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Renault RS17 von Hülkenberg: Die Technik-Tricks

Von Mathias Brunner
Williams zeigte lediglich eine Grafik des neuen Rennautos, Sauber dann als erstes Team den richtigen 2017er Renner. Renault doppelt in London nach – die Techniktrends für die neue Saison erhärten sich.

Die neue Formel 1 wird ein Technikleckerbissen für die Fans, denn die Grand-Prix-Renner werden nicht nur zwischen vier und fünf Sekunden pro Runde schneller, sie sehen auch schneller aus. Dank fetter Reifen und anders positionierter Flügel wirkt auch der neue, gelb-schwarze Renault dynamischer, sprungbreit, ein Biest. Genau so, wie das die Macher des neuen Reglements beabsichtigt hatten.

Renault-Technikchef Bob Bell: «Die Autos bauen ein Drittel mehr Abtrieb auf, wir werden um 25 Prozent höhere Fliehkräfte in den Kurven haben. Die Autos fahren 20 Prozent pro Runde mehr mit Vollgas.»

Der Renault von Nico Hülkenberg und Jolyon Palmer bestätigt die ersten Trends. Alle Techniker trachten danach, die Autos noch windschlüpfiger zu machen, denn die breiteren Reifen und die ganzen Aero-Teile, welche mehr Abrieb erzeugen, das kostet alles Topspeed. Die Autos werden 2017 auf den Geraden markant langsamer sein, in den Kurven aber weitaus schneller.

Weniger Luftwiderstand, das heisst: Die Kühleinlässe der Seitenkästen werden noch kleiner, die Motorenbauer arbeiten mit den Kollegen der Chassisabteilung durchaus wörtlich im roten Bereich. Und doch muss sich auch Renault-Motorenchef Rémi Taffin eine Sicherheitsmarge belassen – in der Saison 2017 sind pro Saison und Fahrer nur noch vier Antriebseinheiten erlaubt.

Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul: «Die Art und Weise, wie wir den Motor ins Chassis eingebettet haben, ist unübertroffen für uns.»

Grosser Vorteil bei Renault: Das Auto 2017 ist keine Notlösung mehr wie der Renner vor zwölf Monaten. Das Chassis damals war eigentlich für einen Mercedes-Motor gebaut worden. Erst zum Schluss des Jahres war wirklich klar, dass die Franzosen werksseitig zurückkommen. Das Heck des letztjährigen Wagens musste umgekrempelt werden. Die Ergebnisse waren dann Zeugnis davon.

Ganz anders 2017: Weisses Blatt Papier, der 1,6-Liter-V6-Turbo optimal ins Auto eingepasst. So wollen Taffin und seine Kollegen ins Mittelfeld vorrücken, Renault-Sport-Chef Jérôme Stoll hat Rang 5 als WM-Ziel vorgegeben.

Unter vorgehaltener Hand in London aufgeschnappt, offiziell halten sich die Franzosen da vornehm zurück: Ein Podestplatz 2017 wäre das Traumziel. Realistischer wird angestrebt – in jedem Rennen unter die Top-Ten zu fahren.

Die Fahrzeugnase ist an der Unterseite ausgeschnittener, um mehr Luft zum Boden zu bringen, samt des Diffusors am Schluss, dem aufsteigenden Ende des Bodens.

Renault folgt dem Trend der stehenden Finne hinter der Airbox. Hintergrund: Auch bei Kurvenfahrt soll der Luftstrom möglichst ruhig auf den Heckflügel treffen.

Einen geteilten Lufteinlass (Airbox) werden wir noch ein paar Mal erleben: Hier wird nicht nur der Motor mit Frischluft versorgt, von aussen unsichtbare Kanäle fächeln auch der Motorelektronik und dem Getriebe Luft zu.

Die Seitenkästen selber werden noch taillierter, um den Aerodynamikern im Bodenbereich mehr Spielraum zu geben. Der Luftfluss um die Räder herum ist durch die breiteren Walzen noch komplexer geworden.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat uns schon davor gewarnt, zu viele Rückschlüsse aus den ersten Bildern zu ziehen: «Es wird nicht nur darum gehen, wer die Aufgaben auf Anhieb richtig gelöst hat», sagt der Engländer. «Ich erwarte einen unfassbaren Entwicklungswettlauf zwischen den Rennställen. Es wird also auch darum gehen, wer sein Auto konstant und effizient verbessert.»

Weitere Trends, von Renault in London erhärtet: Kaskadenförmige Frontflügel. Als Faustregel gilt hier: Ein Mehrteiler erzeugt einen konstanter wirkenderen Abtrieb als Flügel aus weniger Elementen.

Bei den Heckflügel-Endplatten entdecken wir viel Spielraum für Entwicklung: Form, Taillierung, Luftschlitze. Und McLaren-Technikchef Tim Goss hatte uns bereits erklärt, was sich auch bei Renault mit dem neuen RS17 bewahrheitet – die stehenden Luftleit-Elemente, die so genannten Barge-Boards, sind ein grosser Spielplatz für die Aerodynamiker. Hier geht es darum, die Luft nicht nur klug zum Seitenkasten zu führen, hier geht es auch um die Luftführung am Boden entlang und über das Fahrzeug hinweg.

Insgesamt wirkt der neue Renault RS17 aus einem Guss, das ist kein Stückwerk mehr wie vor einem Jahr.

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