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Trotz Plus: ORF will nicht mehr, Channel 4 verliert

Von Andreas Reiners
Trotz Plus: ORF will nicht mehr, Channel 4 verliert

Trotz Plus: ORF will nicht mehr, Channel 4 verliert

Es ist einigermaßen skurril: Beim ORF hat man in der vergangenen Formel-1-Saison ein Zuschauerplus erzielt, trotzdem will der Sender die Königsklasse nicht mehr übertragen. In Großbritannien sinken die Quoten.

Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit eigentlich keinen Grund zu meckern. Nachdem der Formel 1 in erster Linie vor allem Langeweile vorgeworfen wird, sagen die Quoten etwas anderes: Beim ORF verfolgten 2016 im Schnitt 455.000 Fans die Übertragungen, das ist ein Plus von 35.000 Fans. Also von fast zehn Prozent.

In Deutschland haben die TV-Zuschauerzahlen in der abgelaufenen Saison ebenfalls spürbar angezogen: Durchschnittlich 4,51 Millionen Zuschauer verfolgten 2016 die 21 Rennen bei RTL - das waren 310.000 mehr als im Vorjahr (4,20 Mio. in 19 Rennen). Einen Anstieg gab es auch bei den Marktanteilen: Bei allen Zuschauern (ab 3 Jahre) waren es 2016 durchschnittlich 25,1 Prozent (Vorjahr: 24,5 %), bei den 14- bis 59-Jährigen 23,5 Prozent (2015: 23,1 %).

RTL-Sportchef Manfred Loppe sagte: «Die Formel 1 lebt! Die deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist ein sehr eindeutiger Hinweis darauf, dass Deutschland die Königsklasse liebt. Schon jetzt freuen wir uns auf die neue Saison, die durch zahlreiche Regel-Veränderungen noch mehr Spannung und Action verspricht.»

Während bei RTL die Formel 1 lebt, soll sie in Österreich ab 2020 nur noch im Bezahlfernsehen zu sehen sein. Denn ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist nicht mehr bereit, über den bestehenden Vertrag bis Ende 2019 hinaus die teuren Senderechte zu bezahlen. Hintergrund: Der Stiftungsrat des ORF hat ein erneutes Sparprogramm abgenickt. Diese Einsparungen werden auch das Sportangebot treffen. Wrabetz gegenüber der Wiener Zeitung: «Nachdem für uns klar ist, dass Skifahren und die Bundesliga nicht in Frage kommen, bleibt nur die Formel 1 über. Da können und wollen wir nicht mehr mitbieten.»

Das hatte in Großbritannien die BBC vor einem Jahr ähnlich gesehen. Die britische Rundfunkgesellschaft BBC (British Broadcasting Corporation) hatte drei Jahre vor Ablauf eines Abkommens mit Serienpromoter Bernie Ecclestone auf die Formel 1 verzichtet. Das wäre ungefähr, als würde RTL in Deutschland künftig von heute auf morgen keine Rennen mehr übertragen. Die BBC hatte die Rechte zur Übertragung der Formel 1 im freien Fernsehen 2009 von ITV übernommen. Seit 2012 wurden die Rechte mit dem Digitalsender Sky Sports geteilt, schon damals eine Entscheidung aus Spargründen.

Der Sender Channel 4 übernahm die Übertragungen, zeigte allerdings 2016 nur zehn Grand Prix live, die restlichen elf Rennen zeitversetzt in einer Highlight-Sendung. Die Live-Übertragungen sahen im Schnitt 2,18 Millionen Fans, die Highlight-Sendungen im Schnitt 1,76 Millionen Zuschauer, was einen Gesamtschnitt von 1,96 Millionen Fans ergibt. Zum Vergleich: BBC holte 2015 einen Schnitt von 3,11 Millionen Zuschauern. Unter dem Strich bleibt also ein satter Rückgang von 36,8 Prozent.

Zumindest im Bezahlfernsehen funktioniert die Formel 1 noch halbwegs, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Der Zuschauerschnitt bei Sky Sports seit 2012: 709.000, 640.000, 790.000, 638.000 und nun 669.000. Kein Wachstum, aber auch keine großen Verluste.

Doch was beim ORF für 2020 anvisiert ist, wird auf der Insel schon früher Realität. Ab 2019 wird die Formel 1 im Mutterland des Motorsports nur noch im Bezahlfernsehen zu sehen sein! Die britische Sky hat ein Abkommen mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone verkündet, das von 2019 bis 2024 dauert und das dem Sender die Exklusivrechte für fast alle Formel-1-WM-Läufe sichert. Fast alle, weil die Ausnahme der Regel der britische Grand Prix in Silverstone ist. Angesichts der diesjährigen Quoten scheint es fraglich, ob sich viele Fans mit einem Abo eindecken werden.

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