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Saison-Halbzeit: Warum die Favoriten so gut sind

Von Robert Pairan
Alex Salvini: Mit der Honda taucht er vorne auf

Alex Salvini: Mit der Honda taucht er vorne auf

Die grosse Übersicht über alle Enduro-Klassen bei der WM-Runde in Portugal. Marcus Kehr musste eine Enttäuschung hinnehmen.

Die Enduro-Weltmeisterschaft ist zwar erst zur Hälfte vorbei, doch die Favoriten sind recht eindeutig: Im portugiesischen Torres Vedras (rund 70 km nördlich von Lissabon) haben die Fahrer in den einzelnen Klassen ihr Revier schon abgesteckt!

In der E1-Klasse ist Weltmeister Antoine Meo der Mann, den es zu schlagen gilt. Doch auch beim jüngsten Aufeinandertreffen ließ der Franzose auf der KTM seinen Gegnern keine Chance – im Gegenteil – diese zerfleischen sich gegenseitig und nehmen sich die Punkte weg – so dass Meo schon mit 34 Punkten Vorsprung führt – ein komfortables Polster angesichts der Tatsache, dass bei einem Doppelsieg an einem WM-Wochenende (je 20 Punkte) vergeben werden.

Eigentlich wurde erwartet, dass der achtfache (!) Weltmeister Juha Salminen nach seiner Rückkehr in die E1-Klasse dem Titelverteidiger das Leben schwer machen würde. Tatsächlich sah es am ersten Tag auch zu Beginn so aus, als ob das klappen würde, denn nach einem Sturz lag Meo zurück und Salminen in Führung. Doch der Franzose holte sich Runde für Runde und Prüfung für Prüfung immer mehr Sekunden zurück – bis er im langen Endurotest Salminen weitere drei Sekunden abnahm und kurz vor Ende des Tages mit einer Sekunde Vorsprung in Führung geht.

Nachdem Salminen am zweiten Tag im Extremtest 20 Sekunden verliert und zwischenzeitlich auf Rang 8 zurückrutscht, ist der Weg frei für Salminens Husqvarna-Teamkollegen Matti Seistola, der bis zu seinem Sturz auf dem zweiten Platz liegt, den dann der Franzose Anthony Boissiere erbt – und wieder haben sich die Konkurrenten die Punkte untereinander weggenommen!

E2: Ivan Cervantes schlug sich selber

Das läuft in der E2-Klasse für die Konkurrenz von WM-Leader Alex Salvini etwas besser: Zunächst einmal überraschte der Italiener dieses Jahr die Weltspitze, nachdem er die offensichtlich unterlegene 449er Husqvarna gegen eine 450er Honda getauscht hatte. Nicht nur in Südamerika, sondern heute Sonntag gab es auch in Portugal ein Doppelsieg für Salvini. Dahinter reihte sich an beiden Tagen Ivan Cervantes ein, der eine Woche zuvor, in seiner Heimat Spanien Salvini zweimal besiegt hatte: «Hier habe ich jedes Mal, wenn ich versucht habe zu pushen, selbst Fehler gemacht. Dadurch konnte Salvini seinen Vorsprung weiter ausbauen», erklärte der Spanier selbstkritisch. Doch er gibt die WM noch nicht verloren, zumal er nur 15 Punkte zurück liegt. «Ich komme mit der KTM immer besser zurecht», meinte der ehemalige GasGas-Pilot, der auf KTM immerhin schon vier WM-Titel eingefahren hat.

Der aktuelle Weltmeister Pierre-Alexandre Renet, der in seiner Karriere das Kunststück fertig gebracht hatte, als erster Fahrer sowohl einen Motocross-WM-Titel als auch eine Enduro-WM-Krone zu holen, kann im Moment nur hilflos zusehen: «Ich habe keine besonderen Probleme und es scheint einfach so, als ob die anderen einfach schneller sind», hat der Franzose keine Erklärung für seinen dritten WM-Rang.

