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Alex Zanardi: «Stewards glauben, sie seien die Stars»

Von Otto Zuber
Alex Zanardi: «In den 90ern brachten die Reifen und die Power das ganze Können der Piloten zum Vorschein»

Alex Zanardi: «In den 90ern brachten die Reifen und die Power das ganze Können der Piloten zum Vorschein»

Der frühere GP-Pilot Alex Zanardi schimpft über die Strafen-Flut in der Königsklasse. Er beklagt die übereifrigen Regelhüter, die einen schlechten Einfluss auf das Spektakel auf der Strecke haben.

Die neuen Formel-1-Machthaber wollen die Show verbessern und denken deshalb über Massnahmen nach, die für mehr Spannung auf der Piste sorgen sollen. Diskutiert werden verschiedene Ideen, die von der Abschaffung von Überholhilfen wie DRS bis zu einer entspannteren Haltung der Rennkommissare bei harten Duellen auf der Strecke reichen.

Letzteres ist ganz im Sinne von Alex Zanardi. Der ehemalige GP-Pilot beschwerte sich kürzlich im Interview mit den Kollegen der «Gazzetta dello Sport»: «Die Formel 1 ist heutzutage etwas zu langweilig geworden.» Und der Paralympic-Champion schimpfte: «Die Stewards glauben jetzt, dass sie die Stars sind.»

Als Beispiel führt Zanardi sein berühmtes «Corkscrew»-Manöver von 2016 an. Der Italiener war damals in der US-amerikanischen CART-Serie unterwegs und schaffte es in Laguna Seca in der letzten Rennrunde an Leader Bryan Herta vorbei, indem er ihn durch ein mutiges Manöver in der blinden, steil abfallenden S-Kurve überholte. «Jeder erinnert sich daran, aber heutzutage wäre das in der Formel 1 nicht möglich. Das würde sofort eine Strafe nach sich ziehen.»

Deshalb fordert Zanardi ein Umdenken bei den Regelhütern: «Die Regeln haben sich verändert und die Autos auch. In den 90ern brachten die Reifen und die Power das ganze Können der Piloten zum Vorschein. Sie waren echte Künstler am Steuer. Doch heute wird man schon fürs Überholen oder das kleinste Risiko bestraft. Die Fahrer müssen bei jedem Risiko eine Strafe fürchten, deshalb gehen sie vorsichtiger zu Werke und das schadet natürlich der Show.»

Ross Brawn, der von den neuen Formel-1-Besitzern eingestellt wurde, um die sportlichen Weichen für die Zukunft zu stellen, stimmt dem 50-Jährigen zu. «Klar müssen die Rennkommissare reagieren, wenn sich einer komplett danebenbenimmt. Aber ein wenig Geplänkel sollte schon drin liegen, immerhin machen wir hier Motorsport. Insofern war Max Verstappen wie eine frische Brise für die Formel 1. Er fährt sehr aggressiv und hat einige seiner Gegner gegen den Strich gebürstet, das gehört zum Rennsport, das wollen die Fans erleben. Ich persönlich bin der Ansicht, dass sich der Niederländer nie etwas Himmelschreiendes hat zuschulden kommen lassen, also können wir uns alle ein wenig entspannen», erklärte der Brite im ESPN-Interview.

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