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Willy Rampf (Sauber, BMW, VW): Warnung vor Mercedes

Von Mathias Brunner
​Die neue Formel 1 gibt zu reden: Fette Reifen, frische Aerodynamik. Der frühere Sauber- und VW-Motorsport-Technikchef Willy Rampf warnt die Mercedes-Gegner: «Die haben 2016 nicht alles gezeigt.»

Willy Rampf hat im Motorsport so gut wie alles gesehen: Ab 1979 arbeitete er als Entwicklungsingenieur für BMW in München, nach vier Jahren in Südafrika reizte ihn die Formel 1: Der Oberbayer wurde Renningenieur im Rennstall von Peter Sauber. Nach vier Jahren kehrte Rampf nach München zurück, wo er ein Dakar-Zweiradprojekt erfolgreich leitete – Sieg von Richard Sainct.

Ende 1999 folgte Teil 2 des Formel-1-Abenteuers. Rampf trat jenen Job an, den er mehr als zehn Jahre lang halten sollte: Technischer Direktor beim Hinwiler Rennstall. In diese Phase fiel der Verkauf an BMW, der Werkseinsatz der Münchner samt Sieg in Kanada 2008 (Robert Kubica vor Nick Heidfeld) sowie WM-Rang 2 2007. Als BMW ausstieg und Peter Sauber den Rennstall zurückkaufte, blieb Rampf eine Weile an Bord: Im April 2010 wurde der Engländer James Key als sein Nachfolger verkündet.

Willy Rampf nahm eine neue Herausforderung an: Technischer Direktor von VW Motorsport. Auf 2013 hin stieg der Konzern in die Rallye-WM ein und räumte prompt die Titel 2013 bis 2016 ab. Ende August verliess Willy Rampf VW Motorsport, anfangs November verkündete der Konzern, dass er aus der Rallye-WM aussteigt.

Zurück zur Formel 1: Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära.

Eine prima Sache, das alles, findet der 63jährige Rampf: «Diese Änderungen gehen in die richtige Richtung, die Autos werden nicht nur schneller, sondern auch deutlich spektakulärer aussehen.»

«Aufgrund der breiteren Reifen und der insgesamt um 200 mm grösseren Fahrzeugbreite werden die Autos markant mehr mechanischen Grip aufbauen, also auch im Bereich der langsamen Kurven schneller werden. Auf der Aerodynamikseite hat sich das technische Reglement wesentlich geändert, da werden wir wenigstens zu Anfang der Saison grössere Leistungsunterscheide zwischen den einzelnen Teams sehen.»

Die Skepsis einiger Fachleute über das neue Reglement kreist um die Theorie: Mehr Abtrieb, das werde bedeuten, die Gegner seien noch schwieriger zu überholen. Der Schwede Stefan Johansson vertritt beispielsweise diese Ansicht. Willy Rampf bleibt gelassen: «Das wird man erst sehen, wenn die ersten Fahrzeuge auf der Strecke sind.»

Ein anderer früherer Racer, Jean Alesi, gab zu bedenken – der zusätzliche Speed werde im Fernsehen gar nicht rüberkommen. Willy Rampf sagt: «Jean Alesi hat schon Recht, wenn er sagt, vier oder fünf Sekunden pro Runde erkenne man im Fernsehen nicht. Auf der Strecke macht diese Rundenzeit jedoch einen grossen Unterschied, da mehr am Limit gefahren wird, Stichworte höhere Querbeschleunigung und Bremsverzögerung, und auch die körperliche Beanspruchung für den Fahrer wird höher. Die 2017er Autos werden mehr mechanischen Grip aufweisen, und das macht die Rennen in der Bremsphase und in langsamen Kurven sicher interessanter.»

Wird das neue Reglement alles durcheinander würfeln? Willy Rampf schätzt: «Ich glaube nicht, dass sich die Kräfteverhältnisse markant ändern werden. Als Aussenstehender habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Mercedes-Team in der Saison 2016 nur immer so viel Performance-Entwicklungen freigegeben hat, wie es notwendig war, um vor der Konkurrenz zu stehen. Dieses Team hat 2016 nicht alles gezeigt, was möglich war, es hatte damit auch die Möglichkeit, sich schon frühzeitig mit dem 2017er Reglement auseinanderzusetzen und mit der Entwicklung zu beginnen.»

Die grösste Herausforderung für die Designer gemäss Rampf: «Sicher die Aerodynamik. Mit dem neuen Reglement gibt es mehr Freiräume für die Entwicklungsingenieure. Mit den breiteren Reifen erhöht sich der Luftwiderstand der Fahrzeuge, es muss also deutlich mehr Abtrieb gefunden werden, um auch wirklich mehr Performance und eine schnellere Rundenzeit zu erzielen – denn entscheidend ist die aerodynamische Effizienz, also das Verhältnis von Abtrieb zu Luftwiderstand.»

Die Fans erhoffen sich mehr Sieganwärter und spannenden Sport. Was nur eine Minderheit erleben möchte: Wie sich die Formel 1 mit neuen Reglementsstreitigkeiten selber in den Fuss schiesst. Beim Aufreger Aufhängungen sieht Willy Rampf jedoch keinen Anlass zur Besorgnis: «Ich rechne nicht mit einem Streit in Australien, denn die Teams haben ihre Systeme bezüglich Konformität sicher ausführlich mit der FIA diskutiert.»

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