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Günther: Der harte Kampf des deutschen Top-Talents

Von Andreas Reiners
Maximilian Günther

Maximilian Günther

Maximilian Günther ist in der Formel 2 momentan der einzige deutsche Nachwuchsfahrer im Dunstkreis der Formel 1. Er macht das durch, woran viele Talente scheitern: Er kämpft den harten Kampf an die Spitze.

Maximilian Günther ist nicht nur bodenständig. Der 20-Jährige ist fokussiert, und dabei mit einer Portion Realismus ausgestattet, die durchaus ein wenig ungewöhnlich für das Alter ist. Alles Eigenschaften, die ihm geholfen haben auf dem Weg nach oben. Der ist alles andere als ein Selbstläufer, selbst wenn man mit einer Menge Talent gesegnet ist. Es ist ein steiniger Weg zu einer Zeit, in der nur noch Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg in der Formel 1 fahren.

Eine Momentaufnahme? Nicht nur, denn es ist schwieriger geworden für die Talente, nach oben zu kommen. Günther ist ein Paradebeispiel dafür, dass Talent alleine nicht mehr reicht.

Denn heutzutage ist man als Normalsterblicher mehr denn je auf Sponsoren angewiesen. «Die Suche wird immer schwieriger, weil es die typischen Sponsoren, die es vor 10, 15 Jahren noch gab, nicht mehr so gibt. Die Firmen wollen immer einen direkten Return haben, und den gibt es im Nachwuchsbereich so nicht», sagte Günther im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Es ist brutal schwer, das Ganze zu finanzieren. Du kannst so schnell sein wie du willst. Am Ende brauchst du das Budget.»

Klar: Je höher es geht, desto größer die Beträge. Bereits in der Formel 3 bewegt man sich recht zügig auf die Millionen-Marke zu, selbst der Kartsport ist für viele Nachwuchsfahrer nicht zu finanzieren.

«Durch Erfolge kannst du manche Türen öffnen», sagt Günther, sieht die Kehrseite des Sports aber auch überraschend nüchtern: Viele Talente stranden irgendwann einfach. «Das Finanzielle ist eben ein Teil, das muss man akzeptieren. Wenn es nicht weitergeht, dann ist es eben so.» Auch wenn dann die ganz großen Träume platzen.

Er kämpft um seinen Traum, Jahr für Jahr, immer wieder aufs Neue Sponsorenakquise, immer wieder der Überlebenskampf. Die Krux: Je jünger man ist, desto geringer ist auch das Interesse. «Ich habe immer versucht das zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann: Meine Leistung auf der Strecke», sagt Günther, der von seinen Eltern die volle Unterstützung und Rückendeckung bekommt. Der Vater ist Inhabers einer Versicherungsagentur, da ist das finanzielle Limit natürlich irgendwann erreicht. Aber für den Rest waren die Eltern immer da, der Papa fungiert inzwischen als Manager. «Ohne sie hätte das nicht funktioniert. Es geht vor allem darum, dass man zusammenhält, dass sie hinter mir stehen. Sonst hat man gar keine Chance. So haben wir uns Stück für Stück nach oben gearbeitet. Es ist brutal viel Arbeit, sehr hart», räumt er ein.

Im Winter stand er am Scheideweg. Nach drei Jahren in der Formel 3 war klar, dass er aufsteigen will und muss. Sein Vertrag als Test- und Ersatzfahrer für Mercedes in der DTM endete, dort gab es aufgrund des Ausstiegs aber nicht mehr die ganz große Perspektive. Gleichzeitig hielt er sich so viele Optionen offen wie möglich: Super Formula in Japan, Formel E, dazu die Formel 2. In jeder Serie absolvierte er Testfahrten.

«Um die Tests habe ich mich mit meinem Vater gekümmert. In der Formel E wurde ich von Jay Penske von Dragon Racing eingeladen. Ähnlich war es bei der Super Formula. Mit meinem Sponsor BWT haben wir geschaut, wo es hingehen kann. Und da hat der Formel 2-Test sehr viel Sinn gemacht», sagt Günther.

Er dockte in der Formel 2 bei Arden an, und ist zumindest schon mal im Dunstkreis der Formel 1 angekommen, der Unterbau der Königsklasse fährt im Rahmenprogramm. Parallel ist er auch Ersatzfahrer bei Dragon in der Formel E. «Das Formel-1-Flair bekommt man mit, das ist das höchste der Gefühle», schwärmt er.

Sein Hauptsponsor BWT hat einen extrem großen Teil dazu beigetragen, dass er Formel 2 fahren kann. Da nimmt auch gerne in Kauf, dass man in dem inzwischen fast schon kultigen Pink unterwegs ist. Auch wenn Arden nicht unbedingt das Team ist, mit dem man problemlos ganz oben mitfährt.

Klar: Natürlich verfolgt er Paydriver wie Lance Stroll oder Sergey Sirotkin, die es aufgrund ihrer Mitgift einfacher hatten. Stroll werden die Millionen seines Vaters immer wieder zum Nachteil ausgelegt. Fakt ist: Der Kanadier hat die Titel in den Nachwuchsserien geholt, auch gegen Günther, hatte aber eben auch ganz andere finanzielle Voraussetzungen als die Konkurrenz. Vorteile, die im unteren Bereich den Unterschied ausmachen.

Auch hier sieht Günther das Ganze sportlich. «Das ist Teil des ganzen Zirkus. Wenn ich anfange, mich darüber aufzuregen, konzentriere ich mich nicht mehr auf mich selbst.» Das muss er auch, in der Formel 2 weht noch einmal ein anderer Wind.

Nach seinem starken Debüt in Bahrain inklusive Podestplatz gab es am Wochenende in Baku Elektronikprobleme freitags in der Qualifikation, Strafversetzung für das Samstagsrennen wegen eines Formalfehlers im Team für beide Arden-Piloten und der Ausfall, nachdem ihm ein Kontrahent ans linke Hinterrad gefahren war. Auch im Sonntagsrennen schied er aus, weil eine umherfliegende Plastiktüte seinen Kühler verstopft hatte. Doch Günther schaut schon wieder nach vorne. Wieder zurückkämpfen: Das kennt er bereits, das macht er seine ganze Karriere lang schon.

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