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Matthias Walkner (2.): «Jeden Tag ums Leben gefahren»

Von Günther Wiesinger
Freude über den zweiten Platz: Matthias Walkner

Freude über den zweiten Platz: Matthias Walkner

Drei Tage vor dem Ende der Dakar-Rallye bangte Matthias Walkner noch um einen Podestplatz. Nach zehn Etappen und 5603 km jubelte er über Platz 2. Der Salzburger kämpfte bis zum Erbrechen.

Mit dem sauberen dritten Platz am Donnerstag fixierte der Österreicher Matthias Walkner (32) auf der Red Bull-KTM seinen dritten Dakar-Podestplatz hintereinander: Nach Platz 2 vor zwei Jahren und dem Sieg 2018 schaffte der Salzburger erneu den zweiten Platz – 9:13 Minuten hinter dem überragenden australischen Teamkollegen Toby Price.

Matthias Walkner befindet sich gerade auf der Rückkehr nach Österreich und gab im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com seine Eindrücke von der Dakar-Rallye 2019 preis.

Matthias, du hast nach jeder Etappe ziemlich kaputt und müde ausgesehen. Doch Beobachter wie Heinz Kinigadner und Pit Beirer meinten, die verkürzte Dakar sei kein wahres Abenteuer mehr. Die vielen Stürze und harten Fights sprechen aber eine andere Sprache.

Ja, ich weiß nicht, wie weit der «Kini» das jetzt selber beurteilen kann. Fahren tut er ja nicht direkt selber…

Und es stimmt schon, dass die Rallye auf dem Papier vielleicht nicht so hart ausgeschaut hat. Es ist immer schwer zu beurteilen, ob sie härter als letztes Jahr gewesen ist, weil sich die aktuelle Erinnerung immer in den Vordergrund drängt. Der Eindruck der Dakar 2019 fühlt sich auf jeden Fall im Moment gewaltig an. Sie war wirklich hart.

Die zehn Etappen haben ordentlich an unseren Kräften gezehrt.
Am zähesten war: Jeder hat geglaubt, es wird so eine Sprintausgabe der ursprünglichen Dakar. Deshalb war das Tempo so extrem hoch. Ich bin vom ersten Tag an meine 100 Prozent gefahren.

Früher war die erste Woche so eine Art Einrollen. In der zweiten Woche wurde dann Gas gegeben. Diesmal bin ich an jedem der zehn Tage ums Leben gefahren.

Ich wüsste keine 50 der insgesamt 3000 Wertungs-Kilometer, von denen ich sagen könnte: Da hätte ich jetzt noch mehr Gas geben können.

Du hast zu Wochenmitte einmal gesagt: Das war wie eine 200 km lange Qualifying-Runde bei einem Motocross-Rennen.

Genau. Das war der achte Tag, an dem die Autos vor uns gestartet sind und an dem ich gewusst habe: Das ist der letzte Tag, an dem ich entweder viel Zeit gutmachen oder verlieren kann.

Ich war anfangs ein bisschen verärgert, weil ich bis zum Refueling drei oder dreieinhalb Minuten auf Toby Price verloren habe, was für mich sehr schwer zu erklären war, weil ich wirklich gut und schnell gefahren bin. Nachher bin ich 200 km Vollgas gefahren. Ich hätte auf diesem Abschnitt keine fünf Sekunden schneller fahren können.

Weil nur zehn Wettkampftage stattfanden, wurden die Zeitabstände enger, man konnte kaum taktieren? Es gab nur die Devise – Vollgas!

Genau. Schlussendlich sind die Abstände noch größer geworden.

Aber nach sieben oder acht Tagen hat es noch so ausgeschaut, als würde keiner der Favoriten einen Fehler machen, als ob alle Motorräder den Strapazen gewachsen wären und als ob sich keiner wirklich weh täte.

Aber dann ging es auch bei den Spitzenfahrern an die Substanz.

Auch für das Material wurde es zäh. Denn im tiefen Sand werden die Motorräder immer ordentlich hergerissen. Die Motoren sind extrem heiß geworden. Ich kann gar nicht zählen, wie oft bei mir die Wassertemperatur aufgeleuchtet hat. Das Warnlicht hat in der Wüste fast ununterbrochen gebrannt.

