Valentino Rossi sucht das Glück

Lettenbichler auch beim GetzenRodeo nicht zu besiegen

Von Carsten Steffen
Weltmeister Manuel Lettenbichler

Weltmeister Manuel Lettenbichler

Der Deutsche Manuel Lettenbichler (Red Bull KTM) schrieb mit dem Sieg beim GetzenRodeo im sächsischen Grießbach Motorsportgeschichte und gewann auch das sechste und letzte Rennen der Hard-Enduro-WM 2024.

Nachdem sich Ausnahmekönner Manuel Lettenbichler aus Kiefersfelden bereits beim vorangegangenen Rennen in Spanien den WM-Titel im Hard-Enduro gesichert hatte, ging er dennoch bis in die Haarspitzen motiviert in die anspruchsvollen Strecken beim GetzenRodeo und wollte sein Können vor heimischem Publikum nochmals unter Beweis stellen. Den gut 14.000 Zuschauern lieferte Lettenbichler mit Siegen sowohl im Qualifikationslauf als auch im Prolog und dem Hauptrennen eine gleichsam makellose wie beeindruckende Performance.

Lettenbichler ließ gleich am ersten Renntag nichts anbrennen. Bei der «Timed Hard Enduro Lap» am Freitagnachmittag holte er in souveräner Manier die Bestzeit. Am Abend folgte mit dem «Red Bull Double Trouble» eine Weltpremiere: Die 16 besten Piloten aus dem Nachmittags-Qualifying traten im K.o.-Modus auf einer sehr schnellen und kurzen Strecke mit wenigen Hindernissen gegeneinander an. Mani versetzte Tausende von Fans in Feierlaune, als er sich im Finallauf gegen den Österreicher Michael Walkner durchsetzte, und mit diesem ersten Sieg weitere drei WM-Punkte einsammeln konnte. Im kleinen Finale hatte Mitch Brightmore (GASGAS) die Nase vorn und sicherte sich gegen den Österreicher Dieter Rudolf (GASGAS) als Dritter des Prologs somit einen WM-Punkt. Billy Bolt, der in diesem Format normalerweise unschlagbar ist, war in seiner zweiten Paarung durch einen Fehler nur Zweiter geworden und somit ausgeschieden.

Trystan Hart (KTM) und Wade Young (Sherco) suchte man vergeblich in den Startlisten: Hart hatte sich kurzfristig dazu entschieden, im US-amerikanischen EnduroCross anzutreten, und Young hatte seinen Pass beim Sea-to-Sky-Rennen in der Türkei verloren, sodass er nicht nach Deutschland reisen konnte.

Beim GetzenRace, das um 10 Uhr am Samstagmorgen mit dem obligatorischen Kanonenschuss gestartet wurde, hatte Lettenbichler den besten Startplatz und setzte sich gleich zu Beginn von seinen Verfolgern ab. Die anspruchsvolle Strecke war durch die kalten, aber sonnigen und trockenen Verhältnisse gut fahrbar. Der Bayer fuhr vorneweg, wie man es von ihm in dieser Saison gewohnt ist: Extrem schnell, aber mit Bedacht und alle Schwierigkeiten souverän meisternd. In der Renndistanz von 2 Stunden absolvierte der KTM-Factory-Pilot 9 Runden und überrundete dabei sogar namhafte Fahrer wie Mario Roman, Teo Kabakchiev (KTM) und Graham Jarvis (Husqvarna).

Manuels Vater, der legendäre Andreas «Letti» Lettenbichler, hat für die herausragende und konstant gute Verfassung seines Sohnes folgende Erklärung: «Manuel ist körperlich extrem fit und mental sehr gut drauf. Er ist locker und nicht verbissen bei der Sache, hat viel guten Ausgleich neben den Rennen und dem Training. Aber diese Konstanz über die gesamte Saison ist herausragend.»

