Formel 1: So heißen die neuen Autos

Michael Steiner (Porsche): «Zügig in die Formel E»

Von Gerhard Kuntschik
Porsches Technik- und Entwicklungsvorstand Michael Steiner sagt im Gespräch mit SPEEDWEK.com, wie es im Motorsport weitergeht und welchen Nutzen die Serie aus den sechs WM-Titeln und drei Le-Mans-Siegen des 919h zog.
Porsches Bilanz nach vier Jahren in der Langstrecken-WM mit dem Hybrid-Prototypen 919 ist makellos. Haben Sie diese Erfolgsserie erwarten können?

«Nein, so war das nicht zu erwarten. Es ist ein Traum, hätte nicht besser laufen können. Es war sehr ermutigend, was wir mit einem Superteam und einem Superauto erreichen konnten. Dazu brauchte es nicht nur das schnellste Auto im Feld, sondern auch Teamwork und den unbedingten Siegeswillen aller. Es war eine Zeit mit sehr vielen Emotionen. Drei Jahre diese Erfolge zu feiern, da reicht Glück allein nicht aus. Obwohl es in einigen Phasen natürlich dazukam.»

Die Mannschaft ist seit dieser Woche 'arbeitslos'. Was wird geschehen?

«Wir legen schon jetzt mit ersten Teams den Fokus auf den Formel-E-Einstieg 2019, der ist nur noch zwei Jahre entfernt. Nun haben wir haben den Kopf frei für neue Dinge. Ein Teil der Kollegen wird im GT-Sport helfen, ein Teil wird am Einzylinder-Effizienzmotor arbeiten. Wir versuchen, alle entsprechend ihren Fähigkeiten einzusetzen. Und: Es werden keine Mitarbeiter freigestellt. Die Mannschaft soll gehalten werden.»

Wie sieht der Weg in die Formel E aus?

«Wir wollen zügig mit dem Testen beginnen, schon im ersten Halbjahr 2018. Das ist machbar, weil viel Einheitstechnologie vorhanden ist. Wir werden unser eigenes Team in der Formel E haben. Wenn wir einsteigen, wird ja mit einem Auto durchgefahren. Die aktuell noch erforderlichen Fahrzeugwechsel sind dann Vergangenheit. Wir wollen versuchen, bereits in unseren Tests Renndistanzen mit einem Auto zu schaffen. Wir hoffen, dass die Batterietechnik da mitspielt.»

Was passiert mit Ihren aktuellen LMP1-Fahrern? Außer bei Brendon Hartley, der für Toro Rosso in der Formel 1 fährt, und den FE-Piloten Neel Jani und André Lotterer ist noch einiges offen?

«Wir haben für jeden unserer Fahrer Vorstellungen. Wir hoffen, alle in der Familie zu halten. Auch die, die einen Ausflug in andere Serien machen. Ich freue mich für Brendon über sein Engagement, das zeigt, dass es ein guter Pilot auch aus der WEC in die Formel 1 schaffen kann, nicht nur umgekehrt. Das sagt viel über das Niveau des WEC aus.»

Porsche war in den Gesprächsrunden zum künftigen F1-Motorenreglement vertreten. Wird Porsche einen F1-Motor bauen?

«Wir beobachten die Entwicklung und nehmen an den Gesprächen teil, haben derzeit aber keine konkreten F1-Pläne.»

Welchen Nutzen für die Serie konnte Porsche aus den jüngsten Rennsporterfolgen ziehen?

«Wir haben vor allem in zwei Bereichen profitiert. Zum einen in der Betriebsstrategie und bei der Frage: Wie kann ich Rekuperationsenergie clever einsetzen? Ein erster Erfolg war da schon mit dem 918 Spyder gegeben. Und zum anderen durch das schnelle Abrufen von Leistung mit Hilfe einer hohen Spannungslage. Für die Serie nutzen wir die Erfahrung mit dynamischem Beschleunigen und schnellem Laden. 'Turbo Charging' nennen wir das.»

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