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Chefmechaniker in der DTM: Perfektionismus in Person

Von Otto Zuber
Stefan Kalke

Stefan Kalke

In der DTM besteht ein Team aus mehr als nur den Piloten. Für den Erfolg sorgen auch die Menschen im Hintergrund vor. Wie Stefan Kalke, Mercedes-Chefmechaniker.

In der DTM kommt es auf jeden Millimeter an, selbst kleinste Abweichungen können den Unterschied im Kampf um Tausendstelsekunden ausmachen. Stefan Kalke (45, Chefmechaniker) ist seit 27 Jahren als Mechaniker im Einsatz. Er kennt das Innenleben der DTM-Autos wie seine Westentasche und weiß genau, wie wichtig fehlerlose Arbeit in seinem Job ist. 

Stefan, in der DTM muss jedes winzige Detail perfekt stimmen. Wie pedantisch und detailgetreu müsst ihr arbeiten? 

Ziemlich stark. Das überträgt sich sogar bis ins Privatleben. Wenn man mehr als 25 Jahre in diesem Job arbeitet, lässt sich das manchmal gar nicht mehr trennen. Dann kommt man nicht heim und schmeißt seine Sache einfach unordentlich in die Ecke. Sauberkeit und Ordnung ziehen sich wie ein roter Faden durch dein gesamtes Leben. Wenn man das den Jungs jeden Tag im Werk oder an der Strecke vorlebt, dann prägt sich das ein. So wird zum Beispiel beim Aufbau eines Fahrzeugs jeder Arbeitsschritt über eine Stempelkarte genau dokumentiert. Es gibt detaillierte Baudokumentationen, wo welche Klebemittel oder Schraubensicherungsmittel hin gehören oder wie stark das Drehmoment sein darf. Jeder Schritt wird mit Personalnummer abgestempelt, sodass wir für jedes Auto und jedes Event nachvollziehen können, wer wo welche Schraube angezogen hat. 

Wie läuft ein Rennwochenende aus deiner Sicht ab? 

Die Aufbautruppe reist am Mittwoch an, lädt die Lkw aus und fängt mit dem Aufbau des Werkzeug-Equipments und der Leitungen an. Alles muss an seinen Platz. Am Freitagmorgen kommt der Rest des Teams und hilft beim weiteren Aufbau mit. Dann wird das Setup der Autos noch einmal gecheckt, damit sich keine Fehler oder Unachtsamkeiten eingeschlichen haben. Ich bin zudem noch für das Personal an der Strecke verantwortlich. Wenn sich dann zum Beispiel ein Mechaniker unwohl fühlt, müssen wir reagieren und ihn ersetzen. Dafür sind immer noch Ersatzleute dabei, die im Notfall einspringen können. 

Was passiert mit den Autos nach einem Rennwochenende? 

Wenn es nötig ist, wird das Auto repariert und frisch lackiert. Neu beklebt werden sie nur, wenn es eine Designänderung gibt. Ansonsten werden nur die beschädigten Stellen erneuert, zum Beispiel wo sie durch Rangeleien abgescheuert sind. Die einzelnen Bauteile wie Motor, Fahrwerk oder Getriebe werden in den jeweiligen Shops überprüft und für das nächste Rennwochenende vorbereitet. So ergibt sich eine lückenlose Reihenfolge. 

Welcher Teil deines Jobs macht dir am meisten Spaß? 

Ganz klar die Herausforderung, so perfekt wie möglich zu sein, und eben sich ständig schnell auf neue Situationen einzustellen. Man weiß nie, was am Rennwochenende passiert. Wenn mal nicht alles nach Plan läuft, hilft natürlich die Erfahrung. Vielleicht ist in den letzten 25 Jahren schon mal etwas Ähnliches passiert, dann lässt sich die Fehlersuche im Prinzip recht schnell eingrenzen. 

Du bist jetzt seit 25 Jahren im Team, warst vorher schon drei Jahre bei Audi. Wie bist du zum Motorsport gekommen? 

Der Motorsport war zu Beginn meiner Berufslaufbahn gar nicht mein Ziel. Aber ich habe immer mehr Freude daran gefunden. Mittlerweile bedeutet er mir persönlich sehr viel. Ich habe eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht und habe mich mit 19 spontan bei Audi beworben, die damals Leute suchten. Ich bin jemand, der nicht ruhen kann und immer siegeshungrig ist. Diese Einstellung passt zum Rennsport. Ich bin bedrückt, wenn wir mal nicht gewinnen. Ich versuche immer, aus Fehlern zu lernen und es besser zu machen. Das ist mein Antrieb. 

Wie schaltest du vom Stress der Rennwochenenden ab und wie erlebst du den Zusammenhalt im Team und im Fahrerlager? 

Wir gehen an den rennfreien Wochenenden gerne mit Freunden etwas essen. Auch besuche ich öfter meine Eltern, um dort Rasen zu mähen oder die Hecke zu schneiden. Das ist der perfekte Ausgleich zu meiner Arbeit bei HWA. Durch die vielen Rennwochenenden und Testfahrten bleibt sonst nicht viel Freizeit übrig. Es ist aber super, mit den Jungs zusammen zu reisen. Wir halten immer zusammen. Selbst zu ehemaligen Kollegen bei Audi habe ich noch guten Kontakt. Man kennt sich eben schon seit 28 Jahren. Umso mehr hat es mich zum Beispiel getroffen, als mein Kollege, mit dem ich 15 Jahre lang auf einem Zimmer war, verstorben ist. Mit ihm verbringt man mehr Zeit als mit der eigenen Freundin oder der Familie. Man ist den ganzen Tag zusammen, dann tut so ein Schicksalsschlag schon wahnsinnig weh. Aber wie im Rennsport gilt auch im Leben: Es muss immer weiter gehen. 

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