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Glocks Wut und Emotionen: «Das wollte die DTM doch»

Von Andreas Reiners
Timo Glock

Timo Glock

Timo Glock nahm den ganzen Ärger mit einer gehörigen Portion Galgenhumor. Er war beim zwölften Saisonrennen in Zandvoort immerhin vom letzten Startplatz aus noch auf Rang acht gefahren.

Wichtige Punkte für ihn im Titelkampf, er steckt als Vierter mit 104 Punkten mittendrin. Der Rückstand zum Führenden Mattias Ekström: 24 Punkte. Glocks Vorsprung auf den Achten Marco Wittmann: elf Zähler. Es geht eng zu in der Tourenwagenserie, drei Events vor Schluss.

Aber für Glock ist klar: Der Zug ist abgefahren. Der 35-Jährige hat keine Chance mehr. Denn auf die Frage, wer nun die besten Karten habe, sagte er SPEEDWEEK.com: «Wahrscheinlich derjenige, der am freundlichsten zum DMSB ist. Der wird Meister. René (Rast) ist glaube ich ein ganz Netter. Ich bin raus. Mich kann man abschreiben. Die werden mich jetzt wahrscheinlich bei jedem Rennen auseinandernehmen. Sollen sie nur, das ist mir relativ wurscht», sagte Glock mit einer Mischung aus Restfrust und Sarkasmus.

Was war passiert? Glock war nach dem Qualifying disqualifiziert worden. Glock hatte, nachdem er von Edoardo Mortara auf seiner schnellen Runde blockiert wurde, den Italiener ebenfalls ausgebremst und anschließend beschimpft.

Für Glock war es auch mit etwas Abstand unverständlich, dass er für etwas bestraft wurde, «bei dem man nicht wirklich etwas falsch gemacht hat. Ich war derjenige, der geblockt wurde», stellte er klar. Und das nicht nur einmal. Bei seinem ersten Schuss sei er von Loic Duval blockiert worden und habe zweieinhalb Zehntel verloren, so Glock. «Das haben sie sich nicht einmal angeschaut. Es ist reichlich seltsam, wenn man es meldet und sie sagen: „Alles in Ordnung, das müssen wir uns nicht anschauen.“» Beim zweiten Zwischenfall mit Mortara platzte Glock dann der Kragen.

Seine Sichtweise: «Ich habe es Edo in Kurve neun gezeigt, dass ich damit nicht glücklich war. Ich habe danach aber versucht, meinen Gap zu finden, um noch eine zweite Runde hinterherzulegen. Dass das als unsportliches Verhalten hingestellt wird – da habe ich keine Worte für. Da frage ich mich, was man da entscheidet. Der DMSB hat in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass er in der einen oder anderen Situation eine Sichtweise hat, die nicht immer verständlich ist. Das haben sie wieder bewiesen», so Glock.

Der DMSB stellte wiederum klar, dass man keinen Zweifel daran gehabt habe, dass Glocks Reaktion («schwerwiegende Behinderung eines anderen Teilnehmers») auf das Blocken ein klares Revanchefoul gewesen sei. Vier- bis fünfmaliges Bremsen seien ebenso klare Hinweise darauf gewesen wie auch der unmittelbare Funkspruch seines Teams: «Es ist sowieso vorbei, komm in die Box.»

Die Emotionen, die Glock auch bei der Anhörung bei den Rennkommissaren noch zeigte, seien dann auch nicht unbedingt hilfreich bei der Strafzumessung gewesen. Er bekam sowieso noch eine Geldstrafe in Höhe 3000 Euro aufgebrummt, weil er der Mercedes-Garage den Stinkefinger gezeigt hatte. Das «Fucking Idiot, Mortara» per Funk wurde dabei gar nicht mehr berücksichtigt. Zum Vergleich: Mortara wurde wegen Blockierens von Jamie Green die üblichen fünf Plätze zurückversetzt, für den zusätzlichen Glock-Vorfall erhielt er zudem eine Fünf-Sekunden-Pitstop-Penalty im Rennen.

Timo Scheider sprang seinem Kumpel Glock zur Seite: Auf Instagram postete der frühere Audi-Pilot ein paar deutliche Zeilen. «Ehrliche Emotionen und ehrliche Meinungen - das, was die DTM wollte und was zwischen Timo und Edoardo gewesen ist, sind echte Emotionen gewesen. Liebe Sportschau, wenn man dann sagt, Timo sind die Sicherungen durchgebrannt, ist es wirklich nicht passend. Und das Urteil der Sportkommissare ist unverständlich. Ich kann Timos Reaktion völlig verstehen, auch wenn ich Edo keine Absicht unterstelle. Wobei, Mercedes passiert so etwas blöderweise sehr häufig in den letzten 17 Jahren...» Klare Kante. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigten dann auch: Die Fans wollen eben jene Emotionen sehen.

«Die Entscheidung der DTM war sowas für'n Arsch, damit vergrault man Motorsportfans», schrieb einer. Ein anderer meinte: «Die DTM macht sich mit solchen Entscheidungen lächerlich. Solche Fahrer wie dich braucht die DTM! Emotion muss man zeigen können.»

ARD-Experte Norbert Haug war hin- und hergerissen. «Ich kann es auf der einen Seite verstehen, man ist halt heiß. Aber er hat sich selbst geschadet. Er wird sich selbst am meisten darüber ärgern. Er hätte als Fünfter losfahren können. Vielleicht hat er sich damit selbst aus dem Meisterschaftskampf genommen.» Glock war es relativ egal. Meister wird ja er derjenige, der am nettesten zum DMSB ist.

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