit Mikaela Åhlin-Kottulinsky (Aust Motorsport) und Rahel Frey (YACO Racing) zwei Frauen. Die beiden Audi-Pilotinnen erklären im Doppelinterview, wie sie zum Moorsport kamen und warum es in der ‚Liga der Supersportwagen‘ keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt.

Frau Åhlin-Kottulinsky, Sie bestreiten Ihr erstes Jahr im ADAC GT Masters. Was macht die Serie in Ihren Augen zu etwas Besonderem?
Mikaela Åhlin-Kottulinsky (MA): «Das ADAC GT Masters ist auf jeden Fall eine der anspruchsvollsten GT3-Serien Europas. Mir war von Anfang an bewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber um besser zu werden, muss man sich entsprechend grossen Aufgaben stellen. Was ich ebenfalls an der Serie schätze: Sie bietet sehr viel Action. Gerade der Boxenstopp mit Fahrerwechsel ist eine sehr spannende Angelegenheit. Man kann dabei Zeit verlieren, aber auch Zeit gewinnen. Ich bin froh, mit Marco (Bonanomi) einen erfahrenen Teamkollegen an meiner Seite zu haben, von dem ich viel lerne.»

Da Sie gerade Marco Bonanomi erwähnten: Der Audi R8, den Sie sich mit ihm teilen, ist pink. War das Ihre Idee?
MA: «Nein, darauf hatte ich keinen Einfluss. Pink ist die Hauptfarbe unseres Fahrzeugsponsors. Aber als ich gehört habe, dass unser Auto pink und schwarz lackiert wird, hatte ich natürlich nichts dagegen.»

Also hatte Ihr Teamkollege keine Wahl?
MA: «Nein. Aber er ist froh, dass er zumindest nicht den pinken Rennanzug bekommen hat.»
Rahel Frey (RF): «Aber um ehrlich zu sein: Ich finde die Farbe ziemlich cool, und ich glaube, so geht es auch den meisten anderen Fahrern. Gut, für Marco war es am Anfang wahrscheinlich nicht einfach, aber mittlerweile hat er sich doch daran gewöhnt, oder?»
MA: «Auf jeden Fall. Er ist jetzt sogar stolz darauf und redet ziemlich oft darüber.»

Frau Frey, wie gefällt Ihnen Ihr grüner Audi?
Kurze Pause
MA: «Keine Antwort ist auch eine Antwort.»
RF: «Naja, Grün ist die Farbe meines Teams YACO Racing. Man gewöhnt sich irgendwann daran, aber Grün ist tatsächlich nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe.»

Frau Åhlin-Kottulinsky, Sie sind später als Frau Frey in das ADAC GT Masters gekommen - haben Sie sich Rat von ihr geholt?
MA: «Wir haben uns nicht erst beim ADAC GT Masters kennengelernt. Als ich das erste Mal einen Audi R8 LMS 2014 bei der Audi race experience gefahren bin, war Rahel meine Lehrerin. Auch 2015, als ich im Audi Sport TT Cup gefahren bin, hat sie mich unterstützt.»
RF: «Als du das Wort 'Lehrerin' gesagt hast, habe ich mich wirklich alt gefühlt. Aber in der Tat: Uns verbindet schon eine längere berufliche Beziehung.»

Frau Frey, im Gegensatz zu Frau Åhlin-Kottulinsky wurden Sie nicht in eine motorsportverrückte Familie geboren. Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie Lust auf Motorsport entwickelten?
RF: «Ich hatte das Glück, dass mein Vater mich sehr unterstützt hat. Er fuhr selbst gern Kart und kaufte mir und meinem Bruder eines. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht die Idee, eine professionelle Rennfahrerin zu werden. Meine Mutter hat es nie gemocht. Für sie stand immer die Schule im Vordergrund. Die Noten mussten passen, sonst hätte sie mir das Kartfahren nicht erlaubt. Meine Freunde hatten keinen Bezug zum Motorsport, da er in der Schweiz nicht besonders populär ist. Das ist heute auch noch so.»

Finden Sie das schade?
RF: «Nein. Es ist schwierig, jemandem, der keinen Bezug zum Motorsport hat, zu erklären, was alles dahintersteckt und wie viel harte Arbeit es ist. Für viele ist es kein Sport, im Auto zu sitzen.»

