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So wichtig ist der Simulator bei der Vorbereitung

Von Rob La Salle
Die perfekte Vorbereitung hat in Rennserien wie der Formel E oder der DTM einen großen Einfluss auf die Erfolgschancen. Für BMW spielt dabei der Simulator in München eine zentrale Rolle.

Er hilft nicht nur den Fahrern beim Kennenlernen einer neuen Strecke oder bei der Feinarbeit an der Ideallinie. Vielmehr ermöglicht der Simulator auch präzise Optimierungen der Fahrzeugabstimmung und unterstützt bei der Entwicklung neuer Rennfahrzeuge. Dabei arbeiten die Ingenieure von BMW Motorsport eng mit ihren Kollegen der BMW Serien-Vorentwicklung zusammen.

Die Grundlage für Erfolge im Rennen legen die BMW Werksfahrer und Ingenieure schon lange vor der Abreise zur Rennstrecke – und zwar in einer schlichten Halle bei BMW Motorsport am Anton-Ditt-Bogen in München.

Dort ist der BMW Motorsport Simulator untergebracht, eines der wichtigsten Werkzeuge für die bestmögliche Rennvorbereitung. Das «Erfahren» von neuen Strecken oder ein erstes Gewöhnen von Fahrern an den BMW M4 DTM oder den BMW iFE.20 gehören genauso zum Tagesgeschäft wie das Erarbeiten der perfekten Fahrwerksabstimmung und des Energiemanagements.

«Der BMW Motorsport Simulator ist für uns ein sehr wichtiges und nützliches Werkzeug beim Training der Fahrer, bei der Vorbereitung unserer Renneinsätze in den Bereichen Fahrzeugabstimmung und Energiemanagement und nicht zuletzt auch bei der Fahrzeugentwicklung», sagt Rudolf Dittrich, Leiter BMW Motorsport Fahrzeugentwicklung. «Die einzigartige Konfiguration der Hardware, eine kontinuierliche Detaillierung der Software und Modellierung, die sehr hohe Korrelation mit realen Daten und die große Rechnerleistung machen auch kleinste Veränderungen bei der Fahrzeugabstimmung oder der Entwicklung neuer Fahrzeuge spürbar und vergleichbar. Durch die Kompatibilität mit anderen Simulatoren der BMW Group entstehen viele Synergien und ein kontinuierlicher Technologie- und Wissenstransfer zwischen dem Motorsport und der Serienentwicklung.»

Das Herzstück des Simulators bildet ein detailliertes Fahrzeugmodell. Dessen Basis ist bei allen BMW Simulatoren in der Entwicklung identisch. Die für den Fahrer relevanten Feedback-Impulse werden für eine weltweit einzigartige Konfiguration mit Linearaktoren und einem Drehteller aus dem Modell ermittelt und in hoher Präzision und mit minimaler Verzögerung übertragen. Dafür greift das System auf eine Rechnerleistung von 100 TeraFlops zurück.

Das bedeutet, dass in jeder Sekunde 100 Billionen Berechnungen möglich sind. Über drei Projektoren sehen die Fahrer im Simulator die Rennstrecke. Dabei wird großer Wert auf eine hohe Qualität der Immersion, also des Eintauchens in die virtuelle Welt, gelegt. Ist die Immersion nicht gut genug, können bei der Fahrt im Simulator ähnlich wie bei der Reisekrankheit Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten.

Das ist bislang bei keinem Rennfahrer vorgekommen. Die erforderlichen Grundlagen in diesem Bereich werden parallel in mehreren Forschungsarbeiten wissenschaftlich untersucht. Die Erkenntnisse daraus stehen auch anderen Bereichen innerhalb der BMW Group zur Verfügung, die sich beispielsweise mit der Entwicklung des Autonomen Fahrens beschäftigen.

Der Simulator kann aktuell den BMW M4 DTM und den BMW iFE.20 darstellen. Der Umbau zwischen diesen beiden Fahrzeugen ist innerhalb von nur einer Stunde möglich. Es kann unter anderem auf folgenden Streckenkonfigurationen gefahren werden: Nürburgring inklusive Nordschleife, Hockenheimring, Norisring, Lausitzring, Assen, Jerez de la Frontera, Brands Hatch sowie die künftigen DTM-Schauplätze Anderstorp und Monza.

Hinzu kommen alle Strecken der Formel E der Saisons 2018/19 und 2019/20 sowie das gemeinsam mit den Serienkollegen modellierte BMW Testgelände in Miramas. Änderungen an vorhandenen Kursen oder die Implementierung neuer Austragungsorte sind bei Bedarf in weniger als einer Woche umsetzbar.

Insgesamt saßen bereits 19 Rennfahrer im Simulator am Steuer, neben den BMW Werksfahrern aus der DTM und der Formel E der Jahre 2019 und 2020 auch neue Piloten vor den jeweiligen Rookie-Tests. Auch Klaus Fröhlich, Mitglied des Vorstands der BMW AG für Entwicklung, ging bereits im BMW Motorsport Simulator auf die virtuelle Teststrecke.

Die hohe Präzision macht es möglich, auch kleinste Änderungen der Fahrwerksabstimmung im Cockpit spürbar zu machen. So können schon vor der Anreise zur Rennstrecke verschiedene Fahrwerksoptionen getestet werden. Darüber hinaus ist in der Formel E bereits frühzeitig die Bedatung des Fahrzeugsteuergeräts für das optimale Energiemanagement möglich. In der Fahrzeugentwicklung lässt die hohe Detailtreue auch ohne hohen finanziellen Aufwand vergleichende Untersuchungen auf verschiedenen Kursen zu, deren Ergebnisse auf der realen Rennstrecke nur schwierig realisierbar wären.

Nicht zuletzt bietet der Simulator auch die Möglichkeit, dass sich neben dem Fahrer auch die Ingenieure auf einen Renneinsatz vorbereiten können. Bis zu 15 Ingenieure sind während einer Simulatorsitzung direkt über Intercom und Datenserver verbunden. So können etwa Reaktionen und Arbeitsabläufe bei ungewöhnlichen Situationen trainiert werden.

BMW Motorsport entwickelt den Simulator parallel zur laufenden Nutzung kontinuierlich weiter, neben der Hardware vor allem im Bereich der Software und Modellierung. Dabei fließen auch Erfahrungen aus anderen Simulatoren der BMW Group ein.


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