Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Barcelona: Ricciardo, Hamilton, Vettel – Alonso steht

Von Mathias Brunner
​Irgendwie kommt uns das alles sehr bekannt vor: Stars der drei Top-Teams Red Bull Racing, Ferrari und Mercedes liegen vorne, Fernando Alonso muss seinen McLaren mit rauchendem Motor parken.

Kollektives Aufstöhnen der spanischen Barcelona-Testbesucher kurz nach 11.00 Uhr am sechsten Wintertesttag: Superstar Fernando Alonso muss seinen McLaren ausrollen lassen – Augenzeugen am Circuit de Barcelona-Catalunya berichten von Rauch, der aus der Motorhaube quillt, die Airbox sieht aus wie ein Kamin im Winter. Wie schwer die Schäden am Renault-Motor sind, müssen die französischen Spezialisten derzeit erkunden.

Wann genau wir den Papaya-Renner des zweifachen Formel-1-Champions wieder auf der Bahn sehen werden, ist unklar. Besonders ärgerlich für Alonso: McLaren hatte am Dienstag mit Stoffel Vandoorne am Lenkrad schon sehr viel Zeit verloren – zunächst wegen einer stromlosen Batterie, dann wegen eines Hydraulikproblems. Bevor Alonsos Renner ausrollte, hatte der Asturier 47 Runden zurückgelegt, mehr als jeder andere Fahrer zu diesem Zeitpunkt. Fernando befand sich auf einem Dauerlauf mit den superweichen Pirelli.

McLaren-Teamchef Eric Boullier erklärt: «Wir hatten ein Ölleck, das leider so viel Schäden verursacht hat, dass wir die komplette Antriebseinheit auswechseln müssen. Ich gehe von aus, dass dies gut drei Stunden dauert, im Idealfall sollte Fernando Alonso um 15.00 Uhr herum wieder auf die Bahn gehen können.»

«Noch ist nicht klar, wie es genau zu diesem Schaden kommen konnte. Was wir aber sagen können: Wir erkennen keinen Grund, am Layout unseres Fahrzeughecks etwas ändern zu müssen.»

Vor dem Ausscheiden hatte Alonso seine Fans erfreut, als sein Name ganz oben auf der Zeitenliste auftauchte: Fernando hatte die Bestzeit allerdings auf den hyperweichen Pirelli erzielt, während der Klassenbeste Lewis Hamilton auf mittelharten Walzen unterwegs ist.

Der vierfache Weltmeister aus Engländer hatte zwischendurch mit einer sagenhaften 1:18,317-min-Runde gefahren – die ihm prompt aberkannt wurde. Der Mercedes-Star hatte in Kurve 14 abgekürzt. Das Gleiche passierte Force-India-Fahrer Esteban Ocon nach seiner 1:19,067-min-Runde.

Die 1:18,752 min von Hamilton auf mittelharten Reifen sind ein Warnschuss für die Konkurrenz: Zu welchen Zeiten der Silberpfeil wohl fähig ist, wenn weichere Pirelli zum Einsatz kommen? So oder so liegt Lewis schon im Bereich der 2017er Bestmarke von Kimi Räikkönen. Der Ferrari-Star hatte vor einem Jahr 1:18,634 min erzielt. Dank des frischen Barcelona-Asphalts, weicherer Pirelli sowie weiterentwickelter Rennwagen wird diese Marke locker unterboten, sobald Hamilton & Co. richtig auf Zeitenjagd gehen.

Noch vor Halbzeit des Testtags unterbot Daniel Ricciardo die 2017er Bestzeit von Räikkönen: 1:18,047 min auf hyperweichen Reifen!

Was die Frage aufwirft: Wie gross sind eigentlich die Unterschiede zwischen den Mischungen mittelhart (weiss markiert), weich (gelb), superweich (rot), ultraweich (violett) und hyperweich (pink)? McLaren-Teamchef Eric Boullier erhellt: «Als Faustregel würde ich sagen – zwei Zehntelsekunden.»

