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Schnitzer wird 80: BMW-Aus die größte Enttäuschung

Von Gerhard Kuntschik
Vater und Sohn: Herbert Schnitzer mit Herbert Schnitzer Jr.

Vater und Sohn: Herbert Schnitzer mit Herbert Schnitzer Jr.

Herbert Schnitzer wird am heutigen Samstag 80 Jahre alt. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com blickt er mit viel Stolz und ein wenig Unverständnis auf sechs Jahrzehnte Motorsport zurück.

Er ist der letzte der vier Brüder: Herbert Schnitzer musste mit Schicksalsschlägen innerhalb der Familie leben lernen. 1978 verunglückte sein Bruder Josef, der Ex-Rennfahrer und Techniktüftler, auf der Fahrt nach Zolder tödlich.

Im August 2014 verlor Halbbruder Dieter Lamm den Kampf gegen eine schwere Krankheit, und im Jänner 2019 schockierte die Nachricht vom Tod Karl «Charly» Lamms die Motorsportwelt. Am 5. Juni wird Herbert, das letzte Urgestein der Freilassinger Motorsportdynastie, 80 Jahre alt.

Auf sechs Jahrzehnte Motorsport blickt Schnitzer mit viel Stolz und ein wenig Unverständnis zurück. Letzteres, weil «uns BMW nach 57 gemeinsamen Jahren fallen ließ».

Wer Herbert dann auf Highlights der «guten Zeit» anspricht, dem werden die ungezählten Erfolge der Schnitzer-Boys und ihrer bis zu 40 Mitarbeiter in der Rennsportabteilung und bis zu 100 im Autohaus (das am 1. Mai 2013 von der Tiroler Unterberger-Gruppe übernommen wurde) schnell bewusst.

Herbert Schnitzer über:

Die Erfolge: «Es waren über 1000 Siege und Titel. Wir gewannen auf allen Kontinenten.»

Die wichtigsten und schönsten Momente: «Natürlich der Sieg in Le Mans 1999. Aber auch die zwei Meistertitel in der ALMS 2000 mit dem LMR und 2001 mit dem M3 GT-R. Und der Tourenwagen-WM-Titel 1987.»

Die besten Beziehungen zum BMW-Management: «Sicher zu Karlheinz Kalbfell. Dann Adolf Prommersberger, Gerhard Berger, Paul Rosche und Klaus Fröhlich.»

Den talentiertesten aller Schnitzer-Fahrer: «Roberto Ravaglia.»

Den schnellsten: «Gerhard Berger.»

Die besten Freunde unter den Piloten: «Beide Winkelhocks, Manni und Jockl, Gerhard (Berger), Roberto (Ravaglia), Poldi (von Bayern).»

Die wertvollsten Meilensteine: «Josefs Titel in der Deutschen Rundstreckenmeisterschaft 1966. Die F2-EM mit Jacques Laffite 1975. Die Deutsche Rennsportmeisterschaft 1978 mit Harald Ertl in unserm 320er-Turbo. Und alles, was Strietzel (Stuck) und Quastl (Dieter Quester) mit uns erreichten.»

Die größte Enttäuschung: «Dass uns BMW Ende 2020 fallenließ.»

Seine Wünsche: «Viel Gesundheit für unsere Familie. Und dass ich noch lang zum Skifahren und Golfen komme. Und mit meinem Enkel spielen kann.» (der Enkel Christian Herbert, 2, ist der Sohn von Herbert jun. Christian. Schnitzer ist seit 1980 mit Marianne verheiratet: «Sie hat mir immer den Rücken freigehalten.» Sohn Herbert jun., 40, ist mit der Abwicklung von Schnitzer Motorsport bis Ende des Jahres beschäftigt, Tochter Martina ist jetzt 36.)

Die Österreich-Connection: «Die war ja dauernd da, von den Testfahrten auf dem Salzburgring bis zu Berger, Quester, Dieter Stappert, Willi Siller, Roland Ratzenberger und Niki Lauda. Und Philipp Eng, für mich der beste M6-Fahrer, und unser langjähriger Mitarbeiter Peter Reinisch.»

Unfinished Business: «Der Josef arbeitete schon in den 1970ern an einem Turbomotor für die Formel 1. Die Zeichnungen waren fertig, aber das grüne Licht aus München kam damals nicht.»

Zwei Anmerkungen: «Ich wünsche dem Gerhard (Berger) alles Gute mit der neuen DTM.» Und zum Faktum, dass kein Schnitzer-Fahrer je tödlich in Rennen verunglückte: «Ich glaube, wäre das passiert, hätten wir sofort aufgehört.»

Leben ohne Rennsport: «Geht nicht. Interesse für viele Serien ist immer da, ich verfolge das schon noch.» (Und diskutiert mit seinen Freunden am Kuchler Motorsport-Stammtisch – darunter Reinisch und Siller – nach der Corona-Pause wöchentlich wieder heftig.)

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