Valentino Rossi sucht das Glück

Jorge Lorenzo: Keine Formel 1, aber Lust auf Le Mans

Von Frank Aday
Jorge Lorenzo im Silberpfeil

Jorge Lorenzo im Silberpfeil

​Für den fünffachen Motorrad-Weltmeister Jorge Lorenzo ging im vergangenen Oktober ein Traum in Erfüllung: Test im Silberpfeil von Lewis Hamilon. Der Spanier sagt nun: «Ich würde gerne in Le Mans fahren.»

Auf zwei Rädern ist Jorge Lorenzo zum Idol geworden: Fünffacher Weltmeister, 65 Pole-Position und 65 Siege aus 250 WM-Läufen. Aber im Herbst gab der Spanier zu: «Ich habe schon als Kind davon geträumt, einmal einen Formel-1-Renner fahren zu dürfen.»

Der Traum ging Anfang Oktober 2016 in Erfüllung, als ihm Mercedes-Benz einen 2014er Silberpfeil von Lewis Hamilton zur Verfügung stellte.

Lorenzo zog sich überaus beachtlich aus der Affäre, wie Mercedes-Ingenieur Richard Lane bestätigte: «Nach jedem Einsatz grübelte er über die Daten nach, um Bereiche zu finden, in denen er sich verbessern kann. Du kannst genau sehen, warum er mehrfacher Weltmeister auf zwei Rädern geworden ist. Sein Interesse an jedem Detail ist beeindruckend. Es war eine grossartige Erfahrung für uns, mit Jorge zu arbeiten.»

Der 29jährige Lorenzo schwärmte: «Das war eine fabelhafte Erfahrung. Ich hatte die Möglichkeit, mit den besten Ingenieuren in diesem Sport zu arbeiten. Sie sagten, dass meine Zeiten wirklich konkurrenzfähig waren. Das Auto verhält sich verblüffend sanft, ich hatte ein nervöseres und schwieriger zu fahrendes Auto erwartet, doch es war alles gut: Sitzposition, Motor, einfach alles.»

«Die Haftung in den Kurven ist nicht von dieser Welt. In der ersten Runde fühlst du die Power, aber wenn du dich daran gewöhnt hast, ist es ähnlich wie mit einem MotoGP-Bike, aber die Kurven sind wirklich etwas ganz Anderes. In der Mitte der Kurve ist man etwa vierzig km/h schneller. Ich war auch überrascht, wie spät du bremsen kannst und wie viel Grip das Auto bei Vollgas in den schnellen Kurven hat. Das ist unfassbar.»

Wie geht es für den Ducati-Zweiradartisten nun auf vier Rädern weiter? Der Spanier sagt: «Rennen auf vier Rädern kann ich mir erst dann vorstellen, wenn ich mich einmal aus der MotoGP-WM verabschiedet habe. Vor drei Jahren fuhr ich in Abu Dhabi einen Ferrari 458. Eines Tages würde ich sehr gerne an den 24 Stunden von Le Mans teilnehmen. Das ist viel realistischer als die Formel 1.»

Den Silberpfeil konnte Lorenzo beim Test in Silverstone nicht an seine Grenzen bringen, wie er gegenüber crash.net festhielt. «Wir hatten nur vier oder fünf Stunden Zeit. Doch für einen MotoGP-Fahrer war ich nicht gerade langsam. Ich war schnell und fuhr eine grossartige Rundenzeit. Das Team war beeindruckt und auch ich war beeindruckt, denn ich war schneller als Nico Rosberg. Doch wir wissen nicht, wie die Bedingungen beim Test waren, denn Nico fuhr dieses Auto damals erstmals im Winter, vielleicht waren ein paar feuchte Stellen auf der Strecke. Doch allein in der Lage zu sein, nahe an dieses Niveau heranzukommen, machte mich stolz.»

Dem Ducati-Fahrer ist jedoch bewusst, dass ein grosser Unterschied zwischen einer schnellen Rundenzeit und einer tatsächlichen Rennteilnahme besteht. «Es ist eine Sache, eine schnelle Runde mit neuen Reifen zu fahren, aber eine andere, ein eineinhalbstündiges Rennen gegen andere Autos um dich herum zu fahren, wenn der Grip der Reifen nachlässt. Das ist eine viel komplexere Angelegenheit.»

Der Engländer John Surtees ist bis heute der einzige Rennfahrer, der es auf zwei und auf vier Rädern zu Motorrad- und Formel-1-WM-Titeln gebracht hat. Surtees war 1956 erstmals 500-ccm-Weltmeister, ehe er von 1958 bis 1960 eine beeindruckende Serie schaffte: In diesen drei Jahren holte er jeweils den 350-ccm- und auch den 500-ccm-Titel. 1960 gab der MV-Agusta-Star außerdem sein Debüt in der Formel 1, 1964 wurde er in der automobilen Königsklasse ebenfalls Weltmeister – mit Ferrari.

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