Maximilian Götz: Am Anfang nichts kaputt machen
Maximilian Götz
Im Alter von 29 Jahren hat sich Maximilian Götz ein Cockpit in der DTM erkämpft. 2015 wird Götz für Mercedes an den Start gehen. Wir stellen den Rookie vor.
Im ?zweiten Teil des Interviews spricht er über seine Saisonziele als Neuling, mögliche Verbesserungen und seine Erfahrungen mit der DTM im TV. Den ersten Teil des Interview lesen Sie HIER.
Maximilian, auf was für einen Typen können wir uns freuen?
Maximilian Götz: Auf einen offenen und lustigen, fairen Sportsmann. An mir kann man sich mal reiben. Ich sage auch nicht zu allem Ja und Amen. Man kann mit mir diskutieren und muss das vielleicht auch ab und zu. Aber ich bin fair und das ist das wichtigste. Ich glaube, dass ich ein Teamplayer bin und versuche, nachdem es im vergangenen Jahr für Mercedes nicht so einfach war, meinen Input oder meine Hilfe einzubringen.
Was für ein Typ bist Du hinter dem Steuer? Eher der Draufgänger?
Götz: Nein, eigentlich nicht. Im GT3-Bereich kommt es, wenn man lange Strecken fährt, nicht so sehr auf die letzte Zehntelsekunde an. Man muss mit dem Kopf fahren und mit der Mannschaft gewinnen. Ich habe in den vergangenen drei Jahren zwei Meisterschaften und zwei große Rennen gewonnen. Von daher würde ich sagen, dass ich hinter dem Lenkrad immer einen kühlen Kopf bewahre.
Mercedes hatte in der vergangenen Saison teilweise große Probleme. Was denkst Du, was für Mercedes grundsätzlich möglich ist?
Götz: Da müssen wir abwarten. Wir wissen nicht, was Audi und BMW über den Winter gemacht haben. Natürlich hat auch Mercedes nicht geschlafen. Wir müssen das bei den Tests einfach ein bisschen ausprobieren. Ich denke, dass die Performance grundsätzlich da ist. Aber wir wollen natürlich wieder ganz nach vorne.
Und Du selbst? Was für Ziele hast Du Dir in Deiner Rookie-Saison gesetzt?
Götz: Ich kenne die Rennstrecken und ich kenne das Auto ein bisschen. Die Konkurrenten muss ich im Prinzip noch kennenlernen. Aber als Rookie muss man sich auf der Strecke erst einmal ein bisschen Respekt verschaffen. Meine persönlichen Erwartungen: Viel lernen und am Anfang nichts kaputt machen. Und auf jeden Fall im ersten Jahr mal ein Podium erreichen. Das wäre nicht schlecht. Und wenn es dann mehr ist, wäre das umso schöner.
Das ist für Dich natürlich auch ein super Timing, dass sich die DTM entschieden hat, in der kommenden Saison 18 Rennen zu fahren.
Götz: Das stimmt, deswegen ist es auch der richtige Einstieg. Weil man doch viel mehr fährt als in den letzten Jahren. Zudem habe ich den Rhythmus von den anderen Rennserien aus den letzten Jahren. Da sind wir auch immer 18 Rennen gefahren. Eines am Samstag und eines am Sonntag. Von daher bin ich da vielleicht sogar ein bisschen mehr im Rhythmus drin als die anderen Jungs.
Warum hast Du Dich für die Startnummer 84 entschieden?
Götz: Die 84 war die Nummer, mit der ich am meisten für Mercedes gewonnen habe. Sie ist im vergangenen Jahr ein bisschen meine Glücksnummer gewesen und auch die Jahre davor schon. Sie hat mich irgendwo immer begleitet.
In den letzten Jahren gab es immer sehr viele Diskussionen um die DTM, die Serie stand auch viel in der Kritik. Jetzt bist Du neu und da lehnt man sich natürlich erst einmal nicht so weit aus dem Fenster. Aber wenn jemand so frisch dazukommt, dann kann er aber auch ein paar neue Ideen und ein paar neue Impulse bringen. Hättest Du irgendwelche Ideen oder Verbesserungen, die Du vorschlagen würdest?
