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Dakar-Rallye: Wer Alkohol trinkt, wird ausgepeitscht

Kolumne von Günther Wiesinger
Die Rallye-Dakar-Teilnehmer müssen sich auf ungewöhnliche Gepflogenheiten in Saudi-Arabien einstellen. Wer ein Bier trinkt, wird ausgepeitscht oder des Landes verwiesen. Ein Wettbewerbsnachteil für KTM?

Der Tiroler Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985, ist gespannt auf die erste Dakar-Rallye in Saudi-Arabien, die am 5. Januar in Jeddah beginnt und am 17. Januar endet. Der KTM-Berater ist froh, dass das arabische Land im Zeitunterschied im Gegensatz zu Südamerika nur zwei Stunden statt vier Stunden voraus ist. Dadurch werden die Tagesergebnisse nicht erst zu nachtschlafener Zeit nach Mitteleuropa übermittelt.

Aber Kinigadner sieht im Standort Saudi-Arabien auch einen Wettbewerbsnachteil für die drei österreichischen Marken KTM, Husqvarna und GasGas. «Ein Problem haben wir Österreicher bei der Dakar-Geschichte bei den Saudis. Unsere ganze Crew ist es gewöhnt, wenn sie gute Arbeit geleistet hat und nach der Etappe mit dem Job fertig sind, dass sie ein Bier trinken können», sagt Kini schmunzelnd. «Das ist dort unten nicht erlaubt. Es wird auch bei so einem Sportanlass wie der Dakar keine Ausnahme gemacht. Es wurden in Mitteilungen schon riesige Bestrafungen angedroht. Es drohen Auspeitschungen und sofortige Landesverweise. Wenn du mit dem Flugzeug alkoholisiert eintriffst, darfst du gar nicht einreisen. Die Frauen dürfen keine schulterfreien Bekleidungen tragen; die Männer dürfen sich nicht in kurzen Hosen blicken lassen. Es gibt schon ein paar ungewöhnliche Vorschriften, auf die man aufpassen muss.»

Der Alkoholkonsum kann in Saudi-Arabien ein gefährlicher Genuss sein. Das Gesetz besteht nicht nur pro forma. Tatsächlich droht Ausländern die sofortige Ausweisung. Inländer, die bei der Erzeugung oder bei der Weitergabe von alkoholischen Getränken erwischt werden, kommen ins Gefängnis. 1971 wurde erstmals ein junger Saudi wegen wiederholter Schwarzbrennerei sogar öffentlich durch das Schwert eines Scharfrichters hingerichtet.

Durch die exemplarischen Strafen scheuen die Touristen und ausländischen Arbeitskräfte vor dem Trinken zurück, selbst ein Schwips gilt nicht als Kavaliersdelikt. Und wer betrunken in einen Autounfall verwickelt wird, riskiert Kopf und Kragen.

In Saudi-Arabien existieren also keine Trinkerheilanstalten. Das Trinken gilt als Privileg der reichen, westlich orientierten Saudis. Sie geben sich korantreu, gebärden sich aber hinter verschlossenen Türen mitunter als durstig und legen in privaten Gemächern ihre Enthaltsamkeit, nicht nur beim Alkohol, manchmal recht rasch ab, ist zu hören.

Den folgsamen Moslems wird der Einzug ins Paradies in Aussicht gestellt, wenn sie korangetreu leben. Im Paradies, so verspricht die 56. Sure des Koran, wird jeder brave Moslem für sein vorbildliches irdisches Dasein belohnt. Im nächsten Leben werden ihm unter anderem «Humpen, Krüge und Becher voller Wein, der nicht trunken macht und auch kein Kopfweh hinterlässt» in Aussicht gestellt.

Kinigadner: «Es wird eine schnelle Dakar»

Heinz Kinigadner hat den werkseitigen KTM-Einsteig bei der Dakar 1994 vorangetrieben. Inzwischen wurden 18 Siege in Serie gefeiert.

Und der 59-jährige Tiroler hat den Salzburger Matthias Walkner nach dessen MX3-WM-Titelgewinn zum Rallye-Fahren überredet. Kini selbst hat die Dakar siebenmal bestritten, 2000 nahm er zum letzten Mal als Aktiver teil. Er begleitet sie seit seinem Rücktritt regelmäßig mit Sohn Hannes mit dem Red Bull-KTM-Tross. «Für uns Begleiter ist die Dakar-Rallye in Saudi-Arabien ein bisschen problematisch, weil du im Gegensatz zu Südamerika nicht immer mit dem Tross und dem Team mitfahren kannst. Die zweite Woche geht Richtung Jemen und in die Nähe von Abu Dhabi. Die Route ist nur 200 km entfernt.»

