Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Piero Ferrari: «Michael Schumacher war ganz anders»

Von Mathias Brunner
Piero Ferrari (ganz rechts) bei der Präsentation des 2004er Formel-1-Ferrari

Piero Ferrari (ganz rechts) bei der Präsentation des 2004er Formel-1-Ferrari

​Piero Ferrari (73), Sohn des legendären Firmengründers Enzo Ferrari, spricht über Michael Schumacher: «Er war unfassbar präzise, er hat ständig alle Daten nach Hause genommen. Und er war sehr emotional.»

Vor einiger Zeit hat Piero Ferrari über die Formel 1 der Gegenwart gesprochen. Der Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari ist zwar enttäuscht davon, dass es 2018 nicht geklappt hat mit dem WM-Titel, aber der Italiener weiss: «Ferrari besitzt alle Ressourcen, um wieder Weltmeister werden zu können.»

Viele langjährige Grand-Prix-Fans rümpfen die Nase: Sprit sparen, die Energierückgewinnung managen, mit den Reifen haushalten – ist das alles noch Formel 1? Auch die Regel mit diesen drei Motoren pro Saison ist ihnen ein Dorn im Auge. Piero Ferrari ist da ganz pragmatisch, wie er meinem Kollegen Pino Allievi von der Gazzetta dello Sport erklärt hat: «Das bedeutet, dass wir gezwungen sind, standfestere Triebwerke zu bauen. Allerdings bedeutet die neue Regel nicht, dass wir die Kosten in den Griff bekommen, denn um mehr Zuverlässigkeit zu erreichen, sind viel mehr Forschung und Tests notwendig.»

Was Piero Ferrari nicht will: «Mir widerstrebt der Gedanke einer Vereinfachung der Motoren nach amerikanischem Modell. Wir haben doch für die Formel 1 grandiose Hybridmotoren gebaut, und das ist die direkte Zukunft auch für Serienaggregate. Für rein elektrische Lösungen brauchen wir mehr Zeit.»

Apropos Motoren: Gab es eigentlich einen Piloten, der mit den Triebwerken besonders feinfühlig gewesen ist? Piero Ferrari weiter: «Wer solche Antennen besass, der spürte sowohl Chassis wie Motor intensiv. Niki Lauda war ein solcher Fahrer. Besonders sensibel war auch Clay Regazzoni. Er hat uns den leistesten Muckser des Autos mitgeteilt in Zeiten, als es noch keine aufwändige Datenaufzeichnung gab.»

«Heute ist die Rolle des Piloten aufgrund des beschränkten Testprogramms eingegrenzt. Aber das letzte Urteil über ein Auto muss noch immer vom Piloten kommen. Aus den ganzen Simulationen und Daten muss das Richtige herausgelesen werden. Sebastian Vettel hat da besonders feinfühlige Sensoren. Fernando Alonso konnte das auch. Michael Schumacher war unfassbar präzise. Er hat die ganzen Daten jeweils mit nach Hause genommen, um sie dort in Ruhe zu analysieren.»

«Michael war auch ein emotioneller Fahrer, so wie es Vettel heute ist. Da gehen dem Piloten auch mal die Pferde durch. Das passiert bisweilen, wenn du unter dem ständigen Druck bist, Rennen zu gewinnen oder nicht zu verlieren.»

«Michael Schumacher wirkte immer ein wenig verschlossen. Aber er war gar nicht so. Bei einem Abendessen in privater Runde war er locker und sympathisch.»

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