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Jean-Claude Olivier ist tot: Er war ein Besessener

Von Günther Wiesinger
Jean-Claude Olivier auf der Yamaha Vmax

Jean-Claude Olivier auf der Yamaha Vmax

Jean-Claude Olivier ist tödlich verunglückt. Er war Chef von Yamaha France und 1985 Zweiter bei der Dakar-Rallye.

Mit 67 Jahren ist Jean-Claude Olivier, in Frankreich als «Monsieur Yamaha» bekannt, bei einem Verkehrsunfall Paris-Lille tödlich verletzt worden. Ein portugiesischer Lkw war auf die Gegenfahrbahn geraten.

JCO war nicht nur Geschäftsführer beim französischen Yamaha-Importeur Yamaha Motor France, der früher «Sonauto» hiess, er war auch ein Besessener des Motorsports. Er sprang bei Vorstellungen von neuen Yamaha-Enduro-Modellen auch gern im eleganten Business-Anzug (ohne Helm!) über Hindernisse in einem Grossraumbüro – und schaffte bei der Dakar-Rallye 1985 einen grossartigen zweiten Gesamtrang. Und bei Bedarf schnappte er sich eine Yamaha-Vmax und liess sich bei einem Wheelie fotografieren – mit Sonnenbrille, dafür ohne Helm.

Nach 45 Jahren hat sich Jean-Claude Olivier 2010 in den Ruhestand verabschiedet. Er liess sich aber noch 2012 in allen Fahrerlagern blicken, zum Beispiel beim Motorrad-GP in Le Mans. Seine rechte Hand verbarg Olivier seit einigen Jahren bei solchen Gelegenheiten. Sie war nämlich bei einem Arbeitsunfall mit einem Modell-Helikopter völlig verstümmelt worden, als seine Hand in die Rotorblätter geriet.

Seit 1966 war der sportliche Franzose bei Sonauto tätig. Olivier machte die japanische Marke Yamaha in Frankreich durch verschiedene Motorsportaktivitäten frühzeitig populär – auch im GP-Sport mit Assen wie Patrick Pons und Christian Sarron.  

1979 nahm Olivier mit einer Yamaha XT 500  an der Rallye Paris–Dakar teil, die sein Freund Thierry Sabine erfunden hatte. JCO stürzte, aber er feierte bei der Zielankunft den Erfolg des Yamaha XT-500-Fahrers Cyril Neveu mit, obwohl er den Arm in einer Schlinge trug. 1980 gelang Neveu der zweite Sieg auf Yamaha. Ab 1981 kam auch der Offroad-Spezialist Serge Bacou ins Team. Die XT trat erstmals im blauen neuen Werks-Design auf. Und Olivier hiess von nun an «The Blue Man».

1983 gingen mit der neuen Yamaha Ténéré die Asse Merel, Mingels, Bacou und Lou in Paris an den Start. JCO war den Japanern auch bei der Weiterentwicklung behilflich, von den Strassenmaschinen zählte die kraftvolle V-max zu seinen Liebkindern. 1985 gelang Olivier in Dakar mit der Ténéré der grossartige zweite Gesamtrang hinter Gaston Rahier (auf BMW).

JCO wollte die hubraumstarken Zweizylinder-BMW besiegen, dazu sah er sich mit der Einzylinder-Ténéré nicht imstande. Also liess er den Vierzylindermotor der Yamaha FZ 750 in ein Enduro-Fahrwerk einbauen, somit verfügte er über 94 PS! Ausser Olivier getraute sich kein Enduro-Fahrer, sich mit diesem Monster die Wüste zu stürzen. Aber bei der Pharaonen-Rallye im Herbst 1985 erwies sich der Rahmen als zu schwach, JCO stürzte nach einem Bruch des Lenkkopfs und blieb mit  Schien- und Wadenbeinbrüchen auf der Strecke.

Trotzdem ging Jean-Claude Olivier 1986 in Paris mit diesem rund 290 kg schweren Biest an den Start. Nach dem Tod seines Freundes Thierry Sabine verlor dieser Wettbewerb in der Wüste für Olivier viel von seinem Reiz.

Die Rückschläge liessen Jean-Claude Olivier nicht los. 1988 überredete er seinen Kumpel André Malherbe, den populären Motocross-Weltmeister, zur Dakar-Teilnahme mit einer wassergekühlten 750-ccm-Einzylinder YZE. Olivier fuhr die Dakar neuerlich selber mit und musste miterleben, wie Malherbe beim Überspringen einer Düne schwer verunglückte. Olivier kam als Erster zur Unfallstelle, beatmete den verletzten Belgier und setzte dessen Werksmotorrad in Brand, um dem Rettungshubschrauber die genaue Position anzuzeigen.

Auf Malherbes Wunsch fuhr Olivier die Rallye zu Ende, mit Tränen in den Augen. Die Ärzte bestätigten später bei Malherbe die befürchtete Querschnittslähmung.

Jetzt ist «The Blue Man» ausgerechnet im Strassenverkehr ums Leben gekommen. JCO ist für den französischen Motorsport unersetzlich. «He lived to the Max». Auf wenige Menschen trifft dieser Spruch besser zu als auf Jean-Claude Olivier.

JCO, du wirst uns fehlen.

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