Der Dakar-Tross wird die sonderbaren Gegebenheiten bei den Saudis nicht ändern können. Es soll der Sport in den Vordergrund gerückt werden. «Wir werden eine schnelle Dakar erleben. Sie wird schneller sein als in den letzten Jahren», ist Heinz Kinigadner überzeugt. «Das wird, glaube ich, unseren robusten Motorrädern ein bisschen entgegen kommen. Denn wir kommen im Rallye-Sport von den Wüstenschiffen, die wir früher in Afrika gehabt haben. Wir haben die Zweizylinder mit 900 ccm gehabt und die Einzylinder mit maximal 710 ccm. Wir haben dann dafür plädiert, dass die Zweizylinder verboten werden, weil wir gesehen haben, dass die Twins über die zwei Wochen hinweg nicht schneller, aber viel gefährlicher und teuer waren.»

Dafür werden die kleinen 450-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motor mit bis zu 75 PS heute extrem belastet. Sie schaffen einen Top-Speed bis zu 175 km/h.

Dafür sind Motorwechsel heute nicht mehr verboten. Der erste Motorwechsel wird mit 15 Minuten Strafzeit belegt, der zweite Motorwechsel mit 45 Minuten.

Der neue Dakar-Sportdirektor David Castera hat schon zweimal die Marokko-Rallye durchgeführt und war früher in Südamerika als Dakar-Streckenchef tätig. «Er hat viel Rennerfahrung. Castera war früher bei Yamaha als Rucksackfahrer für Peterhansel im Einsatz», erinnert sich Kinigadner. «Und zuletzt war er zwei- oder dreimal Co-Pilot bei Despres. Er redet viel mit den Teilnehmern, das ist erfreulich. Er hat einige Neuerungen, die wir gefordert haben, bei der Dakar 2020 einfließen lassen. Er hat zum Beispiel schon bei der Marokko-Rallye das Roadbook erst in der Früh verteilt. Das wird auch bei der Dakar bei sechs von zwölf Etappen so stattfinden. Dadurch haben die Fahrer keine Chance, sich mit Hilfe des ‚map man’ einen Vorteil zu verschaffen. Jedes gute Team hat inzwischen so einen ‚map man’ entweder in Europa hocken oder mit dabei an der Strecke. Wenn er das Roadbook mit den verschiedenen Noten und Hinweisen bekommt, mit den Straßenüberquerungen, Anleitungen der Polizei oder den Fotopunkten für die Presseleute, dann macht er innerhalb weniger Stunden auf Google-Maps die Route und geht sie mit dem Fahrer durch. Er sagt dann: 'Hier geht eine Abzweigung in ein Tal rein, hier geht es in ein Flussbett rein.' Das ist ein riesiger Unsinn, denn nur die reichen Teams können sich so einen Luxus leisten. Aber ohne diesen ‚map man’ kannst du nicht mehr gewinnen. Deshalb haben wir auch einen. Es ist ein Franzose.»

Übrigens: Ex-Rallye-Held Jordi Viladoms agiert als Manager des Red Bull-KTM-Werksteams mit Price, Sunderland, Walkner und Luciano Benavides. Das Husqvarna-Team mit Pablo Quintanilla und Marokko-Sieger Andrew Short wird vom ehemaligen Enduro-Weltmeister Bela Renet befehligt, der sich bei der Dakar vor drei Jahren schwer verletzte (Halswirbelbruch) und dann seine Karriere beenden musste. Für die Spanierin Laia Sanz auf der einzigen GasGas wird kein eigenes Betreuerteam entsendet, sie wird von der umfangreichen KTM-Crew betreut.

Alle 18 Dakar-Sieger von KTM

2001: Fabrizio Meoni
2002: Fabrizio Meoni
2003: Richard Sainct
2004: Nani Roma
2005: Cyril Despres
2006: Marc Coma
2007: Cyril Despres
2008: abgesagt
2009: Marc Coma
2010: Cyril Despres
2011: Marc Coma
2012: Cyril Despres
2013: Cyril Despres
2014: Marc Coma
2015: Marc Coma
2016: Toby Price
2017: Sam Sunderland
2018: Matthias Walkner
2019: Toby Price

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