David Knight: Das Comeback scheiterte

Nicht mehr im Titelrennen ist David Knight: Der Honda-Fahrer von der Insel Man hatte sich eine Woche zuvor in Spanien den Daumen verletzt, probierte es in Portugal aber: «Eine normale Sonderprüfung wäre auch gegangen, doch hier mit den vielen Sprüngen tut es einfach zu weh», entschuldigte er sein frühes Ausscheiden und will sich nun auf die Romaniacs und die X-Games in München vorbereiten.

Wie sein französischer Landsmann und KTM-Teamkollege Meo (siehe oben) führt auch E3-Champion Christophe Nambotin mit 34 Punkten Vorsprung die WM-Wertung an. Er profitiert am meisten von den starken und unerklärlichen Schwankungen von Vizeweltmeister Joakim Ljunggren: Der Schwede ist stark genug in Südamerika einen WM-Lauf zu gewinnen – fährt aber andererseits ohne einen Ausrutscher am zweiten Tag in Portugal nur auf einen siebenten Tagesrang. So steht schon einmal der Este Aigar Leok auf dem zweiten Platz – bis der Ex-Crosser aber auch einmal die Maschine wegwirft: «Das ist wie beim Computerspiel, wenn Du auf das nächste Level willst, stirbst Du auch ein paar Mal...»

Überraschend stark setzte sich Luis Correia mit zwei dritten Plätzen in Szene. Dabei hatte der Portugiese in seiner Heimat am ersten Tag sogar ein paar Mal Bestzeit im langen Endurotest gefahren. Der trug aber schon in den Besichtigungsrunden deutliche Fahrspuren, als ob dort schon einmal trainiert worden wäre. Doch Correia hatte schon in Südamerika einmal auf dem Podium gestanden.

Interessant ist die Entwicklung des aktuellen Junioren-Weltmeisters Mathias Bellino: Er musste auf die ersten beiden WM-Läufe verletzungsbedingt verzichten und konnte erst in der Vorwoche in Spanien wieder an den Start gehen. In Portugal am zweiten Tag sogar prompt auf den zweiten Tagesrang! «Gestern hatte ich noch Fehler gemacht, doch heute lief es gut. Aber ich bin überrascht, dass ich unter diesen Umständen überhaupt auf das Podium gekommen bin.» Üblicherweise brauchen die Junioren, wenn sie aufgestiegen sind, schon eine ganz Saison um sich an das Tempo in der WM-Klasse zu gewöhnen.

Auf wie hohem Niveau sich die WM bewegt, beweist auch das Abschneiden der beiden Europameister, die dieses Jahr in der WM starten: Der Finne Roni Nikander schiebt seine mäßigen Leistungen zwar vorwiegend auf sein mangelndes Training – so war er nur in Finnland und Schweden bei Schnee und Eis Fahren, doch Cedric Cremer sieht das realistischer: «Das sind hier alles Profis, ich bin nur ein ganz normaler Amateur, der zum Arbeiten gehen muss. Das merkt man einfach an dem Tempo, dass hier gefahren wird.» Der Belgier hatte am zweiten Tag mit dem zwölften Platz sein bislang bestes Resultat in der E2-Klasse.

Marcus Kehr erlitt eine Verletzung

Besonderes Pech hatte der (einzige) Deutsche Marcus Kehr: Schon beim freitäglichen Prolog und im Verlauf des Wettbewerbes fraß seine 300er die Zündkerzen wie zum Frühstück. Dann kamen noch zwei Stürze dazu, beim zweiten verletzte er sich die linke Hand: «Wahrscheinlich ist mein Zeigefinger gebrochen – der mit dem ich die Kupplung ziehe», meinte er enttäuscht im Ziel, als er nach Rang 7 am ersten Tag am zweiten nur noch den 13. Tagesrang belegte und in der WM von Rang 6 auf 7 zurück rutschte.

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