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History: Mo Nunn – der Mann mit den drei Karrieren

Von Adam Cooper
Mo Nunn

Mo Nunn

​27. September 2018: An diesem Tag wäre Mo Nunn 80 Jahre alt geworden. Doch im Sommer 2018 haben wir den Mann mit den drei Rennkarrieren verloren, er starb an Folgen einer Lungenentzündung.

Mitte Juli verlor die Motorsportgemeinde einen höchst ungewöhnlichen Mann: Mo Nunn. Der Mann mit dem schütteren Haupthaar war Rennfahrer, dann GP-Rennstallbesitzer, später Renningenieur in seinem neuen Leben in Amerika. Nunn hatte im Spitzenrennsport drei Karrieren. Der Engländer musste sich Anfang 2018 verschiedene Male in Spitalpflege begeben, dann verstarb der Gründer des Rennstalls Ensign an den Folgen einer Lungenentzündung.

Der Mann, den alle nur Mo nannten, arbeitete mit einigen der besten Rennfahrer der Welt zusammen – mit Chris Amon, Jacky Ickx, Clay Regazzoni, Mario Andretti, Emerson Fittipaldi, Alex Zanardi und Juan Pablo Montoya. Wegen seiner geerdeten Art und für seine Arbeit wurde er überall bewundert und respektiert.

Millionenerbe Rikky von Opel und sein Vermögen standen hinter dem Formel-1-Projekt von Nunn, der mit ihm 1973 in den GP-Sport aufstieg. Von Opel und Nunn schlugen sich mit dem Modell MN01 (N173) beachtlich, für 1974 wurde der N174 (oder MN02) gebaut, doch nach einem katastrophal schlechten Training in Argentinien verliess von Opel das Team Knall auf Fall. Nunn sollte bis 1982 mit Ensign in der Formel 1 bleiben, später verkaufte er seine Team-Anteile an Teddy Yip und ging in die USA. Dort eroberte Nunn als Renningenieur von Emerson Fittipaldi (Patrick Racing) sowie von Alex Zanardi und Juan Pablo Montoya (Chip Ganassi Racing) einen CART-Titel nach dem anderen.

Um genau zu sein, hatte Nunn im Spitzenmotorsport drei Karrieren: Als Fahrer, als Teambesitzer, als Renningenieur. In der Formel 3 balgte er sich mit späteren Grand-Prix-Siegern, aber Nunn sah ein – das letzte Stück Talent für die grosse Laufbahn hatte er wohl nicht. Seine Einsätze in der Formel 1 waren meist von chronischer Geldnot geprägt. Das einte ihn mit Frank Williams, aber im Gegensatz zu Williams kam der grosse Durchbruch nie.

Nunn erfand sich neu und wurde in der IndyCar-Serie einer der begehrtesten Renningenieure. Besonders für Ovalrennen war seine Abstimmungsarbeit aus purem Gold.

Der 1938 in Walsall geborene Nunn fuhr zunächst Motorradrennen. 1962 stolperte in den Schauraum des Rennfahrers Chris Ashmore in West Bromwich. Er verliess ihn als Besitzer eines Cooper-Climax, den er später für einen Lotus eintauschte. Bis 1966 hatte er sich als Spitzenfahrer der Formel 3 etabliert. Seine Gegner waren Piloten vom Schlage Ronnie Petersons. Er fuhr sogar einen Werks-Lotus, aber als er – vor Lotus-Chef Colin Chapman verheimlicht – ein Formel-5000-Rennen bestritt, wurde er vor die Tür gestellt. Ohne Aussicht auf ein vergleichbar gutes Auto fand Nunn, die Zeit sei gekommen, mit 31 Jahren den Helm an den Nagel zu hängen und Konstrukteur zu werden.

Sein erstes Auto: Ein Formel 3. Bev Bond fuhr damit solide Ergebnisse heraus, die Bestellungen für Ensign-Rennwagen nahmen zu. Dann tauchte aus dem Nichts Rikky von Opel auf, und Nunn wagte den Sprung von der Formel 3 in die Formel 1.

Die Ensign waren in der Regel pflegeleichte Renner, meist durchdacht und simpel. Chris Amon fuhr für Mo Nunn, später Jacky Ickx und Clay Regazzoni. Oft errangen Ensign-Renner gute Ergebnisse gegen Gegner, die mit dem Zigfachen des Budgets von Mo arbeiteten. Nunn gab jungen Piloten die erste Formel-1-Chance, wie Marc Surer, Derek Daly oder Nelson Piquet.

Tiefpunkt 1980: Ein gebrochenes Bremspedal im Wagen von Clay Regazzoni in Long Beach, der Tessiner wurde in den Rollstuhl gezwungen. Danach war das Herz von Mo Nunn nicht mehr bei der Sache, er verkaufte seine Anteile an den Geschäftsmann Teddy Yip.

Mo Nunn wanderte in die USA aus. Er konnte sich ganz auf den Job des Ingenieurs konzentrieren, die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten – bei Bignotti/Cotter, Newman-Haas, Pat Patrick. An der Seite von Emerson Fittipaldi gewann Mo Nunn das Indy 500 und im gleichen Jahr 1989 auch den CART-Titel. 1996 führte er im Rennstall von Chip Ganassi Jimmy Vasser zum Meistertitel, dann folgten Siege und Titel mit Alex Zanardi und Juan Pablo Montoya.

Zur Saison 2000 hin baute Nunn das eigene Team auf, und erneut schug das Schicksal zu: Schwerer Unfall von Zanardi in der Lausitz, bei dem der Italiener beide Beine verlor.

Mo Nunns Karriere als IndyCar-Besitzer lief 2005 aus mit einem Einsatz beim Indy 500 aus, 2005 sperrte er seinen Rennstall zu.

Bis zuletzt war Mo Nunn technischer Berater von Chip Ganassi.

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