Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Gemischte Gefühle und Bedingungen in Homburg

Von Uli Kohl
1300er Sieger Markus Spöri im Anflug auf das Brückchen

1300er Sieger Markus Spöri im Anflug auf das Brückchen

Das 38. Homburger ADAC Bergrennen stellte höchste Anforderungen an die Teilnehmer - gefragt waren die Regenspezialisten und Allrounder

Gemischte Gefühle wegen des tödlichen Unfalles von Berg-Cup Leitfigur Georg Plasa vor einer Woche in Italien. Als äusseres Zeichen war ein Trauerflor an allen Autos angebracht. Im Inneren musste es jeder auf seine Weise verarbeiten. Die Gespräche und der Austausch im Fahrerlager halfen dabei. Für gemischte Bedingungen sorgte das Wetter. Und so war schnelle Umstellung gefragt auf der Käshofer Strasse. Schnelle Umstellung vom trockenen Trainingssamstag zum nassen Rennsonntag. Denn der in der Nacht einsetzende Regen mischte die Karten neu, stellte in einigen Klassen die Trainingsresultate komplett auf den Kopf. Im ersten von drei geplanten Rennläufen agierten die Piloten diszipliniert, sondierten die Lage, loteten die Grenzen des Möglichen vorsichtig und gefühlvoll aus. Im zweiten und dritten Durchgang häuften sich die Unterbrechungen. Technische Defekte, Dreher und Ausrutscher waren die Ursachen dafür. Der Zeitverlust summierte sich. In Verbindung mit den Fahrern und Sportkommissaren entschloss sich die Rennleitung zu fortgeschrittener Stunde, in der Mitte des dritten Wertungslaufes, daher zum Rennabbruch. Gewertet wurde so für alle der Stand nach Ende des zweiten Durchganges.

In der Gruppe H bis 1150 ccm gab im Training und im 1. Rennlauf Gaststarter Jürgen Hessberger im Fiat 127 den Ton an. Im zweiten Heat musste er den schwierigen Bedingungen Tribut zollen und drehte sich von der Strecke. Der Südbadener Kfz.-Mechaniker Olaf Katrimski setzte den positiven Trend von Wolsfeld fort, blieb fehlerfrei und trieb den Fiat Uno zum Klassensieg. Stark unterwegs war auch Tobias Stegmann (Schneider Audi 50) aus dem Osnabrücker Land. Er sicherte sich Rang 2 und konnte den immer besser in Form kommenden Jürgen Schneider (Schneider Polo) im zurzeit einzigen 1150er 16-Ventiler hinter sich halten.

Klaus Bernert, Hugo Moser und Franz Weißdorn (alle VW Polo 16V) geigten am Samstag bei den 1,3-Litern gross auf, beanspruchten die Trainingsplätze 1 bis 3 für sich. Am Sonntag aber kam dieses Trio nicht in Fahrt, musste die »Big-Points« und das Siegerpodest anderen überlassen. Die 3. Stufe sicherte sich mit furiosen Regenritten der schnellste 8-Ventiler Pilot, Helmut Götzl im EMP-Polo. Rang 2 für Armin Ebenhöh gleich bei seinem ersten Bergeinsatz 2011im Minichberger Polo 16V von Teampartner und Schwager Wolfgang Glas. Im schwarzen Suzuki Swift 16V 4WD war Berg-Cup Neueinsteiger Markus Spöri eine Klasse für sich, setzte den Traktionsvorteil seines Allradantriebes gekonnt in Bestzeiten um, stürmte in Homburg zum 2. 1300er-Erfolg nach Wolsfeld, eroberte damit auch die Spitze der Berg-Cup Division I und baute die Führung in der Rookie-Wertung aus. Allerdings hatte Markus auch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite: Im 3. Rennlauf versagte die Technik, er rollte kurz vor dem Ziel aus. Durch den späteren Abbruch spielte dies aber keine Rolle mehr.

»Bäumchen-wechsle-dich« auch in der 1600er Klasse. Der Vorarlberger Hans Paulitsch stellte den gelben Minichberger Scirocco auf die imaginäre »Pole-Position«, kam im Rennen aber über Rang 9 nicht hinaus. Der Pfälzer Lokalmatador und Vorjahressieger Rainer Koresch trieb seinen Ford Escort auf Trainingsposition 2. Am Abend stürzte er im Fahrerlager mit dem Rad so unglücklich, dass an einen Start nicht zu denken war. Den Renn-Ton gaben die Allrounder und Regenspezialisten an. Werner Heindrichs aus der belgischen Eifel schaffte es im Veytal Corsa auf Platz 3. Marken- und Typenkollege Tobias Auchter lief als Zweiter ein. Dass mit ihm immer – ganz besonders aber unter schwierigen Bedingungen – zu rechnen ist, stellte einmal mehr der Passauer Routinier und »Rennfuchs« Helmut Maier unter Beweis: Er gewann unangefochten mit mehr als 4 Sekunden Vorsprung. In der 8-Ventiler Wertung sicherte sich Golf-Treter Nikolas Dietz den Siegerpokal vor Stefan Faulhaber im Risse Kadett und »Golfer« Lutz Hesse.