Aber wir KTM-Fahrer wissen: Wir müssen uns dabei nicht viel denken und uns keine großen Sorgen machen. Trotzdem, die Belastung für das Material ist schon extrem. Deshalb sind am Schluss wieder einige Gegner ausgefallen.

Bei Honda und Yamaha haben die Motorräder von Leader Brabec und Podestanwärter Van Beveren an den letzten drei Tagen den Geist aufgegeben. Haben die Japaner zu viel getunt, um endlich gegen KTM gewinnen zu können?

Das ist schwer zu sagen. Aber es ist schwer, so einen 450-ccm-Einzylinder-Motor zu bauen, der diese 5600 km aushält. Ich will gar nicht wissen, wie viel Sand mein Motor angesaugt hat. Allein bei den Massenstarts, die wir hatten. Ich war da nie bei den ersten zwei, drei Fahrern an der Spitze, sondern eher auf Platz 6 oder 7, weil es sich blöd ergeben hat, wenn wir zu zehnt in einer Reihe gestartet sind.

Nicht nur ich habe so viel Staub fressen müssen, dass ich fast zwei- oder dreimal unterm Fahren erbrechen musste, sondern auch beim Motorrad merkst du: Es hat jetzt schon weniger Leistung, es rennt nimmer so schön, nachdem du fünf Stunden lang im Vollstaub hinten nach gefahren bist.

Ja, vom Material her sind wir bei KTM vorbildlich aufgestellt. Es ist für die Gegner anscheinend nicht so leicht, dieses Problem in den Griff zu kriegen.

Natürlich hat der Motor immer mehr Stunden drauf, je länger die Dakar dauert. Und umso mehr passiert halt dann.

Nach mehr als zwei Wochen in der Wüste: Auf welches Essen freust du dich bei der Heimkehr nach Salzburg am meisten?

Am liebsten hätte ich das gleiche gute Flanken-Steak wie am letzten Tag in Lima. Aber das wird schwer umsetzbar, fürchte ich.

Aber alles gut. Hauptsache, ich komme wieder heim zur Familie.

 
 
 
DAKAR MOTO - ERGEBNIS ETAPPE 10

1. Toby Price (AUS/KTM) in 3:46:38 Stunden
2. Jose Cornejo Florimo (RCH/Honda) + 2:21 min
3. Matthias Walkner (A/KTM) + 2:38 min
4. Sam Sunderland (GB/KTM) + 3:19 min
5. Luciano Benavides (RA/KTM) + 3:20 min
6. Kevin Benavides (RA/Honda) + 3:59 min
7. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 4:09 min
8. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 6:16 min
9. Daniel Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 10:02 min
10. Sebastian Bühler (D/KTM) + 10:41 min
11. Milan Engel (CZ/KTM) + 11:23 min
12. Joakim Rodriguez (P/Speedbrain) + 13:55 min
13. Adrien Metge (F/Sherco TVS) + 14:00 min
14. Ross Branch (RB/KTM) + 15:16 min
15. Laia Sanz (E/KTM) + 15:32 min
16. Maurizio Gerini (I/Husqvarna) + 15:59 min
17. Oriol Mena (E/Speedbrain) + 16:21 min
22. Pablo Quintanilla (RCH/ Husqvarna) + 19:44 min

DAKAR MOTO - ENDSTAND NACH ETAPPE 10

1. Toby Price (AUS/KTM) in 33:57:16 Stunden
2. Matthias Walkner (A/KTM) + 9:13 min
3. Sam Sunderland (GB/KTM) + 13:34 min
4. Pablo Quintanilla (RCH/ Husqvarna) + 20:46 min
5. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 44:10 min
6. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 54:00 min
7. Jose Cornejo Florimo (RCH/Honda) + 1:08:06 h
8. Luciano Benavides (RA/KTM) + 1:05:50 h
9. Oriol Mena (E/Speedbrain) + 2:08:48 h
10. D. Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 2:31:53 h
11. Laia Sanz (E/KTM) + 3:24:10 h
12. Kevin Benavides (RA/Honda) + 3:41:14 h
13. Ross Branch (RB/KTM) + 3:50:11 h
14. Maurizio Gerini (I/Husqvarna) + 4:28:41 h
15. Milan Engel (CZ/KTM) + 5:11:32 h
16. Adam Tomiczek (POL/KTM) + 5:16:50 h
17. Joakim Rodriguez (P/Speedbrain) + 5:21:19 h

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