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Herbert Schek: Die Motorradlegende wird 80!

Von Susi Weber
Herbert Schek will es noch nicht lassen

Herbert Schek will es noch nicht lassen

Enduro-Sport und Rallye Dakar: Motorsportlegende Herbert Schek ist ein Könner. Am morgigen Sonntag feiert er seinen 80. Geburtstag. Auch nach 62 Jahren im Motorsport soll noch nicht Schluss sein.

«Wenn einer 80 wird und darin keinen Grund sieht, nicht auch in der kommenden Saison wieder aufs Motorrad zu steigen und sich weiter auf zwei Rädern im Gelände zu bewegen, ist er kein Gewöhnlicher», war erst kürzlich in der Schwäbischen Zeitung Friedrichshafen zu lesen.

Dort, am See, gehört der Ungewöhnliche, der «Lange aus Wange», der Renngemeinschaft Graf Zeppelin an. Dort wurde er erst kürzlich für seine wirklich aussergewöhnliche Karriere geehrt. 25 Sechstagefahrten, 15 Rallye Paris-Dakar-Teilnahmen, elf Deutsche Gelände-Meisterschaften im Einzel und drei Mal mit der Mannschaft sind nur ein kleiner Auszug dessen, was Herbert Schek im Laufe von 62 (!) Motorsportjahren eingefahren hat.

Zum «U’gwehnliche» gehört auch, dass er dem aktiven Motorsport bis zum heutigen Tage und darüber hinaus treu geblieben ist beziehungsweise treu bleibt, gehört die typische Schlitzohrigkeit, die auch heute noch aus Scheks Augen blitzt, und die typische Mischung aus Ehrgeiz, Erfolg und schwäbischer Tüftelei und Sparsamkeit, die so manche Erzählung Scheks zu einem wahren Erlebnis macht.

«Noch ein ganzes Jahr lang 80»

«Bei meinem Mann geht nichts ohne Zeit und Zahlen», erzählt Ehefrau Daniela. Ihr hatte Herbert Schek versprochen, mit 80 dem Motorsport endgültig ade zu sagen. Doch Schek wäre nicht Schek, fände sich da nicht doch noch ein Schlupfloch: «Ich bin ja jetzt dann noch ein ganzes Jahr lang 80!»

Man versteht ihn ja: Die alle zwei Jahre und in Isny stattfindende Enduro-Classic will er 2013 «unbedingt nochmals» bestreiten – dieses Jahr mit der erstmals ausgegebenen Nummer 801, die gleichzeitig auch die Alterskategorie angibt: «Die Veranstalter haben mir versprochen, dass die 701 nicht wiederverwendet wird und für mich reserviert bleibt.»

Die Classic 2013 wird Herbert Schek schon in Bälde und kurz nach seinem morgigen, runden Geburtstag auf zweifache Weise beschäftigen. «Ich will da keine schlechte Figur machen und werde im Frühjahr noch ein paar Drei- oder Vier-Stunden-Enduro als Training fahren», erzählt der noch 79-Jährige. Ausserdem hat sich Schek seine 1956 gefahrene Puch zurückgekauft, die noch auf Vordermann gebracht werden muss. «So, wie sie jetzt ist, lässt sich nix gewinnen», sagt Schek – ungeachtet dessen, dass im oberen Stockwerk des Hauses ohnehin ein Zimmer mit Pokalen, Preisen und nach Jahren geordneten Berichten und Bildern gefüllt ist, dass das Herz eines jeden Motorsportfans höher schlagen lässt.

50 Pfänderaufstiege pro Jahr

Die Pfänderaufstiege für die Fitness hat Schek in den vergangenen Jahren etwas reduziert («Ich geh jetzt vielleicht noch so 50 Mal im Jahr!»). Dass es dafür nun auch ein paar Minütchen mehr als die einstmals erreichte Dreiviertelstunde braucht – darüber spricht Schek nicht so gern. Viel lieber erzählt er vom neuen, von der Tochter geerbten Hometrainer, auf den sich der «Sportler durch und durch» setzt, wenn er im Fernsehen Sportveranstaltungen wie Biathlon oder ähnliches verfolgt: «Wenn ich dann müde werde, denke ich mir: Die müssen auch laufen. Also. Mach weiter.»

