Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Robert Kubica (32): Endlich Test im Formel-1-Auto

Von Mathias Brunner
​Zehn Jahre nach einem furchterregenden Crash in Montreal, neun Jahre nach seinem Kanada-GP-Sieg und mehr als sechs Jahre nach seinem schlimmen Rallye-Unfall testet Robert Kubica einen F1-Renner.

Der Pole Robert Kubica stand vor einer vielversprechenden GP-Karriere – Bestzeit bei den Wintertests 2011 in Valencia mit seinem Renault R31, 2012 sollte er neben Fernando Alonso in einem Ferrari sitzen. Doch ein schwerer Unfall bei der italienischen Rallye «Ronde di Andora» am 6. Februar 2011 veränderte alles. Erst nach langer Reha-Phase kehrte Kubica in den Motorsport zurück, allerdings nicht mehr als GP-Pilot, sondern auf die Rallye-Piste.

Von Ungarn 2006 bis Abu Dhabi 2010 hatte er 76 Formel-1-WM-Läufe bestritten, 2008 eroberte er in Kanada einen Sieg (für BMW-Sauber), in jener Saison wurde er WM-Vierter. Doch eine Fortsetzung der GP-Karriere war in weiter Ferne.

2013 holte der heute 32-Jährige den WRC2-Titel. 2014 bestritt er die komplette WM, ein sechster Rang in Argentinien war das Highlight. Doch Kubica träumte immer davon, auf die Rundstrecke zurückzukehren. 

Ein Comeback in der Formel 1 schloss Kubica niemals kategorisch aus. «Ich habe nie gesagt, dass ich zurückkehren werde, aber auch nicht, dass es nicht passieren würde», sagte er: «Ich hatte ja bereits einmal eine Testgelegenheit, aber das Angebot kam zu früh. Es wäre schön gewesen, wieder ein Formel-1-Auto zu fahren, aber was dann?»

Nun kehrt Kubica ins Formel-1-Auto zurück. Gemäss meines Kollegen Roberto Chinchero von der italienischen motorsport.com sitzt Kubica in dieser Woche in Valencia (wo er wenige Tage vor seinem Rallye-Unfall im Renault-Renner geglänzt hatte) in einem Lotus-Renault E20. In jenem GP-Renner also, den der Rennstall aus Enstone für die WM 2012 gebaut hatte und heute als Show-Car zum Einsatz kommt, in der Regel bewegt von Renault-Nachwuchsfahrern wie Sergej Sirotkin oder Nicolas Latifi.

Was nach diesem Test passieren wird, ist völlig offen. Kubica hat im Laufe der vergangenen Monate verschiedene Rundstreckenfahrzeuge ausprobiert – ein GP3-Auto und einen LMP2-Renner in Italien, einen Formel-E-Flitzer in England. Im Team von ByKOLLES Racing sollte er 2017 in der LMP1 fahren. Doch im April gab Robert Kubica bekannt, dass er seine LMP1-Premiere auf unbestimmte Zeit verschieben muss. «Ich habe mich nach dem Prolog entschieden, mein LMP1-Rennprogramm mit dem Team ByKOLLES Racing zu unterbrechen. Daher werde ich weder das erste WEC-Rennwochenende in Silverstone noch die kommenden Langstrecken-WM-Läufe bestreiten», schrieb der Pole. Über die Gründe schweigen sich sowohl das Team als auch der Pole aus.
Kubica danach im polnischen Webportal «Sokolim Okiem»: «Es gibt keinen Grund zu jammern. Ich muss einen neuen Weg finden, deshalb bin ich ruhig. Man sagt, dass Geduld belohnt wird, aber in Wahrheit hat die Formel 1 ihr eigenes Tempo. Es ist ein sehr extremer Sport.»

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