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Finn Loheider: Eis-Debüt des Grasbahn-Liebhabers

Von Thorsten Horn
Finn Loheider bei seinem ersten Lauf auf Eis

Finn Loheider bei seinem ersten Lauf auf Eis

Mit Finn Loheider betrat beim Eisspeedway in Berlin ein von der Grasbahn kommender junger Mann die Bühne, der gleich in seinem ersten Heat einen Dreier einfuhr. Die Begleitumstände waren allerdings besondere.

Nominell steht es derzeit um den deutschen Eisspeedway-Sport nicht so schlecht. Für das DM-Rennen am vergangenen Freitag in Berlin hatten sich mit Hans Weber, Markus Jell, Max und Maximilian Niedermaier, Benedikt Monn, Franz Mayerbüchler, Stefan Pletschacher, Marc Geyer, Christoph Kirchner, Reinhard Greisel und Finn Loheider elf Fahrer angemeldet. Auch den mit italienischer Lizenz fahrenden Luca Bauer hat Deutschland noch im Köcher. Nachdem einige von ihnen verletzungs- bzw. krankheitsbedingt absagen mussten, standen letzten Endes acht Deutsche am Startband. Dennoch sind weitere deutsche Spike-Ritter stets willkommen.

Mit Finn Loheider tauchte diesmal auch wieder ein neuer Name im Eisspeedway-Line-up auf. In der Grasbahn-Szene ist dieser allerdings schon geläufig. Der 21-Jährige aus dem niedersächsischen Malbergen-Georgsmarienhütte fährt für die AMG (Auto und Motorsport Gemeinschaft) Osnabrück und seit er fünf Jahre alt ist. In seiner Jugendzeit war er nach eigener Aussage in der 125er- und 250er-WM immer unter den Top-6.

In seinem ersten 500er-Jahr 2017 wurde er mit 15 der jüngste Podestfahrer bei einem DM-Rennen und in den letzten beiden Jahren jeweils Dritter im DMSB-Langbahn-Pokal-Solo.

Aktuell misst er 1,94 Meter und war schon immer vergleichsweise groß. Deshalb musste er irgendwann auch einsehen, mehr oder weniger Speedway-untauglich zu sein. «Somit bin ich auf die Grasbahn gegangen. Ich liebe Grasbahn. Ich bin in Osnabrück nur 500 Meter von der Bahn entfernt aufgewachsen», erklärte er und fügte lachend hinzu: «Ich sage immer: Langbahn ist für echte Männer.»

Seit Loheider regelmäßiger Zuschauer bei den Eisspeedwayrennen in Assen und später in Heerenveen war, wuchs in ihm der Plan, es selbst einmal zu versuchen. Im vorigen Jahr wurde es dann konkret. Nach der Outdoor-Saison wurde ein Eisspeedway-Bike angeschafft und aufgebaut, mit dem es im Winter dann zum Training nach Schweden ging. «Am 2. Januar war ich erstmals auf dem Eis. Benedikt Monn hat mir einiges beigebracht», begann Finn seine erklärenden Worte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Nach einmal drei und ein weiteres Mal zwei Trainingstagen ging er bei der DMSB-Ice-Speedway-Meisterschaft in Berlin mit der Startnummer 7 in seinen ersten Wettkampf auf glattem Geläuf. Ergo war er in Heat 2 erstmals am Startband. Auf Grund diverser eingangs beschriebener Absagen traten zu diesem Lauf nur drei Fahrer an. Der Niederländer Sebastian Reitsma fabrizierte frühzeitig einen Sturz und war damit als Abbruchverursacher disqualifiziert. Beim Re-run würgte der Tscheche Andrej Divis seinen Motor ab und konnte diesen auch nicht mehr in Gang setzen. Somit drehte Finn Loheider mutterseelenallein seine vier Runden im altehrwürdigen Horst-Dohm-Eisstadion zu Berlin-Wilmersdorf und kassierte in seinem ersten Eisspeedway-Lauf unter dem Jubel der Zuschauer als Heat-Sieger seinen ersten Eis-Dreier.

«Das war natürlich Glück, da brauchen wir uns gar nichts vormachen. Trotzdem war es schön. Auch die Leute auf den Tribünen sind ziemlich ausgeflippt. Wir haben das alle mit Humor genommen», weiß Loheider den unerwarteten Erfolg richtig einzuschätzen.

Am Ende wurde er mit sieben Punkten Gesamtsiebter bzw. DM-Sechster. Beim prädikatfreien aber internationaleren «Ice Speedway for Europe» tags darauf erfuhr er drei Punkte und wurde 15. «Ich denke, dass es für die Anzahl der Tage, die ich für die Vorbereitung hatte, eine souveräne Leistung war. Ich bin nicht negativ oder so, denn es war echt in Ordnung. Ich bin auch insofern stolz auf mich, denn es gibt viele Leute, die zwar davon reden, es aber nie machen. Wenn man das dann durchzieht, ist das auch eine krasse Kostenfrage.»

Abgehakt ist damit das Thema Eisspeedway in seiner Zu-erledigen-Liste keinesfalls. «Wahrscheinlich bekomme ich für nächsten Winter in Schweden einen Liga-Vertrag, zunächst für die zweite Liga. Ich wünsche mir in Deutschland auch mehr Nachahmer, damit dieser tolle Sport generell, aber auch bei uns erhalten bleibt. Für mich war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, denn man lernt so viele neue super Leute kennen. Es hat einen Riesenspaß gemacht, das ziehen wir jetzt weiter durch.»

Sein Ziel ist klar – besser werden. Auf der Langbahn liegt zwar auch weiterhin sein Hauptaugenmerk, «… zumindest so lange, wie ich dabei noch besser bin als im Eisspeedway. Man muss sich ja immer die Frage stellen, was man will? Man will gewinnen. Da sucht man sich halt das aus, wo man die größeren Chancen sieht und was einem besser liegt. Mein Ziel auf dem Eis ist, irgendwann Deutscher Meister zu werden und auch mal WM zu fahren, sonst würde ich es nicht machen. Wenn ich einen Schnupperkurs gewollt hätte, wäre ich zwei Tage nach Schweden gefahren, hätte mir ein Moped ausgeliehen und wäre mal ein paar Runden auf dem Eis gefahren. Aber wir haben darüber nachgedacht und ernsthaft angefangen. Rennen fahren, das ist das Ding», hielt er abschließend fest.


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