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Schauinsland: Vor 100 Jahren rief der Berg erstmals

Kolumne von Friedbert Holz
​Was einst als einfacher Holzabfuhrweg im südlichen Schwarzwald begann, unweit von Freiburg im Breisgau, hat lange Weltruhm als die schönste deutsche Bergrenn-Strecke genossen – Schauinsland.

Es war am 15. August 1925, als erstmals Rennwagen und Motorräder die zwölf Kilometer lange Bergstrecke, damals noch ein unbefestigter Holzabfuhrweg, unter ihre Räder nahmen. Schon fünf Jahre später bekam das Rennen das Prädikat Bergpreis von Deutschland, immer mehr Teilnehmer und Zuschauer machten sich auf den Weg nach Freiburg zum Start dieses Spektakels.

Und so wurde das ADAC-Schauinsland-Rennen auf der heutigen Schauinsland-Straße mit immerhin 780 Metern Höhenunterschied und seinen 173 Kurven zu einem Berg-Klassiker, der einige Jahre lang sogar die Europa-Bergmeisterschaft beheimatet hatte.

An vielen spannenden Kurven ließen sich damals die Zuschauer auf Wiesen als Naturtribünen nieder, besonders beliebt und bekannt waren die Forsthauskurve gleich nach dem Start, das so genannte Diesendobel-S, der Streckenabschnitt «Am Brünnele» oder die Holzschlägermatten-Kurve, wo sich in guten Zeiten manchmal tausende Fans versammelten. Ziel war schließlich hinter der Rasthaus-Kurve, dieses Gebäude gibt’s heute immer noch.

Dort hatte auch ich mich noch vor diesem Bergrennen gestärkt, am 9. Juli 1979. Zwar war die Streckenlänge damals auf «nur» 11,2 Kilometer reduziert worden, und doch sollte dieser Tag zu einer Sensation werden. Denn Mario Ketterer, der schon zehn Jahre zuvor auf einem Opel Ascona hier gestartet war und 1978 Deutscher Sportwagen-Meister wurde, hämmerte hier in unglaublicher Fahrweise seinen Cassani-Ralt-Formel-2-Renner mit BMW-Motor in nur vier Minuten und 59,2 Sekunden den Berg hinauf.

Schon von weitem war das schrille Schreien des hoch drehenden Vierzylinder-Aggregates in seinem rasenden Einbaum zu hören, kam immer näher, bis es unsere Ohren direkt malträtierte, um aber hinter der nächsten Biegung sofort wieder etwas abzuklingen. Und doch war den Zuschauern klar, dass Ketterer wohl unheimlich schnell unterwegs sein musste. Die Stoppuhren im Ziel bestätigten diesen Verdacht, dieser Fahrer hatte mit seinem Gipfelsturm tatsächlich einen Rekord für die Ewigkeit geschaffen: Fünf Jahre später kam das Aus für diesen traditionellen Motorsport-Termin.

Dabei hatten schon in früheren Jahren deutsche Motorsport-Größen hier die Zuschauer begeistert, wie etwa Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Rennwagen mit fünf Litern Hubraum, oder Bergkönig Hans Stuck im Silberpfeil der Auto Union, oder Edgar Barth, Vater des langjährigen Porsche-Kundenbetreuers und Werksfahrers Jürgen Barth.

Barth junior hatte in einem Gespräch ehrfurchtsvoll über seinen Vater berichtet, wie dieser vor allem nachts auf der Strecke hinauf zum Schauinsland trainiert hatte: «Dann herrschte kaum Verkehr, es konnte auf der Ideallinie gefahren werden, Gegenverkehr war frühzeitig durch dessen Licht zu erkennen.»

Tatsächlich hatte auch Edgar Barth in einem Porsche 718 RS Spyder schon erstaunliche Zeiten hier am Berg abgeliefert, etwa 1964, vor einer Traum-Kulisse von immerhin 60.000 Zuschauern.

Er hatte sich damals in 13 Minuten und 49,5 Sekunden durch die vielen Biegungen hinauf gewedelt, manchmal im leichten Drift, immer hart an der Grenze des physikalisch Möglichen. Auf diese Art hatte er immerhin 1959, 1963 und eben 1964 die Europa-Bergmeisterschaft gewonnen, auf Porsche und gegen prominente Konkurrenz wie etwa Ludovico Scarfiotti auf Ferrari.

Um die Erinnerung an dieses legendäre Bergrennen wach zu halten, veranstaltet der ADAC Südbaden regelmäßig eine Oldtimer-Rallye am Schauinsland.

So startet die Schauinsland Klassik wieder am 1. und 2. August, zudem gibt’s an der Messe Freiburg eine Ausstellung mit historischen Autos und Motorrädern, wie etwa dem Opel-Rekordwagen von 1925 mit 12,3 Liter-Motor oder einem NSU-500er-Motorrad und Formel-Rennwagen aus allen Jahrzehnten dieser Veranstaltung.


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