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Romaniacs, 2. Tag: Viele Stars gingen baden

Von Peter Fuchs
Die Red Bull Romaniacs offenbart ihre volle Härte. Wade Young kämpfte sich nach vorne, Jonny Walker ging ins Wasser, Graham Jarvis holte sich den Tagessieg.

Der zweite Offroad-Renntag begann malerisch – mit einem Start in den Bergen, oberhalb der Wolkendecke. Auf der anstehenden Strecke ins Etappenziel in Voineasa erwartete die Teilnehmer eine hohe Dichte an extrem schwierigen Geländeabschnitten mit vielen steilen Auf- und Abfahrten. In Erwartung einer ordentlichen Schinderei, legten sich die Topfahrer allesamt auf dieselbe Strategie fest: unbeschadet durch den Tag kommen und möglichst nicht das Motorrad zerstören. Viele der im Programm stehenden Abschnitte galten 2010 noch als unfahrbar – ein deutliches Indiz für die enorme Niveausteigerung der Extrem-Enduro-Szene in den letzten Jahren.

Wie erwartet kam es schon kurz nach dem Start knüppeldick: Streckenchef Klaus Sorensen kredenzte eine unfassbar schwere Herausforderung nach der anderen. Graham Jarvis auf die Frage, wie ihm die Sektion «10A» gefallen hat: «Macht ihr Witze? Ich kenne niemanden, dem diese Sektion gefallen würde!» Jonny Walker beschrieb dieselbe Stelle so: «Sehr hart! Die Abfahrt ist extrem steil und sehr schwierig zu fahren. Ich habe nur versucht das Bike zu schonen – was mir nur teilweise gelang.»

Viele der Spitzenfahrer durften bereits vor dem Erreichen des Servicepunkts gegen 9 Uhr Ortszeit einige relativ harte Stürze verzeichnen. Auch nach der (Zwangs-)Erholungspause ging das Martyrium weiter. Vorsichtiges Taktieren war bei den Topfahrern allerdings nicht drinnen – zu groß ist die Konkurrenz, daher blieb der Speed auch während der kompletten 133 km Offroad sehr hoch und mehrere Fahrer wechselten sich an der Spitze ab.

Walker stellte seine KTM auf den Kopf

Jonny Walker führte das Feld durch den Morgen, gefolgt von Graham Jarvis, Wade Young, Paul Bolton und Andreas Lettenbichler. Nach Checkpoint 4 übernahm Young die Führung von Walker, der dazu später sagte: «Ich nahm bei einer der Flussdurchquerungen ein unfreiwilliges Bad und verlor ganze 5 Minuten. Ich musste meine KTM auf den Kopf stellen und die Zündkerze wechseln... damit war’s vorbei mit der Führung.» Die zweite Tageshälfte stand dann im Zeichen von Graham Jarvis, der sein Können und seine enorme Erfahrung erfolgreich in die Waagschale legte.

Generell könnte der zweite Renntag auch als Badetag durchgehen. Neben Walker erfrischte sich auch Österreichs Lars Enöckl in den Fluten und musste sein Bike ebenfalls trockenlegen. Enöckl verdiente sich später im Servicepunkt den Titel «Sportsman of the Day», als er und sein Mechaniker dem ebenfalls gestürzten Paul Bolton beim Reparieren seines Bikes halfen und Enöckl Bolton auch noch sein Reserve-GPS für den Rest des Tages zur Verfügung stellte.

Wade Young hat bei seinem erst zweiten Antritt bei der Red Bull Romaniacs seinen Rhythmus gefunden und aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt. Der extrem talentierte Teenager aus Südafrika konnte bereits im Alter von 16 Jahren (!) die legendäre Roof of Africa in Lesotho gewinnen und schien am Besten mit der selektiven Strecke zurechtzukommen. Young ging als Sechster ins Rennen und übernahm vor dem Servicepunkt die Führung. In einigen Hardcore-Passagen fuhr Wade schneller als Top-Favorit Graham Jarvis, der bekanntlich als Meister aller Schwierigkeiten gilt.

Deutschlands erfolgreichster Extrem-Enduro-Sportler Andreas Lettenbichler zollte Young Respekt. Während sich «Letti» an manchen Stellen gehörig auspowerte, trug der Südafrikaner sein Moped einfach durch die schlimmsten Passagen! Am Ende des Tages belegte Young den hervorragenden dritten Tagesrang.

Graham Jarvis ging volles Risiko

Graham Jarvis schien einen geheimen siebten Gang bei seiner Zweitakt-Husqvarna gefunden hat. Der 4-fache Romaniacs-Champion konnte vor allem in den Highspeed-Sektionen Zeit gutmachen – ansonsten nicht das Lieblingsterrain des trialerfahrenen Briten. Nach dem Servicepunkt drehte Jarvis so richtig am Gas und ging in Sektionen wie «The Beast», «A8» und der gefürchteten «Never Ending Story» voll zur Sache. Mit dieser gewaltigen Performance sicherte sich Jarvis den Tagessieg und konnte in der Zwischenwertung weiter auf den Führenden Jonny Walker aufholen. «Geschwindigkeitstechnisch habe ich meine Komfortzone verlassen. Jonny fährt ein eindrucksvolles Rennen, um ihn einzuholen muss ich volles Risiko gehen», meinte Jarvis.

Paul Bolton kam mit einer knappen Stunde Verspätung auf die Spitze als Fünfter ins Ziel. Trotz beeindruckender Fitness, enormer Entschlossenheit und ordentlichem Speed musste sich der Brite erneut mit einigen Stürzen und Problemen quälen. Bereits vor dem Servicepunkt hatte Bolton zwei massive Stürze zu verzeichnen: beim ersten Crash gingen der Lüfter und der E-Starter an seiner KTM zu Bruch, beim zweiten verabschiedete sich das GPS-Gerät, als das Bike in eine Schlucht fiel. «Aus irgendeinem Grund dürfte ich es mir selber gerne schwer machen», so Bolton.

Chris Birch, Romaniacs-Sieger 2010, hatte einen ähnlichen Abstieg zu verzeichnen. Als er sich von der Hartware trennte, versuchte der Neuseeländer noch sein Motorrad nach rechts zu dirigieren. Aber: «Meine KTM hatte ihren eigenen Kopf und schoss unkontrolliert nach links, in einen Abgrund aus dem ich beinahe nicht mehr herausgekommen wäre.»

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