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Mercedes: Mortara ist eine seltene DTM-Spezies

Von Andreas Reiners
Edoardo Mortara

Edoardo Mortara

Mercedes hatte im vergangenen Jahr mit der Verpflichtung von Edoardo Mortara für eine Überraschung gesorgt. Der Italiener ist damit fast ein Unikat.

«Transfergerüchte» wie im Fußball sind in der DTM eher selten. Zumindest wenn es um einen «Vereinswechsel» geht, um einen Wechsel von einer Marke zur anderen. Mercedes machte 2016 eine der seltenen Ausnahmen und eiste den Vizemeister von Audi los, und damit ist Mortara fast schon ein Unikat.

Denn seit der Wiedergeburt der Tourenwagenserie im Jahr 2000 waren es inklusive Mortara lediglich fünf Fahrer, die innerhalb der DTM den Arbeitgeber wechselten. Warum ist das so?

«Ich glaube, weil es schlicht kaum Gründe für Wechsel gab. Ansonsten hat ja jede Marke auch Fahrer, die man als Markenbotschafter aufbaut und langfristig an sich binden will», sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz der Sport Bild. Die Stuttgarter wildern sowieso selten bei der Konkurrenz, das letzte Mal, dass sich Mercedes bei anderen DTM-Herstellern bediente, war 1995. Damals kam Gerd Rauch von Ford zu den Stuttgartern.

«Wir hatten ja auch wenig Gründe dazu andere Fahrer zu holen, da wir schon immer sehr gute Fahrer im Team hatten. Wenn du einen holst, dann nur einen wirklichen Top-Piloten, von dem du denkst, dass er dich weiter bringt», so Fritz.

In der neuen DTM war Jamie Green vor Mortara der letzte Markenwechsler, er ging zur Saison 2013 den umgekehrten Weg von Mercedes zu Audi. 2012 hatte sich BMW für den Wiedereinstieg Bruno Spengler von Mercedes und Martin Tomczyk von Audi ins eigene Lager gelockt. 2004 ging Marcel Fässler zudem von Mercedes zu Opel. In der «alten» DTM waren Transfers von einer Marke zur anderen übrigens wesentlich häufiger anzutreffen.

Nun ist es aber freilich nicht so, als hätte man bei Mercedes keinen Blick für die Fahrer der Konkurrenz, immer wieder gab es lose Gespräche mit potenziellen Zugängen. Konkret wurde es aber nur mit Mortara. «Edo war immer einer, der uns vom Gesamtpaket gefallen hat», sagte Fritz.

Und Mortara war mit seiner Rolle bei Audi nicht mehr zufrieden, wie er SPEEDWEEK.com erklärte. Wobei er die Entscheidung nicht spontan und aus der Emotion heraus traf. Die Entscheidung Audis zum Beispiel, 2016 in einigen Situationen im Titelkampf zunächst auf Jamie Green zu setzen (Mortara musste ihn überholen lassen), kann er nachvollziehen. Viel mehr hat ihn seine ungerechtfertigte Strafe in Zandvoort getroffen, die durch ein fehlerhaftes GPS-System entstand. Dadurch hatte er den Status als Nummer eins verloren.

Es war am Ende die Summe kleinerer Dinge: «So wie sie mich in den sechs Jahren behandelt haben, hätte es an einigen Stellen besser sein können. Ich habe zum Beispiel immer gefragt, mehr im GT-Sport fahren zu können. Außer in Macau bin ich nie offiziell für Audi gefahren. Es gab aber einige Möglichkeiten», so Mortara. Oder: «Bei Audi haben sie die Philosophie, sich sehr auf einen oder zwei Fahrer zu fokussieren. Und wenn du da nicht der Auserwählte bist, kann das frustrierend sein. Man gewöhnt sich an die Situation, aber irgendwann denkt man, dass man etwas ändern muss.» Und es war auch nicht so, als hätte er die Dinge nicht angesprochen.

Als sich bei dem 30-Jährigen schließlich der Wunsch nach einem Tapetenwechsel verfestigte, schlug Mercedes zu. Und angelte sich eine echte Verstärkung. Fritz: «Er ist ein richtiger Allrounder, der das Potential hat Meisterschaften zu gewinnen und zudem ein super Charakter.»

Mortara hat sich schnell und gut eingelebt bei Mercedes. Er will natürlich wieder oben angreifen. «Ich habe bewiesen, dass ich um den Titel fahren kann. Ich habe es immer geschafft, konkurrenzfähig zu sein. Es wird schwerer für mich, ich erwarte einen harten Kampf. Alles muss perfekt passen», so Mortara.

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