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Pit Beirer: Was sagt er zur Dakar in Saudi-Arabien?

Von Günther Wiesinger
Matthias Walkner bei der Dakar-Rallye in Peru 2019

Matthias Walkner bei der Dakar-Rallye in Peru 2019

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Die berühmte Dakar-Rallye wird 2020 in Saudi-Arabien über die Bühne gehen. KTM-Renndirektor Pit Beirer über Für und Wider dieses Standortwechsels.

Beim Motorrad-GP auf dem Losail Circuit in Doha/Katar ist natürlich die Übersiedlung der Dakar-Rallye von Südamerika nach Saudi-Arabien ein großes Thema. Der katarische Dakar-Rallye-Sieger Nasser Al-Attiyah bestätigte das Zustandekommen der Rallye im Nachbarland genau so wie der siebenfache Dakar-Teilnehmer und zweifache 250-ccm-Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und KTM-Sportdirektor Pit Beirer. Red Bull-KTM hat bekanntlich die Motorrad-Wertung zuletzt 18 Mal hintereinander gewonnen.

Inzwischen sind aus Südamerika ganz eindeutige Informationen nach Österreich vorgedrungen – zu Red Bull und zu KTM. Dakar-Veranstalter ASO hat bereits das ganze Equipment aus Südamerika Richtung Saudi-Arabien verfrachtet, also alle offiziellen Rennleitungs-Fahrzeuge, die Zelte, die Streckenabsperrungen, die Sicherheits-Artikel. «Es wurde das ganze Lager geräumt, haben wir erfahren», berichtete Pit Beirer.

Die Rallye ging ursprünglich in Paris los und endete nach Dakar, einmal wurde sogar Paris-Dakar-Paris gefahren. Später wurde auch in Lissabon gestartet. 2009 wechselte die Rallye nach Südamerika, wo im besten Fall Argentinien, Peru und Chile als Veranstalter-Länder zur Kasse gebeten werden konnten. Doch in diesem Jahr machte nur mehr Peru mit, die Rallye wurde auf zehn Tage und 5000 km verkürzt, davon ca. 3000 km Sonderprüfungen.

SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit Pit Beirer über die Vor- und Nachteile eines Schauplatzes in Saudi-Arabien.

Pit, was sagt KTM zu einer Dakar-Rallye in Saudi-Arabien?

Im Moment haben wir dazu noch keine offizielle Bestätigung. Aber wenn die Rallye in den Mittleren Osten geht, nehmen wir diesen Wechsel mit einem weinenden und einem lachenden Auge zur Kenntnis.

Wenn wir uns den Schauplatz aussuchen dürften: In Südamerika hast du natürlich sehr große Motorradmärkte, du hast wahnsinnig viele Zuschauer.

Wir hatten ja bei KTM anfangs auch Bedenken, was aus diesem Event wird, als er damals nach Südamerika verlagert wurde. Es ist aber der Event mit den meisten Live-Zuschauern geworden, die eine Motorsport-Veranstaltung jemals gehabt hat.

Es funktioniert halt übers Fernsehen, es funktioniert aber auch live vor Ort. Und es gibt den Sportlern ein außergewöhnliches und tolles Gefühl, wenn so viel Publikum vor Ort ist.

Aber die Veranstaltung dort ist in letzter Zeit sehr stark zu einem Sprint-Enduro geworden. Mit der klassischen Rallye von früher hatte sie nicht mehr viel zu tun.

Wenn wir 2020 in den arabischen Dünen unterwegs sind, wird sicher wieder mehr Afrika-Style zum Vorschein kommen. Zurück zu den Wurzeln, denn da kommt die Rallye eigentlich her.

Du hast einmal erwähnt, du wünscht dir bei der Dakar wieder mehr Abenteuer. Aber wenn man die Anzahl der Verletzten anschaut, gab es 2019 genug Abenteuer.

Ja, aber das ist in gewisser Hinsicht ein Missverständnis. Denn mit mehr Abenteuer meinen wir genau das Gegenteil von verletzten Fahrern, sondern wieder mehr Navigation und dass die Fahrer wieder selber mehr auf ihr Motorrad schauen und eventuell auch wieder selber Service-Arbeiten am Motorrad machen müssen.

Das Abenteuer lautet dann: Wie komme ich als Fahrer ohne viel fremde Hilfe mit meinem Motorrad über 10.000 km? Es geht dann nicht mehr um die Frage, wie bereite ich am Abend das perfekte Rennmotorrad für den nächsten Tag vor, um ein paar Sekunden raus zu quetschen.

Die große Unbekannte bei der Rallye ist immer, dass ich die Strecke nicht kenne. Ich weiß nie, was passiert hinter der nächsten Kuppe.

Im Motorradsport gibt es genug Serien, bei denen es um Tausendstelsekunden geht, von MotoGP über Motocross bis zum Supercross. Aber die Rallye müssen wir definitiv wieder in die Richtung «Mann und Maschine und 10.000 km» entwickeln. Und nicht klassische Sprintrennen draus machen.

Deshalb bietet der neue Austragungsort auch eine neue Chance, um diesen Wettbewerb wieder zu verändern.

Es wird sicher auch die Frage der Menschenrechte aufkommen. Den Saudis wird vorgeworfen, sie hätten in der Türkei einen Journalisten ermordet, und die Frauen werden unterdrückt wie in der Steinzeit. Ist das auch ein Teil deines weinendes Auges?

Naja, es ist sicher ein Land, das man momentan bei den nächsten Urlaubszielen nicht an die erste Stelle schreiben würde.

Man muss erst mit den Teammitgliedern reden, wer extrem motiviert ist, dort hinzufahren.

Ich will mich hier sicher nicht politisch großartig äußern. Anderseits: Wenn internationale Events stattfinden, besteht in solchen Ländern auch die Chance, dass internationales Publikum und internationale Presse vor Ort ist. Vielleicht kann man dadurch ganz minimal ein paar Dinge positiv beeinflussen.

Aber wenn man die Weltpolitik betrachtet, gibt es mittlerweile sehr viele Länder, in denen es ungemütlich wurde.

Wir wollen bei KTM international an Rennen teilnehmen. Wir haben eine internationale Rennabteilung, Und wenn die Dakar-Rallye 2020 in Saudi-Arabien stattfindet, werden wir dort fahren.

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