Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Australien-GP: Nur ein Stopp, Pirelli am Ziel vorbei?

Von Adam Cooper
​Die Formel-1-Piloten wünschten sich für die Saison 2017 Reifen, mit denen sie härter attackieren können, die also weniger abbauen. Pirelli hat diese Reifen gebaut. Aber das könnte zum Eigentor werden.

Es klingt wie ein Widerspruch: Die neuen, breiten Pirelli-Reifen sind dafür konstruiert, dass unsere Vollgashelden damit härter angreifen können – aber möglicherweise führt das zu spannungsarmen Rennen. Denn wie sich in Australien herausstellt, bauen die Mailänder Walzen so wenig ab, dass die meisten Rennställe für den WM-Auftakt im Albert-Park ein Einstopprennen anvisieren.

Im freien Freitagtraining ist der dreifache Formel-1-Champion Lewis Hamilton auf den ultraweichen Reifen – also der weichsten Mischung von Pirelli – 25 Runden gefahren. Grosse Probleme hatte der Engländer dabei nicht. Zur Erinnerung: Die GP-Distanz in Australien beträgt 58 Runden.

Pirelli-Rennchef Mario Isola glaubt aber nicht, dass wir nun vor zwanzig Prozessionen und einer faden WM stehen: «Wir müssen daran denken, dass sich diese Rennwagen rasant entwickeln werden», sagt uns der Mailänder im Fahrerlager des Albert Park Circuit. «Je schneller die Autos werden, desto eher steht der Reifen unter Stress. Und mehr Belastung für die Walzen bedeutet – mehr Abbau. Wenn wir die heutigen Werte anschauen, dann müsste ich sagen: Ja, wir liegen unter den Vorgaben, die wir in Sachen Reifenverschleiss erzielen wollten. Für Australien hatten wir berechnet, dass die weichste Mischung über einen Zeitraum von neun Runden um zwei Sekunden langsamer wird, aber das passiert nicht. Es hat sich gezeigt, dass der ultraweiche Reifen fürs Rennen locker eingesetzt werden kann, auch über einen längeren Zeitraum.»

Was die Leistung der Walzen ebenfalls beeinflusst: die Umgebungstemperatur. Bislang war es in Melbourne eher moderat, für Sonntag werden die Temperaturen steigen, wenn auch nicht dramatisch.

Aber was ist nun mit den Rennen? Mario Isola ist Optimist: «Es hat sich gezeigt, dass die Reifen kaum überhitzen. Das heisst, dass die Piloten über einen längeren Zeitraum am Limit fahren können. Und genau das wollten wir erreichen. Wir sind im ersten Training hier fünf Sekunden schneller gefahren als vor einem Jahr. Auch dieses Ziel ist also abgehakt. Für den weiteren Verlauf der Saison mache ich mir keine Sorgen.»

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