Götz: Man muss den Fans mehr Motorsport liefern. Im vergangenen Jahr war es auch mit den Reifen ein bisschen schwierig. Da hat der Fan nicht gewusst, wer eigentlich die schnelleren und die weicheren Reifen drauf hat und wer nicht. Es war immer so ein bisschen ein abgekartetes Spiel, wenn man vorher schon gewusst hat, wer am Ende vorne fährt. Das ist jetzt ein bisschen anders. Man muss auch schonender fahren im ersten Rennen. Man sollte nichts kaputt machen, damit man im zweiten Rennen auch eine Chance hat. Für den Fan ist das ein Riesenschritt nach vorne. Ein Riesenschritt ist es auch, dass man jetzt nur noch einen Reifen hat. Das sind zwei Änderungen, die ganz, ganz ausschlaggebend sind. Und ich persönlich versuche natürlich viel Fannähe zu haben, um meinen Fankreis ein bisschen aufzubauen.
Wie wichtig sind da die sozialen Netzwerke für dich?
Götz: Sehr wichtig natürlich. Ohne geht es nicht mehr. Durch Twitter, Facebook oder die Homepage erreiche ich zusammen etwa 10.000 Fans, wenn ich etwas poste. Das werden jetzt hoffentlich noch ein paar mehr. Aber es ist schon wichtig, dass sie informiert sind und auch mitfiebern.
Du hast die DTM in den letzten Jahren vor allem auch im Fernsehen verfolgt. Wie haben Die die TV-Übertragungen gefallen?
Götz: Mit einem Kommentator war es ein bisschen lahm. Vielleicht kann man dort ein bisschen nachbessern, indem ein Experte daneben sitzt und Hintergrundinformationen liefert. Und dass es für den Fan grundsätzlich noch mehr Hintergrundinformationen gibt: Wie bereitet sich ein Fahrer vor? Worauf kommt es an? Was ist dem Fahrer wichtig? Wie sind die Briefings von den Ingenieuren? Das fehlt ein bisschen, diese Storys rund um die DTM. Den Fahrern ist es natürlich selbst überlassen, wie sie sich darstellen. Ob jemand in die Klatschpresse will oder nicht. In der DTM sind das nur ganz wenige Fahrer. Es gibt ein paar Heißsporne. Es gibt ein paar, die sind schon länger dabei. Es gibt ein paar, die sind verheiratet und haben Kinder. Wir sind die DTM-Fahrer und stehen in der Öffentlichkeit. Da sollten wir vielleicht noch ein bisschen mehr in die Medien kommen, um noch ein bisschen bekannter zu werden. Timo Scheider macht das zum Beispiel ganz gut, Timo Glock auch. Die beiden versuchen auch mal andere Wege zu gehen.
Hast du irgendwelche Rituale, bevor du ins Auto steigst?
Götz: Ich ziehe immer erst den rechten Handschuh an und dann den linken. Früher bin ich immer auf der linken Seite mit dem rechten Fuß ins Auto gestiegen. Jetzt muss man ja zwangsläufig von links einsteigen. Daneben bete ich auch, bevor es losgeht.
Hast Du ein Vorbild?
Götz: Ich glaube wie für fast jeden deutschen Rennfahrer in meinem Alter ist es Michael Schumacher. Weil er über die Jahre hinweg ein super fairer Sportsmann war. Er hat immer Leistung gebracht, er war immer schnell. Er hat auch Teams mal wieder aus einem Loch geholt. In meiner Kindergartenzeit konnte ich es nicht erwarten, dass das Formel-1-Rennen losging. Und ich habe dann immer mit Michael mitgefiebert. Im Tourenwagenbereich oder GT-Bereich ist es auf jeden Fall Bernd Schneider.