Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Alex Wurz: Wer in Formel 1 krass unterschätzt wird

Von Mathias Brunner
​Der zweifache Le-Mans-Sieger Alexander Wurz (44) spricht im zweiten Teil des SPEEDWEEK.com-Interviews exklusiv über den grandiosen Kampf im Mittelfeld. Der Österreicher sagt, wer für ihn Nummer 4 ist.

Alexander Wurz hat den Kontakt zur Formel-1-Szene nie eingebüsst, auch als eine zehnjährige Karriere als GP- und Testpilot zur Neige ging. Wurz ist in beratender Funktion bei Williams tätig, wo wir den WM-Achten von 1998 für ein Gespräch über das Formel-1-Startfeld 2018 treffen. Der Ort passt, schliesslich wollen wir über den Kampf im Mittelfeld sprechen.

Ich glaube, das Mittelfeld hinter den Top-Teams wird uns allen 2018 sehr viel Freude machen. Wen ordnest du gegenwärtig als Nummer 4 ein und wieso?

Mir macht der Haas-Renner viel Eindruck. Das Auto liegt hervorragend auf der Strasse. Aus Sicht des Laien, ohne jetzt alle Teile nachgemessen zu haben, wirkt der Wagen auf mich so gut wie der letztjährige Ferrari. Und jeder weiss, wie gut der funktionierte. Das Handling des neuen Haas ist wirklich beeindruckend, mit vollen und fast leeren Tanks.

McLaren zeigte in Barcelona gute Ansätze, hatte auch aber gemessen an den Gegner überdurchschnittlich oft mit technischen Problemen zu kämpfen. Ist das hinsichtlich der ersten Rennen ein Grund zur Beunruhigung?

Nur wenn diese Defekte das Ergebnis von Prozessfehlern wären. Wir reden hier von Details, welchen vielleicht zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. Dann stellst du dir irgendwann die Frage: Wie viel davon haben wir noch im Auto stecken? Wenn es sich um Teile handelt, mit welchen extrem ans Limit gegangen worden ist, und das geht dann schief, dann ist das kein Problem, schliesslich testen wir ja dafür. McLaren selber hat immer behauptet, dass sie ein gutes Chassis haben, dass ihr grosses Manko der Motor gewesen sei, jetzt müssen sie den Beweis antreten. Auch gegen Renault und Red Bull Racing, die den gleichen Motor haben.

Fernando Alonso hat 2017 ein paar Mal davon gesprochen, dass McLaren das beste Chassis habe.

Davon habe ich auf der Rennstrecke wenig gesehen. Das ist ein gutes Mittelfeldauto, aber sie sind langsamer als Red Bull Racing, und der McLaren liegt auch unruhiger, und da beide Autos den gleichen Motor haben, muss das für sie die Messlatte sein.

Wo ordnest du Renault ein?

Im vorderen Mittelfeld, die sind ohne Zweifel im Aufschwung. Ich sehe allfällige Schwächen bei der multionationelen Teamführung. Ich halte es für nicht einfach, die Führung zwischen Paris und Enstone zu verteilen.

Der Bereich hinter den Vorderrädern und vor den Seitenkästen ist mit diesen ganzen Luftleit-Elementen die neue Spielwiese der Aerodynamiker. Welches Auto macht dir diesbezüglich am meisten Eindruck?

Das ist die Kernstelle der Autos, seitdem wir breitere Frontflügel und breitere Reifen haben. Der Frontflügel gibt vor, was weiter hinten am Auto passiert, wie die Luft geführt werden muss, wie die Strömung auf den Diffusor trifft. Einige Teams sind mit den Luftleit-Elementen extrem aggressiv, was auf maximalen Abtrieb hindeutet. Wenn es beispielsweise stark windet, oder der Wagen in den Kurven rutscht, dann haben die viel Verlust in der Kurvenfahrt, wo du aber am meisten konstanten Abtrieb brauchst. Ich erkenne bei den Top-Teams bereits einen Trend, dass sie bei diesen Elementen schon wieder simpler werden, um das Betriebsfenster für den Fahrer grösser zu halten.

