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Corona-Angst: Ist der Audi-Ausstieg nur der Anfang?

Von Andreas Reiners
Ist der Audi-Ausstieg nur der Anfang?

Ist der Audi-Ausstieg nur der Anfang?

Audi zieht sich aus der DTM zurück, richtet sein Motorsport-Programm neu aus und macht damit den Anfang. Folgen jetzt weitere Hersteller dem Beispiel?

Timo Scheider wurde emotional, brachte die Lage auf den Punkt. Ja, der Audi-Ausstieg nach der Saison 2020 ist hart für die DTM, womöglich ist es sogar das Ende für die Tourenwagen-Serie. Was man dabei nicht vergessen darf: Wen dieser Rückzug alles trifft.

«Die ganzen Mechaniker mit ihren Familien, alle Menschen, die von heute auf morgen nicht mehr wissen, wie sie Geld verdienen und ihr Essen auf den Tisch kriegen sollen», sagte er bei ran.de.

«Wenn wir hören, wie Phoenix-Teamchef Ernst Moser sagt: ‚Noch zwei Monate, dann kann ich meine 30 Angestellten entlassen‘, dann ist das ein Problem. Dann betrifft vor allem es auch diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, die seit Jahren von morgens bis abends an der Rennstrecke mit Emotionen dabei sind», so Scheider weiter.

Eine Entscheidung wie die von Audi betrifft immer zahlreiche Bereiche, ob nun Zulieferer, Mechaniker, Ingenieure oder Teams. Existenzen stehen auf dem Spiel. Verschärfend hinzu kommt die Coronakrise mit ihren dramatischen wirtschaftlichen Auswirkungen, die Autobauer mussten die Werke zeitweise schließen, der Absatz brach ein. Der Audi-Rückzug ist auch im Zuge dieser Herausforderungen getroffen worden, denn die ganze Branche rast in eine historische Krise.

Es ist ein Teufelskreis, wenn die Produktion still steht, die Lieferketten unterbrochen sind und die Leute andere Sorgen haben, als sich ein neues Auto zu kaufen.

Der Motorsport ist als Marketing-Tool wichtig für die Hersteller, doch es ist in Krisenzeiten wie diesen schwierig zu argumentieren, dass man zweistellige Millionenbeträge in eine Serie wie die DTM pumpt, die sowieso andauernd ums Überleben kämpft und auch nicht mehr zeitgemäß erscheint. Viele stellen sich direkt die Grundsatzfrage: Ist Motorsport überhaupt noch zeitgemäß?

Im Zweifel muss man die Investitionen den Mitarbeitern erklären, die man wegen Corona entlassen muss. Bei der Formel E ist es deutlich einfacher, weil sie den Zeitgeist trifft. Ob man das gut und richtig finden muss, steht auf einem anderen Blatt.

Klar ist aber: Die Sorge ist da, dass auch andere Hersteller die Reißleine ziehen.

«Das hat einen riesigen Einfluss auf den deutschen Motorsport, auf die Perspektiven, auf alles. Da stellen sich tausende Fragen», sagte Scheider bei SPEEDWEEK.com und warnte: «Man muss jetzt ganz hellhörig werden und aufpassen, was im Motorsport passiert. Es würde mich nicht verwundern, wenn der eine oder andere Hersteller das Corona-Thema zum Anlass nimmt, es auch zu tun. Ich hoffe, dass die Leidenschaft und die Emotionen, die im Motorsport stecken, so groß sind, dass dies nicht passiert. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie es weitergehen soll.»

Auch Timo Glock gab bei ran.de zu bedenken, dass die Audi-Entscheidung möglicherweise einen Rattenschwanz nach sich zieht.
«Die Entscheidung von Audi wird auch andere Entscheider oder andere Partner und Sponsoren zu einem ähnlichen Schritt bringen können. Das könnte jetzt zu einem Domino-Effekt führen, der für den gesamten Sport ein Thema sein wird.»

Eine Hoffnung in der Krise: Dass sich der Sport neu besinnt, finanziell gesundet.

«Vielleicht bereinigen sich dadurch ein paar Dinge und es bieten sich neue Chancen», so Glock, der eine Rückbesinnung fordert, der anregt, im Zuge der Krise nicht nur die Kosten zu hinterfragen, sondern auch das Konzept. Man müsse mehr zurück zur Basis, zu den Wurzeln, so Glock: «Die Fans müssen sich mehr mit den Autos identifizieren können. Aber das ist ein langer Weg, es stehen viele Baustellen vor uns. Aber man muss es positiv sehen und die Chancen, Dinge neu aufzustellen und zu bereinigen und zu vereinfachen.»

Er glaubt, dass es auch positive Aspekte der Coronakrise geben kann. «Das Bewusstsein für gewisse Dinge wird zurückkommen. Man realisiert mehr und mehr, was wirklich wichtig ist, dass man Dinge nicht mehr als selbstverständlich ansieht. Das wird auch im Sport so sein: Dass sich Dinge möglicherweise gesundschrumpfen, dass man zu einer anderen Normalität zurückkehrt.»

Auch Scheider fordert «zeitgemäße Konzepte, neue Konzepte. Es braucht kein Auto mit Monster-Abtrieb, das mega breit ist. Es muss einfacher werden, bezahlbarer und reglementierter. Auch wenn sich das einfacher anhört, als es ist: Je sorgfältiger man das plant, desto besser klappt die Umsetzung.»


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