MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Wüstenfloh mit Dieselantrieb

Von Toni Hoffmann
DMG-Buggy von Kahle und Schünemamm

DMG-Buggy von Kahle und Schünemamm

Bei der härtesten Rallye der Welt, der Rallye Dakar, setzt das HS RallyeTeam auf den hochmodernen und ultrarobusten Diesel-Buggy des französischen Konstrukteurs SMG.

Wir stellen das Offroad-Gefährt von Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann im Detail vor.

Motor: Das Herzstück des Buggy stammt aus München. Unter der Haube des Offroad-Vehikels schlägt ein Biturbo-Dieselmotor aus dem Hause BMW. Das Sechszylinder-Aggregat mit drei Litern Hubraum liefert mehr als 300 PS und sagenhafte 650 Newtonmeter Drehmoment auf die Hinterräder. Mit seinem Drehmoment stellt der Wüstenbuggy sogar einen Porsche 911 GT3 in den Schatten.

Kraftübertragung: Die Biturbo-Power wird über ein semi-automatisches Fünfgang-Getriebe des amerikanischen Spezialisten Fortin an die Hinterräder übertragen. Die Getriebeübersetzung ist auf eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegt. Das bei der Silk Way Rallye verwendete Sperrdifferenzial wird bei der Dakar nicht eingesetzt, um die Zuverlässigkeit des Buggy zu verbessern.

Karosserie: Ultraleicht und extrem belastbar. Nach diesen Prinzipien hat der französische Konstrukteur SMG – unter der Leitung des mehrfachen Le Mans-Teilnehmers Philippe Gache – das Rohrrahmen-Chassis des Offroaders gebaut. Die Karosserie besteht grösstenteils aus Kohlefaser und bringt lediglich 80 Kilogramm auf die Waage. Das per Reglement festgelegte Mindestgewicht von 1.320 Kilogramm erreicht der Buggy nur durch Zusatzgewichte und ist damit leichter als ein VW Golf.

Fahrwerk: Schlaglöcher, Felsen, Wellen, Gräben und Kanten – all das muss das Buggy- Fahrwerk im Renneinsatz Tag für Tag wegstecken, ohne Schwächen zu zeigen. SMG hat für diese Aufgaben eine Doppelquerlenkerachse vorne und eine Längslenkerachse hinten gebaut. Eine der grossen Trumpfkarten des SMG-Buggy sind die eigens für dieses Fahrzeug entwickelten Doppelstossdämpfer von FOX, die an allen vier Rädern zu finden sind. Dank des gigantischen Federwegs von 45 Zentimetern an der Vorder- und 50 Zentimetern an der Hinterachse schluckt das Arbeitsgerät von Kahle und Schünemann Bodenwellen selbst bei hoher Geschwindigkeit.

Abmessungen: So lang und so hoch wie eine durchschnittliche Limousine, aber fast so breit wie ein Hummer H1 – das sind die Masse des SMG-Diesel-Buggy. Mit 2,18 Metern Breite ist der Wüstenbuggy nur gut einen Zentimeter schmaler als das amerikanische Militärfahrzeug. So unterschiedlich die Autos auch sein mögen, die Ingenieure verfolgten ähnliche Motive bei der Konstruktion ihrer Fahrzeuge: eine gute Geländegängigkeit. Der breite Buggy liegt bei Unebenheiten und Bodenwellen einfach besser auf der Strasse.

Reifen und Bremsen: Mit einem Durchmesser von 83 (vorne) bzw. 88 Zentimetern (hinten) würden die Buggy-Reifen nicht einmal in den Radkasten eines Strassenautos passen. Das «schwarze Gold» stammt von der Offroad-Marke BFGoodrich und wurde speziell für Wüstenrallyes wie die Dakar entwickelt. Dagegen kommen die Bremsen vergleichsweise bescheiden daher. 280 Millimeter messen die innenbelüfteten Scheibenbremsen an der Vorderachse, die Scheiben an der Hinterachse sind mit 300 Millimetern genau so gross wie die des Skoda Fabia S2000, mit dem Matthias Kahle dieses Jahr die Deutsche Rallye Meisterschaft gewonnen hat.

Reifendruck: Die Anpassung an die verschiedenen Untergründe erfolgt unter anderem durch den Reifendruck. Während ein normaler Autofahrer den Reifendruck seines Pkw bestenfalls für den Familienurlaub mit vollem Kofferraum erhöht, ändern die Dakar-Teams den Luftdruck in manchen Etappen sogar mehrmals. Mit einem speziellen System lässt sich der Druck jedes einzelnen Reifens per Knopfdruck vom Lenkrad des Buggy regeln. So wird während der Fahrt auf steinigen Passagen der Luftdruck auf bis zu 2,0 bar erhöht, in sandigen Abschnitten teilweise auf unter 0,3 bar abgesenkt. Geringerer Reifendruck vergrössert dabei die Auflagefläche des Reifens, wodurch das Einsinken in den Sand verhindert und das Fahren in den Dünen verbessert bzw. erst möglich wird. Dieses System ist nur bei Buggys erlaubt und soll dazu beitragen, die konstruktionsbedingten Nachteile des Heckantriebs gegenüber der Allrad-Konkurrenz ein wenig zu kompensieren, die zum Regeln des Reifendrucks anhalten und aussteigen müssen.
 

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