Überhaupt, das Weitermachen. Es war immer seine Devise. Schwere Stürze, Brüche, ein seit vielen Jahren verkorkstes und oft schmerzendes Knie – all das hat Herbert Schek nicht abgehalten, wieder aufs Motorrad zu steigen. Munter erzählt er von jenem Jahr 1966, als es «nur» zum Deutschen Vizemeister reichte, weil er aufgrund eines Arbeitsunfalles und damit verbundenen Schlüsselbeinbruchs auf den ersten Lauf verzichten musste: «Ich habe dann im Krankenhaus einen jungen Assistenzarzt gefragt, ob man da am Korsett nix machen kann, dass ich zwei Wochen später wenigstens den zweiten Lauf bestreiten kann und habe ihm versprochen, ihn nicht zu verraten. Am Montag drauf stand dann in der Zeitung: Schek siegt mit Gipskorsett!»

Sonstige Korsagen liess sich der Vater dreier Töchter allerdings selten anlegen. Dem Vorhaben des deutschen Motorsport-Verbandes, ihn nach 25 Sechstagesfahrten altershalber «auszumustern», schob Schek einen Riegel vor und löste fortan eine österreichische Lizenz. Auch sonst war der Sohn eines Auto- und Motorradgeschäftes, das sich nach dem Krieg auf Reparaturen konzentrierte, das, was man im Schwäbischen einen «Siech» nennt: Genau kannte er das Regelwerk – und verhalf den Bayrischen Motorenwerken 1980 mit der selbst kreierten Schek-BMW zu einer Europameisterschaft in der Klasse über 1000 Kubik, von der die Konkurrenz noch nicht mal wusste, dass es die Modalitäten zulassen.

Als «Giant of the German International Six Days Trials» (Riese der deutschen Trial-Szene) und als Legende neben Thierry Sabine, dem Erfinder und langjährigen Schirmherrn der Rallye Dakar wird Schek auf internationalen Homepage-Seiten bezeichnet. «Gewöhnlich» ist wahrlich anders. Seinen 80. Geburtstag wird er morgen im Kreise von Familie, Freunden, Clubkameraden und (ehemaligen) Konkurrenten feiern. Und dann geht’s in die 63. Saison. Ob es die letzte ist, darf bezweifelt werden.

Scheks Erfolge auf einen Blick

Sieben Tage nach seinem 18. Geburtstag, am 6. Januar 1951, startete Herbert Schek seine Karriere bei einem Skijöring-Rennen in Isny, das er auf Anhieb gewann. Die Gewinnprämie betrug damals 30 Mark: «So viel wie ein Monatslohn!» Die Entdeckung, mit dem Motorsport Geld verdienen zu können, weckte beim Schwaben Begehrlichkeiten: «Ich montierte einen Beiwagen und konnte damit auch noch in einer weiteren Klasse an den Start gehen.»

1952 startete Schek auch bei Geländefahrten, den Vorläufern des heutigen Enduro-Sports. Zehn Jahre später wurde Schek erster Deutscher Geländemeister in der 250-ccm-Klasse. Von seinen 25 Sechstagefahrten (heute Enduro-Mannschafts-Weltmeisterschaft) brachte Schek zwölf Gold-, sechs Silber- und eine Bronzemedaille mit nach Hause und war viermal Gesamtsieger seiner Klasse (66 in Schweden, 69 in Garmisch, 71 und 75 in England).

Einen Namen machte sich Schek auch mit dem EM-Titel 1980 und seinen 15 Dakar-Teilnahmen in den Jahren 1981 bis 1998. 1984 gewann er die Marathon-Wertung, 1983 und 1984 siegten darüber hinaus Hubert Auriol und Gaston Rahier auf einer Schek-BMW.

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