Lewis Hamilton war zwischendurch mit unmarkierten Pirelli unterwegs. Die meisten der italienischen Rennreifen stammen nicht aus der Heimatstadt Mailand, sondern werden in Slatina (Rumänien) angefertigt. Rennreifen kommen aber auch aus Izmit (Türkei), wie diese unmarkierten, mittelharten Reifen von Hamilton. Die Pirelli-Techniker wollten vergleichen, ob die Mischung aus dem türkischen Werk die gleichen Ergebnisse bringt.

Bei 21 Grad Asphalttemperatur und 13 Grad Lufttemperatur sind die Rennställe zu Dauerläufen übergegangen. Es ist jene Phase, in welcher Rennsimulationen ins Auge gefasst werden. An Reifen mangelt es nicht: Weil die zehn Grand-Prix-Teams in der vergangenen Woche bei jämmerlichem Wetter kaum zum Fahren gekommen sind, durften sie nicht gebrauchte Reifensätze in diese Woche hinübernehmen. Damit stehen ihnen insgesamt 60 Sätze zur Verfügung.

Sorgen bei Ferrari: Kimi Räikkönen lag mit einer Magenverstimmung flach, und Sebastian Vettel musste übernehmen. Mein Kollege Heikki Kulta lässt sich von so etwas nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Der Finne gibt zu bedenken: «Das Gleiche passierte Kimi bei den Wintertests 2013 mit Lotus-Renault – und dann hat Räikkönen daraufhin den Saisonauftakt in Australien gewonnen!» Es ist bis heute der bislang 20. und letzte GP-Sieg des Champions von 2007.

Zur Mittagszeit tauchte der Finne im Fahrerlager auf und meldete sich zum Dienst.

Toro Rosso hat die Bremsprobleme von Dienstag gelöst: Der Neuseeländer Brendon Hartley kam üppig zum Rundendrehen. Sein Toro Rosso-Honda ist mit einem Zusatzflügel an der Heckflügelstütze ausgerüstet, hier wird klug eine Lücke im Reglement genutz, um etwas mehr Abtrieb zu finden.

Auf eine Mittagspause wird heute Mittwoch verzichtet, wie auch am kommenden Freitag dauert der Testbetrieb neun Stunden am Stück. Die Teams teilen sich eine allfällige Mittagspause selber ein.

Barcelona-Test, Tag 6 (Mittwoch) – Stand 13.15 Uhr

1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (89) Hyperweich
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (89) Hyperweich
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,541 (66) Weich
4. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:19,856 (47) Hyperweich
5. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,042 (88) Mittelhart
6. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,237 (51) Weich
7. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:20,349 (63) Weich
8. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:20,805 (59) Weich
9. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:20,834 (53) Weich
10. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:20,918 (79) Weich

Barcelona-Test, Tag 5 (Dienstag)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:20,396 (170) Mittelhart
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,596 (86) Weich
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,649 (129) Mittelhart
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,808 (90) Weich
5. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:20,973 (54) Weich
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:21,298 (95) Weich
7. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:21,432 (48) Mittelhart
8. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:21,455 (91) Weich
9. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,588 (42) Weich
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,643 (93) Weich
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:21,706 (120) Superweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:21,946 (38) Superweich
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,937 (85) Hyperweich

Barcelona-Test, kombinierte Zeitenliste (1. Woche)

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,333 (Do) Mittelhart
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,673 (Di) Weich
3. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:19,854 (Do) Hyperweich
4. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,976 (Di) Mittelhart
5. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,179 (Mo) Mittelhart
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,317 (Do) Superweich
7. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,326 (Di) Mittelhart
8. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,506 (Mo) Weich
9. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,547 (Mo) Weich
10. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:20,929 (Do) Superweich
11. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,940 (Do) Mittelhart
12. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:21,142 (Do) Weich
13. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:21,318 (Di) Weich
14. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:21,495 (Di) Weich
15. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,822 (Di) Weich
16. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,841 (Di) Weich
17. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,973 (Do) Weich
18, Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:22,371 (Mo) Weich
19. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,578 (Mo) Weich
20. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:22,721 (Di) Weich
21. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:23,408 (Mo) Weich
22. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (Mo) Mittelhart

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