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Dakar: KTM hat am Reglement nichts auszusetzen

Von Günther Wiesinger
Der angeschlagene Franzose Antoine Meo mit KTM-Teammanager Alex Doringer

Der angeschlagene Franzose Antoine Meo mit KTM-Teammanager Alex Doringer

KTM hat die Dakar Rallye mit 690 cm dominiert und jetzt zum sechsten Mal mit 450 ccm gewonnen. KTM-Teamchef Alex Doringer über die aktuelle Situation und die Zukunft bei der Rallye Dakar.

Seit der Übersiedlung der Rallye Dakar nach Südamerika ist Alex Doringer (41) als Offroad Division Manager bei KTM verantwortlich für den Dakar-Werkseinsatz der Innviertler und die Fortsetzung der Siegesserie.

Der Oberösterreicher sprach mit SPEEDWEEK.com über das aktuelle Dakar-Reglement und über eine etwaige Ausweitung der Rallye-Strecke auf Länder wie Chile, Peru, Paraguay und Kolumbien.

Alex, KTM verfügt für die Dakar über einen immensen Erfahrungsschatz, über eine eingespielte Truppe und sehr starke Fahrer. Aber das Motorrad gilt auch als sehr leistungsfähig und widerstandsfähig?

Ja, das hat sicher auch was mit unserer Erfahrung zu tun.
Wir wollen auf dem Dakar-Motorrad nicht übertrieben viel Technik haben, denn übertriebene Technik kann manchmal von Nachteil sein.
Unser Motorrad ist sicher ausgereift. Und unser 450-ccm-Motor hält eine ganze Dakar über mehr als 9000 km durch.
Der Motor von Toby Price war am Schluss so gut beisammen, mit dem hätte man noch weiterfahren können.
Die Erfahrung, die wir auch von meinem Vorgänger Hans Trunkenpolz übernommen haben, macht sich bezahlt. Das macht viel aus.
Wenn wir nicht nützen würden, was wir im Laufe der Jahre gelernt haben, wären wir fehl am Platz.

Das technische Reglement mit den 450-ccm-Einzylinder-Bikes hat sich bewährt? Anfangs war KTM skeptisch, denn die 690er-Einzylinder von KTM waren quasi konkurrenzlos?

Im Endefeffekt haben wir es ja als gut befunden, dass das Hubraumlimit auf 450 ccm geändert wurde. Was uns nicht gefallen hat, war die Art und Weise, wie es geändert wurde.
Wir waren dagegen, das Reglement innerhalb von sechs Monaten im Schnelldurchgang zu ändern. Wir haben auch nicht als gut befunden, dass man im ersten 450-ccm-Jahr 2010 mit einem Restrictor fahren musste.
Bei der Dakar 2010 durfte man mit einem vorhandenen Produkt mit mehr Hubraum fahren, aber die Leistung wurde mit einem Restrictor gedrosselt. Wir sind also mit der KTM 690 Rally Replica angetreten und mussten die Motorleistung von 77 auf 71 PS drosseln.
2011 sind wir wirklich mit der echten 450er gestartet.
Aber die Reduktion auf 450 ccm war nicht schlecht. Dadurch haben wir auch wieder Konkurrenz von anderen Werken wie Honda und Yamaha bekommen. Eine 690er hat kein anderer Hersteller gehabt.
Was nach hinten los gegangen ist: Die ASO hat geglaubt, mit den 450ern werden die Geschwindigkeiten langsamer. Diese Hoffnung hat sich nicht bewahrheitet. Jetzt fährt man in den technischen Bereichen sogar etwas schneller als früher, weil die 450er leichter und handlicher ist. Der Gesamtdurchschnitt ist sicher höher als zu den Zeiten der 690-ccm-Maschinen.

Welcher Top-Speed wird heute bei der Dakar erreicht?

Man kommt auf 168 bis 170 km/h. Das kommt auch auf den Fahrer drauf an, auf das Gewicht des Fahrers und so weiter.
Der Top-Speed ist aber nicht entscheidend. Die Dakar ist so technisch geworden, sie hat so viele technisch schwierige Abschnitte, dort fällt die Entscheidung. Die Frage lautet: Wie schnell kann man in den technischen Bereichen fahren?
Dort kann man mit den 450ern hohe Geschwindigkeiten erzielen.

Wie viel Leistung hat so eine KTM 450 Rally?

Bei den Serienmotorrädern haben wir 63 PS. Das Factory Bike leistet 68 PS.

Das Dakar-Reglement ist insgesamt nicht mehr umstritten?

Ich finde es gut.
Ich würde es aber als sinnvoll und wichtig finden, dass man ein bisschen mehr zum Ursprung zurückkehrt und wieder mehr Wert aufs Navigieren lenkt. Aber das ist in den Gebieten in Bolivien und Argentinien nicht so einfach.
Im offenen Gelände zu navigieren ist natürlich einfacher als wenn man viel auf Strässchen unterwegs ist.
Die ASO ist sicher der beste Veranstalter für die Dakar. Sie probieren auch immer, gemeinsam mit den Teams Lösungen zu finden, wie man das Reglement anpassen kann.
Die Zusammenarbeit funktioniert ganz gut.
Man muss auch lobend erwähnend, dass sie die Dakar 2016 durchgezogen haben, obwohl vor einem halben Jahr Peru als Austragungsland abgesprungen ist.
Die Dakar war wieder ein Riesenerfolg für alle. Sie ist im Motorradsport hinter MotoGP vom Stellenwert her an zweiter Stelle, glaube ich. Das ist eine Supersache.

Besteht eine Chance, dass sich Peru 2017 wieder an der Dakar beteiligt?

Für 2017 bin ich mir nicht ganz sicher. Es gibt Verhandlungen. Es kommt jetzt zu einem Regierungswechsel. Die neue Regierung sollte wieder mehr Interesse an der Dakar haben.
Die Wetterbedingungen sollten auch wieder besser sein. Denn einer der Gründe für die Absage von Peru war ja der Sturm «El Nino», der in Peru sehr stark gewütet hat.
Peru wird irgendwann wieder dabei sein. Wann das genau passieren wird, weiss ich nicht. Aber die Motivation der ASO zielt auf jeden Fall auf das Weitermachen mit der Dakar in Südamerika hin. Auch Chile wird neben Peru ein Ziel werden, auch von Kolumbien und Paraguay habe ich schon gehört. Aber dazu gibt es noch keine Bestätigungen. Die Strecke wird in absehbarer Zeit sicher wieder interessanter und abwechslungsreicher werden.

Die Favoriten für 2017 werden die gleichen sein wie 2016?

Die Favoriten werden auf alle Fälle die gleichen Marken sein, auf alle Fälle.
Ich weiss jetzt nicht, ob die Fahrer bei der Konkurrenz bleiben oder nicht. Aber von den Fahrernamen her ändert sich nicht viel. Und da werden von KTM auch wieder einige Sieganwärter dabei sein.

Das Red Bull KTM-Werksteam wird 2017 also wieder aus Price, Walkner, Meo und Sunderland bestehen. Und dem diesjährigen Gesamtzweiten Stefan Svitko wird man eine Werksmaschine anbieten, aber er wird seine eigenen Sponsoren behalten?

Da muss man schauen. Wir haben immer ein paar Fahrer, von denen wir wissen, die werden gut, sie werden also vorn vornherein unterstützt. Zu denen hat auch Svitko gehört.

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