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Ammermüller: Als er das F1-Cockpit an Vettel verlor

Von Andreas Reiners
Michael Ammermüller

Michael Ammermüller

Michael Ammermüller stand vor der offenen Tür zur Formel 1, musste dann aber Sebastian Vettel den Vortritt lassen. Auf eine ansehnliche Karriere kann der 35-Jährige trotzdem blicken.

Es kommt vor, dass man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Dass plötzlich alles schiefläuft. Ob es nun Schicksal ist oder einfach nur Pech, spielt dann schon gar keine Rolle mehr – das Ergebnis bleibt das gleiche.

Michael Ammermüller war 2006 Red-Bull-Junior, schnupperte mit 20 Jahren im Freitagstraining und als Testfahrer bereits Formel-1-Luft, war auf dem Sprung, klopfte an die Tür, als plötzlich alles schiefging.

Durch einen Kahnbeinbruch in der Saison 2007 in der GP2 fiel er aus, verpasste so die Chance, die sich bot: Toro Rosso suchte Ersatz für Scott Speed. Ein fitter Ammermüller wäre die logische Wahl gewesen, da er die Superlizenz besaß und bereits Trainingseinsätze hatte. «Der Einsatz wäre eigentlich 100-prozentig sicher gewesen. Nur war ich leider verletzt», erinnert er sich.

Stattdessen holte Toro Rosso Ersatz vom Konkurrenten BMW Sauber: Sebastian Vettel.

Ammermüller erlebte, wie hart das Formel-1-Geschäft ist, wie erbarmungslos. Er wurde aussortiert, eine zweite erste Chance bekam er gar nicht erst. «Zu diesem Zeitpunkt hatte Red Bull 17 oder 18 Juniorfahrer, sie wollten Fahrer abbauen. Und ich bin dann recht schnell ausgeschieden», so Ammermüller.

Ein Plan B musste her, eine Alternative. Er wäre nicht das erste Talent gewesen, dass von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwindet. Denn Können setzt sich im Motorsport, wo es in unteren Rennklassen noch mehr um Geld und Sponsoren geht, nicht immer automatisch durch.

Ammermüller setzte auf die Karte GT-Sport. Für ihn ein Volltreffer. 2010 startete Ammermüller zunächst im ADAC GT Masters. 2012 folgte dann der Wechsel in die Porsche-Markenpokale, wo er sich Stück für Stück an die Spitze arbeitete.

Im nationalen Carrera Cup wurde er 2014, 2018 und 2019 Vize. International wurde er 2014 bis 2016 zweimal in Folge Dritter und einmal Vierter im Porsche Mobil 1 Supercup, robbte sich an den großen Wurf heran.

Im Jahr 2017 platzte dann der Knoten: Ammermüller feierte seinen ersten Titel im GT-Sport, 2018 verteidigte er ihn, 2019 erneut. Ein wichtiger Punkt: Der Wohlfühlfaktor bei Lechner Racing, für die er die ganze Zeit fuhr.

Den 35-Jährigen zeichnen vor allem Geduld, Ruhe und Besonnenheit aus, in den letzten Jahren kam eine gewisse Lockerheit dazu. Auf der Strecke ist er kompromisslos, überzeugt aber auch mit Konstanz.

2020 musste er sich wegen Terminkollisionen entscheiden: Porsche Supercup oder GT Masters. Er nahm das GT Masters – eine goldrichtige Wahl, denn mit SSR Performance und seinem Partner Christian Engelhart wurde er Champion.

Jetzt absolviert er am vierten Rennwochenende auf dem Nürburgring mit SSR Performance einen Gaststart in der DTM. Dort wäre er nach seinem Aus bei Red Bull bereits fast gelandet. «Ich hätte den Platz fast bekommen. Ich hätte es damals gerne gemacht, aber ich bin auch froh, dass ich die Chance jetzt bekomme. Die vergangenen Jahre liefen aber auch nicht schlecht für mich», sagte Ammermüller.

Das Team liebäugelt mit einem Einstieg für 2022. «Ich fühle mich wohl in der DTM», sagt Ammermüller, «ich würde gerne mehr Rennen bestreiten. Wir müssen sehen, wie das Wochenende läuft.»

Doch ob DTM oder nicht: Für Ammermüller läuft es, auch ohne Formel 1. Der falsche Ort kann auch manchmal auf den richtigen Weg führen.


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