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Ricciardo und Verstappen: Crash-Fahrer sind kleinlaut

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo (vorne) und Max Verstappen

Daniel Ricciardo (vorne) und Max Verstappen

Die Red Bull Racing-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo wirkten nach dem Baku-GP wie Knirpse, die mit der Hand in der Kekskose erwischt worden sind: Reumütige Worte nach ihrer Kollision.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner spricht nach dem Crash seiner beiden Fahrer Max Verstappen und Daniel Ricciardo Klartext: «Die beiden haben das richtig versemmelt heute, und sie wissen das auch. Wir haben ihnen noch einmal klargemacht – sie sollen vorrangig im Interesse des Teams handeln, wenn’s recht ist.»

Hätte der Kommandostand von Red Bull eingreifen müssen, um den schnelleren Ricciardo an Verstappen vorbei zu lotsen? Max Verstappen findet: «Nein, denn es hat sich gezeigt, dass der Windschatten sehr wirkungsvoll war. Als ich hinten lag, fiel es mir leicht, wieder zu Daniel aufzuschliessen. Wir hatten ungefähr den gleichen Speed. Wir lagen deshalb die ganze Zeit so dicht beisammen.»

Vor dem Crash, so findet Max, «sind wir hart gefahren, aber fair. Wir haben uns genügend Platz gelassen. Einmal haben sich die Räder berührt. Aber das kann im Duell passieren. Was nachher passierte, das ist weniger gut. Jetzt müssen wir aus Baku etwas lernen und sicherstellen, dass das nie wieder vorkommt. Das liegt nicht nur an uns. Wir müssen das mit dem Team besprechen. Es kann auch nicht die Lösung sein, dass man uns nicht mehr frei fahren lässt.»

Auf die Frage, ob zwischen Max und Daniel alles in Ordnung sei, meint Verstappen: «Ja. Wir haben unmittelbar nach dem Rennen miteinander gesprochen und alles geklärt. Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, wer Schuld hat.»

Die zwei GP-Sieger gingen von den Plätzen 4 (Ricciardo) und 5 (Verstappen) ins Rennen. Alles begann beim Neustart nach der ersten Safety-Car-Phase. Da presste sich Verstappen am Australier vorbei.

Danach wirkte Ricciardo wie der schnellere Red Bull Racing-Fahrer. Das RBR-Duo lag zu diesem Zeitpunkt weit vor Kimi Räikkönen, der am Schluss Zweiter geworden ist. Verstappen beklagte sich über Probleme mit dem Laden der Batterie, Ricciardo berichtete am Funk über ähnliche Schwierigkeiten.

In Runde 13 versuchte es Ricciardo aussen, Felgen schliffen auf Felgen. In Runde 27 versucht es Ricciardo ein weiteres Mal. In Runde 35 dann ein dritter Versuch von Daniel, der China-Sieger überholte. Das schenkte ihm Priorität beim Boxenstopp, also kam er als Erster herein, um sich neue Reifen zu holen. Seine erste Runde war schwach. Weil inzwischen Verstappen volle Kanne fuhr, war Max nach dem eigenen Stopp wieder vor Ricciardo, und das ganze Spiel ging von vorne los.

Dann die 40. Runde: Ricciardo deutete auf der Geraden zu Start und Ziel hin aussen an, Verstappen verteidigte sich, also stach Daniel blitzartig nach innen, aber Max liess sein Auto herübertragen. Damit hatte Ricciardo keinen Platz mehr und konnte mit Tempoüberschuss die Kollision nicht mehr verhindern.

Daniel Ricciardo kleinlaut: «Vielleicht haben wir eine gewisse Grenze überschritten. Ich bin ziemlich niedergeschlagen. Es ist schön, dass wir frei fahren durften. Wir lieben beide harten Sport. Es wurde einige Male ziemlich knapp, sogar samt Berührung. Aber leider war das noch nicht das Ende. Das alles ist keine angenehme Situation. Wir fühlen uns beide furchtbar. Als er sich gegen aussen verteidigte, erkannte ich die Lücke und riskierte alles. Was die Schuld angeht, so sollen das andere entscheiden.»

Auf die Frage, wie Ricciardo derzeit zu Verstappen steht, meint Daniel: «Es geht jetzt nicht um uns. Es geht darum, dass wir uns hinstellen und beim Team entschuldigen. So eine Situation will doch keiner von uns.»

Das Urteil der Rennkommissare: «Beide Fahrer haben zur Kollision beigetragen. Fahrer Nummer 33 (Verstappen) machte zwei Verteidigungsbewegungen, beide geringer Natur. Fahrer Nummer 3 (Ricciardo) gab zu, dass er seinen Angriff an die Innenseite zu spät ansetzte. Daher ist für uns klar – auch wenn der Unfall im Kern auf die Verteidigung von 33 zurückgeht, ist die 3 mitschuldig.» Die FIA beliess es daher bei einer Verwarnung.

Ein Blick ins Internet zeigt: Beim Umfragen auf den sozialen Netzwerken sehen drei von fünf Fans die Schuld eher bei Verstappen. Ein Fünftel findet: ein reiner Rennunfall. Nur 17 Prozent sehen die Schuld alleine bei Daniel Ricciardo.

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