In der Königsklasse der Gruppe H – bei den 2-Litern – setzte sich der Favorit durch. Weder im Training noch im Rennen liess sich der 7-fache Berg-Cup Gesamtsieger Holger Hovemann im Risse Kadett 16V von der Spitze verdrängen, baute seine Berg-Cup Führung mit einem weiteren Sieg nach makelloser Leistung weiter aus. Den Grundstein dazu legte er im ersten Heat. Im 2. Run powerte sich Dirk Preisser im Frank Kadett 16V zur schnellsten 2000 ccm Einzellaufzeit und zugleich auf die 2. Stufe des Siegerpodiums. Auch der Drittplatzierte – Kfz.-Meister Hansi Eller – konnte in Lauf 2 im neu aufgebauten Minichberger Scirocco 16V Boden gut machen, kreuzte die Ziellinie 0,371 Sekunden vor Holger Hovemann. Was auf weitere spannende Rennen auf höchstem Niveau hoffen lässt. Auf Rang 4 dann der punktbeste Berg-Cup Youngster des Wochenendes: Marco Fink im BMW 320 WTCC. Peter Naumann wurde trotz thermischer Probleme am aufgeladenen VW Polo Fünfter. Sensationell die Leistung des 21-jährigen Patrick Orth im Familienteam BMW 320 iS: Klasse-Klassenplatz 6! Position 7 holt sich Björn Wiebe im Renault Clio. Als Achter gewinnt Christian Auer die 8-Ventiler Wertung im BMW 2002. Damit übernimmt er mit seinem Teampartner Norbert Wimmer die Führung in der KW 8V-Trophy. Dieter Rottenberger (BMW 318i STW) und André Schrörs im Talbot Lotus komplettieren die Top-Ten. Michael Rauch ist im Briegel Kadett zweitschnellster 8-Ventiler. Berg-Cup Neueinsteiger Manfred Bläsius (BMW 320) steigt als Dritter mit auf das 8V-Siegerpodest.

Die H über 2 Liter geht an Wiedereinsteiger Alexander Hin in einer Kadett Limousine. Fast 12 Sekunden Vorsprung fährt er auf Normann Struckmann heraus, der einen Trainingsausrutscher wegzustecken hat. Auf Platz 3 Wolfgang Hönscheid im BMW 325i.

Zahlenmässig nicht so stark besetzt sind die 4 Hubraumklassen der gemeinsam gewerteten Gruppen FS, E1-Bergrennen und E2 SH. Das Familienduell im Hause Bodtländer (beide Peugeot) entscheidet Papa Thomas mit 0,4 Sekunden knapp zu seinen Gunsten. Wobei ihm sicher auch das neue, sequentielle Getriebe hilft, den drängelnden Junior Lukas hinter sich zu halten. Dritter wird mit deutlichem Rückstand Pascal Becker im VW Polo. Die 1600er sind eine reine Luxemburger Angelegenheit: Im »Honda-Civic-Pokal« siegt Claude Soisson vor Marc Tordy. Spannend das Spitzenduell bei den 2-Litern. Der Saarländer Gino Kruhs (Renault Megane Maxi) kann im zweiten Heat den Spiess umdrehen und gewinnt hauchdünn vor Jürgen Schuster im Wankelmotor Mazda RX 7. Rang 3 sichert sich mit einer soliden Leistung Ford Escort RS 2000 Pilot Werner Kieser.

Eine genauere Betrachtung verdient die Klasse über 2 Liter Hubraum. Denn die 3 Erstplatzierten bilden auch das Siegertrio der Tourenwagen Gesamtwertung. Trotz mangelnder Rennpraxis liefert der Kitzinger Klaus Hoffmann im ex-DTM Opel Astra V8 eine blitzsaubere Vorstellung ab und holt sich verdient Platz 3. Nur 0,284 Sekunden vor ihm ist der amtierende Deutsche Tourenwagen-Bergmeister zu finden: Norbert Handa im Allrad Lancia Delta Integrale. Den Tourenwagensieg sichert sich mit einer souveränen Leistung der Schweizer Reto Meisel im Mercedes RM1 V8. Mit Top-Zeiten fährt er sich bis auf Rang 3 der Gesamtwertung nach vorne. Schneller sind nur noch Guy Demuth (Luxemburg/Osella FA30 Zytek) und Tagessieger Uwe Lang im Osella PA20S unterwegs.

Homburg 2011 stellte hohe Anforderungen an die Piloten. Die Tourenwagenfahrer meisterten die nasse, rutschige Piste hervorragend. 21 von ihnen platzierten sich unter den Top 25 Gesamt, 17 davon sassen in Gruppe H Autos. Der nächste Lauf zum KW Berg-Cup findet in der Rhön statt. Am 06./07. August 2011. Das 42. AvD/MSCR Hauenstein Bergrennen.

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