Im GetzenChamp-Rennen, dem Main-Event, ging es für die 20 schnellsten Fahrer des GetzenRace in der entgegengesetzten Richtung auf den gleichen Track wie am Vormittag. Der Modus war 80 Minuten plus ein Runde. Als Besonderheit hatten die Veranstalter den Red Bull Loop eingebaut. Einen Abschnitt, den jeder Fahrer einmal absolvieren musste und der selbst die Stars ans Limit brachte. Die Führenden Lettenbichler und Bolt mussten sich gegenseitig helfen, um dieses extrem steile Stück zu bewältigen. Lediglich der Österreicher Walkner wuchtete seine GASGAS aus eigener Kraft diese Passage hinauf. Bolt war mit einer ordentlichen Portion Wut über eine nicht optimal verlaufene Saison an den Start gegangen und zeigte eine herausragende Energieleistung, überholte Lettenbichler und eine Runde sah es so aus, als würde es nichts mit der perfekten Saison für den Bayern. Bolt machte jedoch in einer Auffahrt einen Fehler, den Lettenbichler ausnutzte und sich dann eine gute Minute absetzen konnte. Das ausgenommen motorsportbegeisterte Publikum feierte die Ankunft ihres Landsmanns im Ziel mit frenetischem Jubel. Immerhin sicherte sich Bolt den zweiten Platz, gefolgt von Roman, der das Podium komplettierte.

In der Gesamtwertung der WM verteidigte Lettenbichler seinen Titel mit der perfekten Saison erfolgreich, Billy Bolt wurde Zweiter und Trystan Hart Dritter.

Manuel Lettenbichler: «Wahnsinn, 6 von 6 Rennen gewonnen, ich bin sprachlos. Das hier war das geilste Rennen im ganzen Jahr, wir haben so viele Fans draußen gehabt, die jeden angefeuert haben. Das war ein harter Kampf mit Billy durch das ganze Rennen, aber hier wieder den Sieg zu holen, ist unbeschreiblich!»

Billy Bolt: «Das war ein wirklich hartes Rennen. Ich wusste, dass ich alles nur Mögliche versuchen und geben musste, um Mani nicht in Führung gelangen zu lassen. Denn wenn er mal vorne ist, wird es extrem schwierig. Ich bin dennoch mit meinem Auftritt zufrieden, habe einige Zeit führen können und dann einen größeren Fehler gemacht, der mich den Sieg gekostet hat. Das war meine beste Leistung in dieser Saison, darauf baue ich für die nächste auf.»

Mario Roman: «Ich liebe dieses Rennen, die Fans hier sind unglaublich. Mit meinem Rennen muss ich zufrieden sein, ich lag am Anfang ziemlich weit hinten, konnte dann fast alle überholen, bin aber an Billy und Letti nicht herangekommen.»

In der Junioren-WM musste der Deutsche Felix Bähker (Sherco) beim GetzenRodeo verletzungsbedingt aussetzen. Den Titel holte sich der erneut fulminant fahrende Brite Mitch Brightmore (GASGAS), der Vorjahres-Gesamtsieger Matt Green (KTM) auf den zweiten Platz verwies.

Resultate GetzenRodeo/D:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 9 Runden in 1:35:52,50 Stunden
2. Billy Bolt (Husqvarna), 9 Runden in 1:38:25,50
3. Mario Roman (Sherco), 8 Runden in 1:36:34,89
4. Teodor Kabakchiev (KTM), 8 Runden in 1:41:38,94
5. Michael Walkner (KTM), 8 Runden in 1:51:23,60
6. Alfredo Gomez (Rieju), 7 Runden in 1:38:22,04
7. Mitch Brightmore (GASGAS), 7 Runden in 1:40:27,99
8. Sonny Goggia (KTM), 7 Runden in 1:43:45,42
9. Dieter Rudolf (GASGAS), 6 Runden in 1:39:05,07
10. Matthew Green (KTM), 6 Runden in 1:51:20,16

WM-Stand nach 6 Events:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 130 Punkte
2. Billy Bolt (Husqvarna), 99
3. Trystan Hart (KTM), 73
4. Mario Roman (Sherco), 71
5. Teodor Kabakchiev (KTM), 70
6. Michael Walkner (GASGAS), 58
7. Wade Young (Sherco), 53
8. Graham Jarvis (Husqvarna), 52
9. Alfredo Gomez (Rieju), 47
10. Matthew Green (KTM), 42

Endstand Junioren-WM nach 4 Events:

1. Mitch Brightmore (GASGAS), 83 Punkte
2. Matthew Green (KTM), 77
3. Richard Moorhouse (GASGAS), 48
4. Ashton Brightmore (GASGAS), 43
5. Marc Fernández Serra (KTM), 41
6. Felix Bähker (Sherco), 31

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