Alles beginnt beim Frontflügel. Die moderne Formel 1 ist eine absolute Frontflügel-Formel. Das ist für mich auch der Kern unseres Überholproblems. Würde ich neue Regeln machen, dann würde ich den Abtrieb unter dem Auto erzeugen, dann bin ich nicht mehr so vom Frontflügel abhängig. Und auf einmal kann ich wieder dem Gegner bei 300 Sachen im Getriebe hängen. Auch in Eau Rouge. Ohne Angst zu haben wegzurutschen.

Viele Leser geben in Sachen Williams zu bedenken: Zwei so junge Fahrer, das wird dem Traditionsrennstall in Sachen Entwicklung auf den Kopf fallen. Wie würdest du diese Einwände der Fans entkräften?

Der Punktestand wird es zeigen. Lance Stroll hat 2017 unter schwierigen Bedingungen wie in Baku oder auf nasser Bahn gezeigt, dass er wirklich gut ist. Nach dem Unfall bei den Wintertests dauerte es eine Weile, bis er Selbstvertrauen fasste, aber das war ein normaler Lernprozess. Sergey als Ingenieursstudent gibt ein eindrucksvolles Feedback übers Auto, und für zusätzliche Aussagen zum Wagen hat Williams auch Robert Kubica. Ich mache mir nicht so viele Sorgen. Klar werden die jungen Fahrer auch Fehler machen. Und das sollen sie auch dürfen.

Force India hat sich in den letzten Jahren als WM-Vierter hinter den Top-Teams eingenistet, ich bezeichne sie immer als Effizienz-Weltmeister. Wo ordnest du den Rennstall aus Silverstone für 2018 ein?

Ich erkenne für sie mehr Gegenwind. Der Wagen liegt nicht so gut wie frühere Renner. Jahrelang war Williams vierte Kraft, die fast auf den Euro genau das gleiche Budget haben wie Force India und auch mit ungefähr gleich viel Personal arbeiten. Dann hat sich Force India auf dem vierten Platz eingenistet. Dieses Jahr wird hart. Aber ich war immer beeindruckt davon, mit welchen Verbesserungen Force India aufgetaucht sind. Wenn sie zu Saisonbeginn ein wenig hinten lagen, haben sie gesagt, abwarten, wir bringen Updates, und die haben immer voll eingeschlagen. Für mich sind sie Korrelation-Weltmeister – sie wissen genau, was neue Teile auf der Rennbahn bringen werden, das ist wirklich stark.

Die Probleme von Honda mit McLaren sind wohldokumentiert. Und nun verbünden sich die Japaner mit Toro Rosso und fahren in Barcelona weitgehend ohne Probleme. Was ist hier passiert?

Man darf eine solche Firma nie unterschätzen, selbst wenn es nicht so rosig ausgeschaut hat. Für mich hat die Situation bei McLaren-Honda auch eine gewisse mediale Eigendynamik erhalten. McLaren hat das nicht verhindert, teilweise sogar forciert, eine verfahrene Situation, die letztlich zur Trennung führte. Nun kann Honda unter weniger Druck arbeiten, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Arbeit auf die Reihe bekommen. Wir müssen aber nach Saisonhälfte mal schauen, wo sie in Sachen verbrauchter Motorenteile stehen. Für mich ist es wichtig, dass Honda in die Gänge kommt, weil es nicht im Sinne des Sports sein kann, eine solche Firma aus der Formel 1 zu verlieren.

Welche Anzeichen erkennst du, dass Sauber vom Tabellen-Ende wegkommt?

An der Rennstrecke macht das Auto keinen phantastischen Eindruck. Wie weit sie vom vorderen Mittelfeld weg sind, ist schwer einzuschätzen. Der Kampf im Mittelfeld wird sehr hart, ich wünsche dem Team, dass sie ruhiger arbeiten können, um wieder den Anschluss zu finden. Derzeit sind sie eher im hinteren Mittelfeld zu finden. Wobei die Tendenz ja so aussieht, dass wir die klassische Einteilung von früher überhaupt nicht mehr haben. Es gibt drei Top-Teams, dann eine Lücke, es folgt ein unheimlich breites Mittelfeld, in dem es je nach Piste und äusseren Bedingungen drunter und drüber gehen wird.

