Valentino Rossi sucht das Glück

China-GP-Sieger Daniel Ricciardo: «Wie eine Droge»

Von Mathias Brunner
China-GP-Sieger Daniel Ricciardo

China-GP-Sieger Daniel Ricciardo

​Daniel Ricciardo über den Sieg in China: «Manchmal frage ich mich, wieso ich mir ausgerechnet diesen Sport ausgesucht hast. Und dann gewinnst du Rennen wie Shanghai – das wiegt 50 Tiefschläge auf.»

China-GP-Sieger Daniel Ricciardo brauchte einige Zeit, um nach der Zielflagge in Shanghai endlich durchatmen zu können. Dann teilte der 28jährige Australier mit uns, was er über seinen sechsten Grand-Prix-Triumph denkt.

«Dieser Sport ist schon verrückt. Noch vor einer Woche verliess ich die Bahrain-Rennstrecke mit hängendem Kopf – Aus schon nach zwei Runden. Die Formel 1 kann dich frustrieren, weil so viele Zutaten nötig sind, damit ein Sieg herausspringt. Manchmal frage ich mich, wieso ich mir ausgerechnet diesen Sport ausgesucht hast. Es gibt so viele Faktoren, die nicht in meiner Kontrolle liegen. Und dann gewinne ich ein Rennen wie Shanghai und weiss wieder – das wiegt 50 Tiefschläge auf.»

Daniel Ricciardo: «Noch ist nicht eingesickert, was an diesem Sonntag passiert ist. Ich habe jetzt sechs Rennen gewonnen, viele sind das eigentlich nicht. Aber alle Siege kamen unter ganz besonderen Bedingungen zustande. Vor etwas mehr als 24 Stunden machte ich mich darauf gefasst, wegen des Motorwechsels wohl vom letzten Platz ins Rennen gehen zu müssen. Und nun stehe ich als Sieger hier. Das ist doch völlig durchgeknallt.»

Daniel Ricciardo wird für seine fabelhaften Überholmanöver mit Lob überschüttet. Aber was sagt er selber eigentlich dazu? Daniel, fast ein wenig verlegen: «Gewisse Gelegenheiten kommen nur einmal, da musst du zugreifen! Bei der Safety-Car-Phase und der schnellen Reaktion unserer Mannschaft war mir bald klar – mit diesen weichen Reifen geht was. Zunächst dachte ich: „Okay, vielleicht schaffe ich hier einen Podestplatz.“ Aber dann erkannte ich, um wie viel schneller wir mit den weichen Pirelli fahren konnten. Zudem waren sie in prachtvollem Zustand. Da dachte ich erstmals an den Sieg.»

«Was die Angriffe angeht: Auch wenn ich den Luxus habe, in einem schnelleren Auto zu sitzen – zu lange hinter einem Gegner warten, das ist nicht mein Ding.»

«Valtteri zum Beispiel hat sich sehr hartnäckig verteidigt, aber da war mein Angriff längst am Laufen, und ich konnte nicht mehr abbrechen. Es wurde knapp, aber ich finde, es blieb alles in einem fairen Rahmen. Es macht unheimlich Spass, wenn du Rad an Rad mit den anderen Piloten fahren kannst, das ist für die Fans eine Schau und auch für mich schöner als einen Gegner einfach dank des verstellbaren Heckflügels zu überholen.»

Wieso gab es eigentlich von Daniel Ricciardo keinen Schampus aus dem Rennstiefel für Kimi und Valtteri? Daniel lacht: «Ich hatte so viel Champagner versprüht, dass nur noch wenig in der Flasche übrig war, und unser Mechaniker Genty hatte für mich Priorität.»

Auf dem Siegerpodest gab es ein paar Sekunden, da dachten die GP-Fans: Jetzt fängt Daniel gleich an zu weinen. Ricciardo gibt zu: «Es waren unglaublich kraftvolle Emotionen. Während der Auslaufrunde konnte ich gar nicht aufhören zu lächeln, am Funk sagte ich wenig. Auf dem Podest dann wurde ich wirklich fast von Freudentränen übermannt.»

«Und während der anschliessenden Medienrunden musste ich immer wieder daran denken, wie dich dieser Sport herumwirbelt: In einer Woche bist du am Boden zerstört, in der folgenden schwebst du auf Wolke sieben. Das ist wie eine Droge. Jetzt haben wir es uns verdient, bis tief in die Nacht zu feiern!»

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