Frau Åhlin-Kottulinsky, Ihr Grossvater Freddy Kottulinsky war ein berühmter Rallye-Pilot. War Ihr Weg in den Motorsport vorgezeichnet?
MA: «Nach der Meinung meiner Familie war er das, ja. Aber ich habe Motorsport anfangs nicht gemocht. Gerade weil er eine so grosse Rolle gespielt hat. Irgendwann wollte dann mein Bruder sein Kart verkaufen. Und da hatte ich die Idee, es noch einmal auszuprobieren, bevor es weg war. Und es hat mir mehr und mehr gefallen.»

Was wäre Ihr Plan B gewesen, wenn es mit dem professionellen Motorsport nicht geklappt hätte?
MA: «Als ich 18 Jahre alt war, war ich kurz davor, mit dem Motorsport aufzuhören und ein Studium zu beginnen. Ich wäre also wahrscheinlich eine Ingenieurin geworden. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass ich mich anders entschieden habe.»
RF: «Ich wollte als Kind immer Pilotin werden. Nachdem ich mit Kartfahren begonnen hatte, hat sich dieser Traum erledigt. Ab sofort wollte ich Formel-1-Weltmeisterin werden. Heutzutage kann ich sagen: Ich bin Pilot - Pilot eines Rennwagens auf vier Rädern.»

Werden Sie in einem Umfeld wie dem Motorsport, wo es einen eindeutigen Männerüberschuss gibt, anders behandelt?
MA: «Nein, im Prinzip nicht. Das Einzige, was mir einfällt: Wenn ich mich im Truck umziehe, dann hänge ich ein Zeichen an die Tür, dass ich drin bin, damit niemand hineinplatzt. Aber im Endeffekt sind wir alle gleich: Wir sitzen im Auto und fahren Rennen. Es ist eine von wenigen Sportarten, in denen Männer und Frauen unter gleichen Voraussetzungen gegeneinander antreten können - das ist eine spannende Herausforderung.»
RF: «Auf unserem Level gibt es nicht viele Rennfahrerinnen. Man gewöhnt sich daran, nur unter Männern zu sein - Mechaniker, Fahrer, Ingenieure. Schlechte Witze und Grid Girls dürfen da nicht fehlen. Das gehört zum Motorsport dazu.»

Wäre zum Beispiel im ADAC GT Masters ein reines Frauen-Duo denkbar?
RF: «Ich habe diese Erfahrung schon einmal 2010 bei den 24 Stunden von Le Mans gemacht. Dort war ich in einem Team mit zwei anderen Frauen. Wir kannten uns vom Kartfahren und waren bis dahin immer Konkurrenten, keine Freunde. Das war wirklich schwierig. Jede hat nur an sich und ihren eigenen Erfolg gedacht, nicht an den Erfolg des Teams. Ich glaube aber, mit etwas mehr Erfahrung und Weisheit wäre es durchaus möglich.»

Sind Sie mit Ihren Teamkollegen privat befreundet?
MA: «Marco und ich sind im Laufe der Saison auf jeden Fall Freunde geworden.»

RF: «Ich glaube, das passiert ganz automatisch. Man verbringt so viel Zeit zusammen. Philip (Geipel) und ich sind auch ausserhalb der Rennstrecke ständig in Kontakt. Es hilft auf jeden Fall, einen Teamkollegen zu haben, mit dem man sich gut versteht.»
MA: «Vertrauen ist auch sehr wichtig, wir müssen uns auf den anderen verlassen können.»

Werden Sie an der Rennstrecke öfters angeflirtet?
RF: «Wir verbringen so viel Zeit an der Rennstrecke - da bleibt das nicht aus. Aber wir sind dort, um zu arbeiten. Wir müssen ganz klare Grenzen aufzeigen. Als Frau im Motorsport lernt man sehr schnell, Nein zu sagen.»
MA: «Mein grosses Ziel ist es, in der DTM zu fahren. Darauf arbeite ich hin und konzentriere mich deshalb an jedem Rennwochenenden darauf, mein Bestes zu geben - und nicht aufs Flirten.»

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