Barcelona-Wintertests 2018: Alle Bestzeiten

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:17,182 (7)* Hyperweich
2. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:17,221 (8) Hyperweich
3. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:17,784 (8) Hyperweich
4. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (6) Hyperweich
5. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:18,092 (8) Hyperweich
6. Kevin Magnussen (DK) Haas VF-18-Ferrari, 1:18,360 (7) Superweich
7. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,363 (7) Hyperweich
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (6) Ultraweich
9. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:18,412 (8) Ultraweich
10. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,560 (6) Ultraweich
11. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:18,675 (7) Hyperweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:18,855 (7) Hyperweich
13. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,949 (8) Hyperweich
14. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:18,967 (8) Hyperweich
15. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:19,118 (8) Hyperweich
16. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:19,189 (8) Weich
17. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:19,244 (7) Hyperweich
18. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:19,629 (7)
19. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:19,634 (7) Hyperweich
20. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:19,842 (7) Weich
21. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:19,954 (8) Weich
22. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (1) Mittelhart
* In Klammern der Tag, an welchem die Zeit aufgestellt worden ist.
Tag 1: Montag, 26. Februar
2: Dienstag, 27. Februar
3: Mittwoch, 28 Februar
4: Donnerstag, 1. März
5: Dienstag, 6. März
6: Mittwoch, 7. März
7: Donnerstag, 8. März
8: Freitag, 9. März

Barcelona-Test, Tag 8 (Freitag)

1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:17,221 (157 Runden) Hyperweich
2. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:17,784 (93) Hyperweich
3. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:18,092 (45) Hyperweich
4. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,327 (92) Superweich
5. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:18,412 (181) Ultraweich
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power, 1:18,825 (104) Mittelhart
7. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,949 (156) Hyperweich
8. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:18,967 (163) Hyperweich
9. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:19,118 (75) Hyperweich
10. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:19,189 (105) Weich
11. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power, 1:19,464 (97) Superweich
12. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:19,954 (27) Weich

Barcelona-Test, Tag 7 (Donnerstag)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:17,182 (187) Hyperweich
2. Kevin Magnussen (DK) Haas VF-18-Ferrari, 1:18,360 (152) Superweich
3. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,363 (169) Hyperweich
4. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:18,675 (79) Hyperweich
5. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:18,725 (69) Hyperweich
6. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:18,855 (150) Hyperweich
7. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:19,244 (148) Hyperweich
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,296 (84) Mittelhart
9. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,532 (97) Mittelhart
8. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:19,629 (73) Superweich
9. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:19,634 (158) Hyperweich
10. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:19,842 (187) Weich
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:20,262 (66), Ultraweich

Barcelona-Test, Tag 6 (Mittwoch)

1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (165) Hyperweich
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (90) ultraweich
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,541 (66) Weich
5. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:19,823 (119) Hyperweich
6. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:19,856 (57) Hyperweich
7. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,042 (88) Mittelhart
8. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,237 (78) Weich
9. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,242 (49) Superweich
10. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:20,349 (63) Weich
11. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,758 (102) Superweich
12. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:20,805 (130) Weich
13. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:20,918 (160) Superweich
14. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:22,350 (80) Weich

Barcelona-Test, Tag 5 (Dienstag)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:20,396 (170) Mittelhart
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,596 (86) Weich
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,649 (129) Mittelhart
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,808 (90) Weich
5. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:20,973 (54) Weich
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:21,298 (95) Weich
7. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:21,432 (48) Mittelhart
8. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:21,455 (91) Weich
9. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,588 (42) Weich
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,643 (93) Weich
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:21,706 (120) Superweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:21,946 (38) Superweich
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,937 (85) Hyperweich

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di. 24.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Di. 24.12., 09:50, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 10:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312212013 | 7